Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
mir liegen, und das ist mit dem Bauch ja leider etwas schwierig.«
»Jake, du bist unmöglich.« Sie knuffte ihn spielerisch in die Rippen. »Bald ist damit sowieso erst einmal für eine Weile Schluss, gewöhn dich am besten schon mal an den Gedanken.«
»Oh, ich bin mir sicher, dass wir dafür eine andere Lösung finden werden«, schmunzelte er. Dann packte er sie, hob sie auf seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer. »Und bis dahin sollte ich die Zeit wohl noch ausgiebig nutzen.«
Die folgenden Tage vergingen wie im Flug. Obwohl Jake es gar nicht gerne sah, dass Joanna jetzt noch alleine mit dem Auto unterwegs war, besuchte sie Carol so oft wie möglich. Sie konnte sich gar nicht sattsehen an dem kleinen Wesen, das rosig und zufrieden in der Wiege lag.
»Sie ist wirklich bezaubernd«, schwärmte Joanna immer wieder, und konnte es kaum abwarten, endlich ihr eigenes Kind in den Armen zu halten.
Unterdessen hatte die Baumwollernte begonnen. Jake war den ganzen Tag auf den Feldern, zusammen mit Taylor und ein paar anderen Männern, die ihn tatkräftig unterstützten. Wenn er abends nach Hause kam, war er völlig erschöpft, doch er strahlte jedes Mal, und Joanna sah, wie viel Freude ihm seine Arbeit machte.
»Die Baumwolle ist von erstklassiger Qualität«, erklärte er zufrieden. »Wir werden eine Menge Geld damit verdienen, und dann bekommst du alles, was dein Herz begehrt.«
»Jake«, bremste Joanna ihn, »Ich habe alles, was ich brauche. Du bist bei mir, und unser Baby wird da sein, mehr wünsche ich mir nicht.«
Er lächelte nur und sagte nichts. Im Hinterkopf hatte er jedoch das Versprechen, welches er Elisabeth gegeben hatte, und nahm sich vor, sich nach der Ernte und dem Verkauf mit Phillip Carlisle in Verbindung zu setzen. Bestimmt würde dieser ihm einen Rat geben können, wie er es anstellen könnte, Elisabeth aus dem »Red Lantern« herauszuholen.
Der Gedanke daran, wie glücklich Joanna sein würde, wenn sie ihre Mutter in die Arme schließen könnte, beflügelte ihn, und er arbeitete wie ein Besessener.
Joanna hingegen haderte immer noch damit, dass Jake ihr nach wie vor keine Gelegenheit gab, ihm endlich alles zu erzählen. Jedes Mal, wenn sie mit diesem Thema anfing, wich er ihr aus und blockte sofort alles ab, und sie fragte sich, ob es ihr je gelingen würde, ihn zu einem Gespräch zu bewegen.
Als sie eines Morgens bei Carol saß und sich mit ihr darüber unterhielt, spürte sie auf einmal einen ziehenden Schmerz im Bauch. Überrascht unterbrach sie ihren Satz und horchte in sich hinein. Doch es schien wieder vorbei zu sein, also konzentrierte sie sich auf die kleine Alicia, die sanft und selig im Arm ihrer Mutter lag und schlummerte.
Aber kurz darauf trat das Ziehen erneut auf, und sie wurde blass.
»Carol«, sagte sie nervös, »ich glaube, es ist so weit.«
Die Freundin war gerade von Alicia abgelenkt und registrierte zunächst gar nicht, was Joanna gesagt hatte.
»Was?« Sie hob den Kopf, und als sie Joannas angespanntes Gesicht sah, fuhr sie erschrocken zusammen. »Oh mein Gott – das Baby?«
Joanna nickte. »Ja, ich denke schon.«
Sofort sprang Carol auf. »Ich fahre dich nach Lubbock in die Klinik.«
»Jake – ich muss Jake holen«, erklärte Joanna hilflos.
»Dafür ist jetzt keine Zeit mehr«, entschied Carol. »Ich rufe Steve an, er soll aufs Feld rausfahren und ihm Bescheid sagen.«
Wenig später hatte sie telefoniert, Alicia in ihrem Babysitz im Auto verstaut und Joanna auf den Beifahrersitz verfrachtet. Unterwegs warf sie ständig besorgte Blicke auf Joanna, deren Schmerzen inzwischen beträchtlich zugenommen hatten und in immer kürzeren Abständen kamen.
»Hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig«, murmelte sie unbehaglich. »Ich weiß nicht ob ich als Hebamme geeignet bin.«
»Oh Gott, sag doch nicht so etwas«, stöhnte Joanna. »Hast du nicht gesagt, bei dir hat es die ganze Nacht gedauert?«
»Ja, aber so wie es aussieht, scheint es bei dir wohl etwas schneller zu gehen.«
»Nicht nur schneller, sondern auch noch früher – der Termin wäre erst in zwei Wochen gewesen. Jake wird mich umbringen, er war sowieso nicht begeistert, dass ich die ganze Zeit noch alleine unterwegs war.«
»Jetzt mach dir keine Gedanken um Jake, bete lieber, dass wir rechtzeitig in die Klinik kommen«, erwiderte Carol trocken und trat das Gaspedal durch.
»Wo ist sie?«
Voller Panik stürzte Jake auf Carol zu, die vor der Entbindungsstation auf einem Stuhl saß und
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