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Maigret zögert

Maigret zögert

Titel: Maigret zögert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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mich?«
    »Sie haben Antoinette gehasst, nicht wahr?«
    »Sie nennen sie auch bei ihrem Vornamen?«
    »Wer tut das hier sonst noch?«
    »Gus, zum Beispiel. Bei meinem Mann weiß ich es nicht. Er wäre fähig, mit ihr zu schlafen und sie dabei feierlich mit Mademoiselle anzusprechen.«
    »Sie ist tot.«
    »Na und? Soll man einen Menschen, nur weil er tot ist, mit allen Tugenden behängen?«
    »Was haben Sie vergangene Nacht getan, als Ihre Schwester, die Sie vom >Crillon< nach Hause begleitet hatte, gegangen war?«
    Sie runzelte die Brauen, erinnerte sich, lachte höhnisch.
    »Ich hatte vergessen, dass Sie das Haus mit Polizisten bespickt haben... Schön... Stellen Sie sich vor, ich hatte Kopfschmerzen, nahm ein Aspirin und versuchte zu lesen, bis die Tablette wirkte. Sehen Sie, das Buch liegt noch dort, und wenn Sie nachschauen, finden Sie auf Seite zehn oder zwölf ein Lesezeichen. Ich bin nicht sehr weit gekommen...
    Ich habe mich hingelegt, aber ich konnte nicht einschlafen. Das passiert mir oft, und mein Arzt weiß das.«
    »Doktor Martin?«
    »Doktor Martin ist der Arzt meines Mannes und der Kinder. Ich habe meinen eigenen Arzt, Doktor Pommeroy, der am Boulevard Haussmann wohnt. Ich bin Gott sei Dank nicht krank!«
    Die Worte klangen energisch, fast herausfordernd.
    »Ich mache keine Therapie, keine Diät...«
    Womit sie wohl indirekt ausdrücken wollte: Nicht wie mein Mann! Aber sie sagte es nicht und fuhr fort:
    »Das einzige, worüber ich zu klagen habe, ist Schlaflosigkeit. Manchmal liege ich bis drei Uhr morgens wach. Das ist zermürbend und zugleich auch schmerzhaft.«
    »War das letzte Nacht der Fall?«
    »Ja.«
    »Machten Sie sich Sorgen?«
    »Über Ihren Besuch?« kam es schlagfertig.
    »Vielleicht über die anonymen Briefe, über die Stimmung, die sie verursacht haben?«
    »Also, ich kann schon seit Jahren nicht vernünftig schlafen, und da gab es noch keine anonymen Briefe... Jedenfalls bin ich schließlich aufgestanden und habe eine von den Schlaftabletten genommen, die mir Doktor Pommeroy verschrieben hat. Wenn Sie die Packung sehen wollen...«
    »Warum sollte ich sie mir ansehen?«
    »Ich weiß nicht. In Anbetracht der Fragen, die Sie mir gestern gestellt haben, muss ich auf alles gefasst sein. Trotz der Schlaftablette konnte ich erst nach einer halben Stunde einschlafen, und als ich aufwachte, war ich erschrocken, dass es schon halb zwölf war.«
    »Mir war, als würden Sie oft spät aufstehen?«
    »Nicht so spät. Ich habe nach Lise geläutet. Sie hat mir auf einem Tablett Tee und Toast gebracht. Sie hat die Vorhänge aufgezogen, und da erst habe ich ihre rotgeweinten Augen gesehen.
    Ich habe sie gefragt, warum sie weint. Da hat sie wieder zu schluchzen begonnen und gesagt, dass ein Unglück im Haus geschehen sei, und ich habe gleich an meinen Mann gedacht...«
    »Haben Sie geglaubt, ihm sei etwas zugestoßen?«
    »Meinen Sie, dieser Mann sei gesund? Vergessen Sie, dass sein Herz jeden Augenblick versagen kann, so wie das übrige?«
    Auf den Ausdruck »wie das übrige« wollte er jetzt nicht eingehen, er hob es sich für später auf.
    »Dann hat sie mir endlich gesagt, dass Mademoiselle Vague getötet worden war und dass es im Haus von Polizisten wimmelte.«
    »Was war Ihre erste Reaktion?«
    »Ich war so betroffen, dass ich erst einmal einen Schluck Tee trinken musste. Dann eilte ich in das Büro meines Mannes... Was wird mit ihm geschehen?«
    Er spielte den Begriffsstutzigen.
    »Mit wem?«
    »Mit meinem Mann... Sie werden ihn doch nicht ins Gefängnis sperren? Bei seiner schwachen Gesundheit...«
    »Warum sollte ich Ihren Mann ins Gefängnis sperren? Erstens unterliegt das nicht meiner Befugnis, sondern der des Untersuchungsrichters, und zweitens sehe ich zum jetzigen Zeitpunkt auch keinerlei Grund, Ihren Mann zu verhaften.«
    »Aber wen verdächtigen Sie dann?«
    Er gab ihr keine Antwort. Mit bedächtigen Schritten ging er auf dem blauen Teppich mit dem gelben Rankenmuster auf und ab. Sie hatte sich, wie tags zuvor, in dem Lehnsessel niedergelassen.
    »Warum, Madame Parendon«, begann er, jede Silbe betonend, »hätte Ihr Mann seine Sekretärin umbringen sollen?«
    »Ist da ein Grund nötig?«
    »Gewöhnlich mordet man nicht, ohne ein Motiv zu haben.«
    »Manche Leute mögen in ihrer Phantasie einen Grund erfinden, glauben Sie nicht?«
    »Welcher wäre das im vorliegenden Fall?«
    »Wenn sie nun zum Beispiel schwanger gewesen wäre?«
    »Haben Sie Grund zu der Annahme, dass sie schwanger

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