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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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und Komponenten enthielten, für gewöhnlich eine Menge geistige Energie erforderten. Von dem anderen Wahrsagezauber war ich ohnmächtig geworden.
    Sie erriet meine Gedanken und nickte. »Man muss sich sehr konzentrieren – mehr als bei dem letzten Zauber. Aber auch wenn Sie es nicht hören wollen, Sie sind stärker geworden und werden es diesmal wahrscheinlich leichter haben als früher.«
    Ich runzelte die Stirn. Sie hatte recht. Ich wollte das nicht hören.
    Oder etwa doch?
    Ein Teil von mir wusste, dass ich mich weigern sollte, bei diesem Wahnsinn mitzumachen. Ein anderer Teil hatte Angst, dass sie mich in der Wüste sitzen lassen könnte, wenn ich ihr nicht half. Und noch ein anderer Teil war unheimlich neugierig darauf zu sehen, wie das alles funktionieren würde.
    Ich holte tief Luft, rezitierte die Beschwörung aus dem Buch und legte dann das Foto in die Mitte des Spiegels. Ich wiederholte die Beschwörung und nahm das Foto weg. Dann beugte ich mich vor, starrte auf die glänzende Oberfläche und versuchte, meinen Geist zu leeren und mich mit der Dunkelheit und dem Mondlicht eins werden zu lassen. Ein Summen von Energie durchströmte mich, viel schneller, als ich erwartet hatte. Doch in dem Spiegel änderte sich zunächst einmal nichts. Nur mein Bild blickte mir entgegen, und in dem schwachen Licht wirkte mein blondes Haar stumpf und sah schrecklich aus, weil ich vorhin noch darauf gelegen hatte und ein Haufen getrockneter Pflanzen in den Strähnen hing.
    Die Energie baute sich weiter in mir auf und wurde überraschend warm und beglückend. Ich schloss die Augen und versank darin. Ich fühlte mich, als triebe ich im Mondlicht, als wäre ich das Mondlicht. Ich hätte ewig so bleiben können.
    »Sehen Sie irgendetwas?«
    Ms Terwilligers Stimme bedeutete eine unwillkommene Störung in meinem glückseligen Zustand, aber ich öffnete gehorsam die Augen und blickte in den Spiegel. Mein Bild war verschwunden. Ein silbriger, grauer Nebel hing vor einem Gebäude, aber ich wusste, dass der Nebel nicht materiell war. Er entstand durch Zauberei, ein geistiges Hindernis, um meinen Blick auf das zu verbergen, was dahinterlag. Ich stärkte meinen Willen, drängte mit dem Verstand gegen diese Barriere, und nach einigen Augenblicken zerstob der Nebel.
    »Ich sehe ein Gebäude.« Meine Stimme hallte seltsam in der Nacht wider. »Ein altes, viktorianisches Haus. Dunkelrot, mit einer traditionellen, überdachten Veranda. Hortensien stehen davor. Da ist auch ein Schild, aber ich kann es nicht lesen.«
    »Können Sie erkennen, wo sich das Haus befindet?« Die Stimme meiner Lehrerin schien aus weiter Ferne zu kommen. »Sehen Sie sich um.«
    Ich versuchte, mich zurückzuziehen, mein Gesichtsfeld über das Haus hinaus zu erweitern. Es dauerte einige Augenblicke, aber allmählich schwenkte das Bild herum, als würde ich einen Film sehen. Ein Wohnviertel mit ähnlichen viktorianischen Häusern erschien, alle mit breiten Veranden und Kletterpflanzen. Es war ein schönes, geradezu perfektes Stück Geschichte in der modernen Welt.
    »Nichts Genaues«, antwortete ich ihr. »Nur eine malerische Wohnstraße.«
    »Gehen Sie weiter zurück. Betrachten Sie das größere Bild.«
    Ich tat wie geheißen, und es war, als schwebte ich in den Himmel empor und schaute auf das Viertel herab – wie ein Vogel. Die Häuser erstreckten sich in andere Wohnviertel, die schließlich in Industrie- und Gewerbegebiete übergingen. Ich bewegte mich weiter rückwärts. Die Unternehmen wurden immer dichter und von zahlreicheren Straßen durchzogen. Die Gebäude wurden höher und höher und verwandelten sich schließlich in eine vertraute Skyline.
    »Los Angeles«, sagte ich. »Das Haus steht am Rand von Los Angeles.«
    Ich hörte, wie scharf die Luft eingesogen wurde, gefolgt von: »Vielen Dank, Ms Melbourne. Das wäre dann alles.«
    Plötzlich wedelte eine Hand vor meinem Gesichtsfeld und zerstörte das Bild der Stadt. Sie zerstörte außerdem den Zustand von Euphorie, in dem ich mich befunden hatte. Ich schwebte nicht mehr, bestand nicht mehr aus Licht. Ich stürzte in die Realität hinab, in die felsige Wüstenlandschaft und in meinen muffigen Pyjama. Mit einem Mal fühlte ich mich erschöpft und zittrig, als könnte ich gleich ohnmächtig werden. Ms Terwilliger reichte mir eine Thermoskanne mit Orangensaft, den ich gierig trank. Als mir die Nährstoffe neue Kraft gaben, fühlte ich mich ein wenig besser. Intensive Magienutzung trieb den Blutzucker in den

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