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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Keller.
    »Hilft das denn?«, fragte ich, als ich die Thermoskanne geleert hatte. Eine nörgelnde Stimme in mir fragte mich vorwurfsvoll, wie viele Kalorien Orangensaft hatte, aber ich ignorierte sie. »War es das, was Sie wissen wollten?«
    Ms Terwilliger schenkte mir ein Lächeln, das nicht bis zu ihren Augen reichte. »Es hilft, ja. Ob es das war, was ich wollte?« Sie starrte ins Leere. »Nein, nicht direkt. Ich hatte gehofft, dass Sie irgendeine andere Stadt nennen würden. Eine Stadt in weiter, weiter Ferne.«
    Ich nahm mein Kreuz und legte es mir wieder um den Hals. Der vertraute Gegenstand brachte mir nach dem, was ich gerade getan hatte, ein Stückchen Normalität zurück. Außerdem erfüllte er mich wegen des euphorischen Hochgefühls, in das mich die Magie versetzt hatte, mit Schuldgefühlen. Menschen sollten keine Magie anwenden – und sie sollten sie ganz sicher nicht genießen. Ich strich mit den Fingern über das Kreuz und ertappte mich dabei, dass ich wieder an Adrian dachte. Ob er es je getragen hatte? Oder hatte er es nur als Glücksbringer behalten? Hatten seine Finger die Umrisse des Kreuzes nachgezeichnet, wie meine es oft taten?
    Ms Terwilliger sammelte ihre Sachen ein. Als sie aufstand, folgte ich ihrem Beispiel. »Was genau bedeutet das, Ma’am?«, fragte ich. »Dass ich Los Angeles gesehen habe?«
    Ich folgte ihr zurück zum Auto, doch sie antwortete nicht sofort. Als sie es schließlich tat, klang ihre Stimme anders als sonst, grimmig. »Es bedeutet, dass sie viel näher ist, als mir lieb ist. Es bedeutet auch, dass Sie, ob Sie es wollen oder nicht, Ihre magischen Fähigkeiten sehr, sehr schnell werden verbessern müssen.«
    Ich blieb stehen. Plötzlich wurde ich wütend. Genug war genug. Ich fühlte mich erschöpft. Sie hatte mich mitten in der Nacht hierhergeschleppt, und jetzt besaß sie die Dreistigkeit, eine solche Aussage zu machen, obwohl sie doch genau wusste, wie ich zu Magie stand? Schlimmer noch, ihre Worte machten mir Angst. Was hatte ich mit alledem zu tun? Es war ihr Zauber, ihre Sache. Doch sie hatte die Anweisung mit einem solchem Nachdruck, mit einer solchen Gewissheit erteilt, dass es beinahe so schien, als sei ich der Grund, warum wir hier in dieses Ödland gekommen waren.
    »Ma’am …«, hob ich an.
    Ms Terwilliger fuhr herum und beugte sich zu mir vor, sodass uns nur wenige Zentimeter voneinander trennten. Ich schluckte meinen Zorn, den ich gerade in Worte fassen wollte, herunter. Ich hatte sie noch nie so erlebt. Sie wirkte zwar nicht beängstigend, aber da war eine Intensität, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, ganz anders als die zerstreute Lehrerin, die ich sonst kannte. Außerdem wirkte sie … verängstigt. Leben oder Tod.
    »Sydney«, sagte sie. Sie benutzte meinen Vornamen nur selten. »Seien Sie versichert, dass dies kein Trick von mir ist. Sie werden Ihre Fähigkeiten verbessern, ob es Ihnen nun gefällt oder nicht. Und es liegt keineswegs daran, dass ich grausam bin, auch nicht daran, dass ich versuche, mir einen selbstsüchtigen Wunsch zu erfüllen. Es liegt nicht einmal daran, dass ich es hasse zu sehen, wie Sie Ihre Fähigkeiten verschwenden.«
    »Warum dann?«, fragte ich kleinlaut. »Warum muss ich mehr lernen?«
    Der Wind flüsterte um uns herum und blies einige der getrockneten Blätter und Blüten aus meinem Haar. Die Schatten, die wir warfen, bekamen etwas Unheil verkündendes, und das Licht des Mondes und der Sterne, das vorhin so göttlich gewirkt hatte, kam mir jetzt kalt und hart vor.
    »Weil«, sagte Ms Terwilliger, »es zu Ihrem eigenen Schutz ist.«

Kapitel 2
    Danach weigerte sich Ms Terwilliger, mir mehr zu sagen. Sie fuhr uns zurück in die Amberwood und schien kaum noch zu bemerken, dass ich da war. Immer wieder murmelte sie Dinge vor sich hin wie: »Nicht genug Zeit« und »Brauche mehr Beweise.« Als sie mich endlich absetzte, versuchte ich weitere Informationen aus ihr herauszupressen.
    »Was sollte das heißen, dass ich mich selbst schützen müsse?«, fragte ich. »Schützen wovor?«
    Wir parkten wieder in der Feuerwehrzufahrt, und sie trug noch immer diesen geistesabwesenden Ausdruck. »Ich werde es später erklären, morgen in unserer Sitzung.«
    »Ich kann doch nicht«, rief ich ihr ins Gedächtnis. »Ich reise gleich nach Schulschluss ab. Wissen Sie nicht mehr? Ich muss einen Flieger erwischen. Ich hab es Ihnen letzte Woche gesagt. Und gestern. Und vorhin.«
    Das weckte ihre Aufmerksamkeit. »Wirklich? Na ja. Dann werden

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