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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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schmalen Rissen im Berg, stieg Schwefelrauch auf. Der Schnee wurde weniger, die kahlen Stellen häufiger. Als Magnus die Hand auf die schwarze Lava legte, wurde ihm auch der Grund klar. Der Stein war warm.Unter ihm, nicht sehr weit unten, brodelte der Vulkan vor sich hin.
    Der Ausblick vom Gipfel war überwältigend. Ganz Island lag ihnen zu Füßen: breite Flussläufe, schroff e Berge, gewaltige Gletscher.
    »Das ist Wahnsinn, wenn man sich vorstellt, wie die drei Brüder vor tausend Jahren hier hochgestiegen sind«, sagte Magnus. »Ich meine Ísildur, Gauk und Ásgrím.«
    »Stimmt.«
    Magnus sah sich um. »Wo wohl damals der Krater war, in den sie den Ring werfen wollten?«
    »Wer weiß?«, gab Ingileif zurück. »Mein Vater hat sich ständig den Kopf darüber zerbrochen. Seit den Tagen der Sagas hat der Berg sich noch oft verändert.«
    »Was hast du jetzt mit der Saga vor? Willst du sie immer noch verkaufen?«
    Ingileif schüttelte den Kopf. »Wir vermachen sie dem Árni-Magnusson-Institut. Aber davor überlasse ich sie ein Jahr lang Lawrence Feldman für so viel Geld, dass ich die Galerie damit auslösen kann. Birna bekommt natürlich auch ihren Anteil.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    »Ja. Sie kam von Lawrence, aber ich finde, damit können wir alle leben. Ich glaube, er hat Schuldgefühle.«
    »Zu Recht.« Magnus ließ sich noch einmal durch den Kopf gehen, was in den vergangenen zwei Wochen geschehen war. Er fragte sich, ob sie den Ring jemals finden würden. Péturs Leiche war noch nicht aufgetaucht, offenbar konnte es Tage oder Wochen dauern, bis der Wasserfall sie ausspie. Irgendwie hoffte Magnus, dass der Ring für immer dort bleiben würde, tief im Gullfoss.
    Aber das konnte er nicht zu Ingileif sagen. Schließlich war es ihr Bruder, der da lag.
    »Los, komm!«, sagte Ingileif. Sie stieg links von dem Pfad, den sie heraufgekommen waren, den Berg hinunter. Der Untergrund war hier so warm, dass kaum noch Schnee lag. Ingileif ging aneinem alten Krater entlang und blieb vor einer schmalen Rauch spirale stehen, die sich aus einem Riss im Boden wand.
    »Sei vorsichtig!«, mahnte Magnus. Der Schnee und die Lava, auf der Ingileif stand, sahen nicht sehr vertrauenerweckend aus. In der Luft lag ein starker Schwefelgeruch.
    Sie holte etwas aus ihrer Tasche.
    »Was ist das?«, fragte Magnus.
    »Der Ring.«
    »Der Ring? Ich dachte, den hätte Pétur!«
    »Er hat ihn mir gegeben. Ich glaube, er wollte damit meine Meinung ändern.«
    »Aber das hast du niemandem erzählt!«
    »Ich weiß.«
    Magnus war nur einen Meter von Ingileif entfernt. Er verspürte den unbändigen Wunsch, den Ring zu betasten, den Auslöser von so viel Schmerz und Leid in den letzten zwei Wochen zu berühren. Ach was, in den letzten zwei Wochen! Im letzten Jahrtausend. »Was hast du mit ihm vor?«
    »Was glaubst du wohl?«, gab Ingileif zurück. »Ich werde ihn in den Schlund der Hölle werfen. So, wie es mein Großvater von mir erwartet hätte. So, wie es Ísildur tun wollte.«
    »Tu das nicht!«, warnte Magnus.
    »Warum nicht? Es ist das einzig Richtige.«
    »Warum nicht? Weil er eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen ist, die dieses Land je erlebt hat. Ich meine, ist er echt? Hast du dich das nicht auch die ganze Zeit gefragt? Wie alt ist er wohl? Hat Högni oder jemand anders ihn vor achtzig Jahren versteckt? Oder ist er tatsächlich viele Jahrhunderte alt? Oder sogar noch älter? Stammt er wirklich vom Rhein, aus der Zeit von Attila dem Hunnen? Verstehst du das denn nicht? Das sind faszinierende Fragen, schon ohne die Verbindung zu Tolkien. Und die könnten von Archäologen beantwortet werden.«
    »Ja, natürlich sind das faszinierende Fragen«, sagte Ingileif. »Und ich kann dir versichern, er ist wirklich aus Gold. Innen ist eine inRunen gekratzte Inschrift, die ich allerdings nicht entziffern konnte. Aber egal, was da steht, es ist böse. Der Ring hat genug Schaden in meiner Familie angerichtet. Ich will ihn loswerden.«
    »Nein, Ingileif, warte!« Magnus verspürte den überwältigenden Drang, ihr den Ring zu entreißen.
    Ingileif lächelte. »Ich wollte, dass du mit mir hier heraufkommst, weil ich sichergehen wollte, dass ich stark genug bin. Aber jetzt schau dich mal an!«
    Magnus sah den Ring zwischen Ingileifs Daumen und Zeige finger. Er wusste nicht, ob er zehn Jahre oder tausend Jahre alt war. Aber er wusste, dass sie recht hatte.
    Er nickte.
    Ingileif bückte sich und warf den Ring in den Felsspalt.
    Es gab keinen

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