Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
dass ich wieder zu ihr gehe?«
    »Wenn du willst.«
    »Ich hätte nur gern, dass mich ein Inspektor in das Wartezimmer zurückbringt und dabei grob mit mir umgeht.«
    »Noch immer keine Nachricht von Alfred?«
    »Sie auch nicht?«
    Maigret schickte sie zurück, wie sie es verlangt hatte, und der Inspektor kam mit eigenartigem Lächeln wieder.
    »Was ist passiert?«
    »Fast gar nichts. Als ich an der Alten vorbeigegangen bin, hat sie schützend den Arm gehoben, als ob sie damit rechnete, dass ich sie schlagen würde. Die Bohnenstange war kaum hier aus dem Büro heraus, da hat sie angefangen zu weinen!«
    Madame Maigret rief an, um zu erfahren, ob ihr Mann etwas gegessen habe.
    »Dann soll ich also nicht auf dich warten?«
    »Nein, bitte nicht.«
    Er hatte Kopfschmerzen. Er war mit sich selbst und mit den anderen unzufrieden. Vielleicht war er auch ein wenig unruhig. Er fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn plötzlich ein Telefonanruf von Maria van Aerts käme und die Frau mitteilte, sie habe ihre Pläne geändert und hielte sich seelenruhig in irgendeiner Stadt auf.
    Er trank ein Glas lauwarm gewordenes Bier, empfahl, neues heraufkommen zu lassen, bevor das Lokal schloss, und ging wieder in sein Büro, wo Janvier das Fenster geöffnet hatte. Der Geräuschpegel der Stadt war auf null zurückgegangen. Von Zeit zu Zeit überquerte ein Taxi den Pont Saint-Michel.
    Er setzte sich mit hängenden Schultern. Janvier verließ den Raum. Nach einem langen Schweigen sagte er nachdenklich:
    »Ihre Mutter bildet sich offenbar ein, ich foltere Sie.«
    Er war überrascht zu sehen, wie sein Gesprächspartner ruckartig den Kopf hob, und zum ersten Mal las er in seinen Zügen Unruhe.
    »Was hat man ihr bloß erzählt?«
    »Das kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich stammt das von dem Dämchen, das mit ihr da draußen wartet. Diese Art von Personen erfindet gern Geschichten, um sich interessant zu machen.«
    »Kann ich sie sehen?«
    »Wen?«
    »Meine Mutter.«
    Maigret tat so, als sei er sich unschlüssig, als erwäge er das Für und Wider, und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Nein«, entschied er. »Ich glaube, ich werde sie selbst verhören. Und ich überlege noch, ob ich nicht auch Eugénie holen lassen soll.«
    »Meine Mutter weiß nichts.«
    »Und Sie?«
    »Ich auch nicht.«
    »Dann spricht also nichts dagegen, dass ich sie so vernehme, wie ich Sie vernommen habe.«
    »Haben Sie denn überhaupt kein Mitleid, Kommissar?«
    »Mit wem?«
    »Mit einer alten Frau.«
    »Maria wäre sicher auch gern eine alte Frau geworden.«
    Er ging im Büro hin und her, die Hände auf dem Rücken verschränkt, aber was er erwartete, trat nicht ein.
    »Du bist wieder dran, Janvier! Ich werde mir mal die Mutter vorknöpfen!«
    In Wirklichkeit wusste er noch nicht, ob er es tun sollte oder nicht. Janvier berichtete später, er habe den Chef noch nie so erschöpft und so brummig erlebt wie in jener Nacht.
    Es war ein Uhr früh geworden. Alle im Haus hatten den Mut sinken lassen, und hinter dem Rücken des Kommissars wurden verzweifelte Blicke gewechselt.

8
Man erlebt, wie sich die Bohnenstange die Würmer aus der Nase ziehen lässt, und Maigret entscheidet sich endlich, einem anderen Gegner gegenüberzutreten
    Maigret verließ gerade das Dienstzimmer der Inspektoren, um nach dem Übersetzer zu sehen, als einer der Männer der Reinigungskolonne, die seit einer halben Stunde durch das Gebäude schwärmten, auf ihn zutrat und verkündete:
    »Da ist eine Dame, die Sie sprechen möchte.«
    »Wo?«
    »Es ist eine der beiden, die im Wartezimmer gesessen haben. Es sieht so aus, als sei ihr übel geworden. Sie ist ganz bleich wie jemand, der gleich ohnmächtig wird, in das Büro gekommen, das ich gerade ausfegte, und hat mich einfach gebeten, Ihnen Bescheid zu sagen.«
    »Die alte Dame?«, fragte Maigret stirnrunzelnd.
    »Nein, die junge.«
    Die meisten der auf den Korridor führenden Türen standen offen. Im übernächsten Büro erblickte der Kommissar Ernestine, die eine Hand auf ihre Brust gelegt hatte und mit trübseliger Miene ein paar hastige Schritte tat, als müsste sie ihn dringend etwas fragen.
    »Machen Sie die Tür zu«, flüsterte sie, als er vor ihr stand.
    Und als das geschehen war:
    »Uff! Ich konnte wirklich nicht mehr, aber schlecht ist mir nicht. Ich habe Theater gespielt, um eine Ausrede zu haben, die da für einen Moment zu verlassen. Was nicht heißen soll, dass ich völlig auf dem Damm bin. Sie haben nicht zufällig einen Schnaps

Weitere Kostenlose Bücher