Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
wartete. Sie deutete auf die Eingangstür zu den Kreißsälen und wollte etwas sagen, doch da stürmte er schon auf eine Krankenschwester zu.
»Joanna Shepherd – wo ist sie?«
Gelassen schaute die Schwester den Mann in der schmutzigen Jeans und dem staubigen Hemd an, der völlig aufgelöst vor ihr stand, und hob eine Augenbraue. »Sind Sie der Ehemann?«
»Ich bin ihr Verlobter, ich bin der Vater des Kindes«, sprudelte Jake aufgeregt heraus. »Wo ist sie?«
Die Frau bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, ihr zu folgen. Sie liefen über einen Gang, und Jake kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich eine Tür öffnete.
»Hier, bitte.«
Hastig schob er sich an ihr vorbei, und hielt inne, als er das Bild sah, das sich ihm bot.
Auf einem Entbindungsbett lag Joanna, sichtlich erschöpft und mit wirrem, verschwitztem Haar. Ihr Gesicht war gerötet, sie war mit einem Laken zugedeckt, und in ihren Armen lag ein winziges Geschöpf, das mit geschlossenen Augen hingebungsvoll an ihrer Brust saugte.
Tränen stiegen in ihm auf, ein dicker Kloß setzte sich in seinem Hals fest, er schluckte mehrmals, nicht in der Lage, auch nur einen Ton herauszubringen.
Joanna hob den Kopf und lächelte ihn an. »Jake«, strahlte sie, »Jake, du hast einen Sohn.«
»Eigentlich müsste ich dir ja böse sein«, murrte Jake und sah glücklich auf den kleinen Benjamin herab, der einen seiner Finger fest umklammert hielt. »Wegen dir habe ich den besten Moment verpasst.«
Joanna lachte. »Oh, so weit ich mich erinnern kann, warst du im besten Moment anwesend, sonst gäbe es das kleine Bündel hier nicht.«
Vorwurfsvoll schaute er sie an. »Das habe ich gerne, kaum einen Tag auf den Beinen, und gleich wieder frech werden. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Sorgen ich mir gemacht habe, als Steve kam und mir erzählt hat, dass das Baby unterwegs ist?«
»Es tut mir leid«, sagte sie zerknirscht, »ich konnte ja nicht ahnen, dass der Kleine es so eilig haben würde. Das nächste Mal höre ich auf dich, versprochen.«
Überrascht hob er die Augenbrauen. »Das nächste Mal? Hast du mir nicht gesagt, du würdest dir das nicht noch einmal antun?«
»Ja, aber das war vorher.« Joanna lächelte. »Schau ihn dir doch nur an, er ist so perfekt, und ich finde, er sollte irgendwann eine ebenso perfekte, kleine Schwester bekommen.«
»Liebling«, er legte seine Hände um ihr Gesicht und küsste sie zärtlich, »er ist das Schönste, was du mir schenken konntest, und ich würde mich freuen, wenn wir noch mehr Kinder haben würden. Wir werden das jedoch nicht überstürzen, du musst dich jetzt erst einmal ein bisschen erholen. In ein paar Tagen hole ich dich aus der Klinik ab und dann wirst du eine Menge zu tun haben. Schließlich musst du dich nicht nur um Benjamin kümmern, sondern auch um seinen anspruchsvollen Vater.«
»Ach Jake«, sie griff nach seiner Hand und schmiegte ihre Wange hinein. »Ich bin so furchtbar glücklich, manchmal denke ich, es ist zu schön, um wahr zu sein. Glaubst du, das wird so bleiben?«
»Ja Liebling, das wird es«, betonte er, »und es wird noch viel besser werden. Wir haben jetzt alles, was wir uns gewünscht haben, und niemand wird uns das mehr nehmen können.«
20
Seit Olivia nach Magnolia Haven zurückgekehrt war, konnte sie an nichts anderes denken, als daran, wie sie Jake zurückholen könnte. Der Gedanke, dass er irgendwo mit diesem kleinen Flittchen zusammenlebte, gefiel ihr überhaupt nicht, genau wie die Tatsache, dass Tom jetzt hier das Regiment führte. Es blieb ihr nicht verborgen, dass er mit vollen Händen das Geld aus dem Fenster warf, ebenso wenig wie die seltsame Beziehung, die er zu Robert Hines unterhielt.
Obwohl die beiden versuchten, es zu verbergen, war ihr nur allzu klar, was sich in Toms Schlafzimmer abspielte. Wenn sie nur im Entferntesten daran dachte, drehte sich ihr der Magen um.
Sie wagte es jedoch nicht, etwas zu Tom zu sagen, auch nicht über seine Verschwendungssucht. Seine brutale Ader war ihr nur zu gut bekannt, und abgesehen davon war ihr klar, dass er sie sehr schnell auf die Straße setzen würde, wenn sie es wagen würde, aufzubegehren.
Also war sie ruhig, machte gute Miene zum bösen Spiel, und suchte insgeheim nach einer Möglichkeit, Jake zu finden.
Jake. Sie presste die Lippen zusammen. Jake war der Mann, den sie schon seit Jahren haben wollte. Bereits als sie noch mit seinem Bruder Andrew verheiratet gewesen war, hatte sie Jake begehrt. Sie hatte ihn eines
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