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Mailverkehr für Fortgeschrittene

Mailverkehr für Fortgeschrittene

Titel: Mailverkehr für Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mela Wolff
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aufblasbare Puppe hernehmen.
    Mal im Ernst: Nichts ist so attraktiv wie eine selbstbewusste Frau, die weiß, was Sie will. Eine, die sich weder ihres Verstandes noch ihres Körpers schämt. Die im Bett sagt, was sie will, und nicht nur da.
    Ich weiß, wovon ich spreche,
    Papa Mike
    Betrifft: Dämonen
    Von: H. Zimmermann
    Datum: 23. 11. 2012 16:34
    Hallo Mike,
    danke für den Hinweis. Entdecke gerade ganz neue Seiten an Dir … Nicht schlecht, muss ich zugeben.
    Ich selbst habe mir ein paar Tage Pause gegönnt, und an einer Storyline für meinen Roman gearbeitet. So langsam komme ich in Fahrt. Aber erst mal noch ein paar Einblicke in meine Recherche …
    Rate, wo ich gestern gewesen bin …
    Gegen halb elf war es. Kalter Regen glänzte auf dem Asphalt, in den Pfützen spiegelten sich die Straßenlaternen. Mein Herz klopfte im Takt meiner Stiefeltritte. Von außen war es nur ein unscheinbarer Laden, die Schaufenster mit schwarzen Lamellenjalousien verhängt. Der Eingang, etwas zurückgesetzt, lag im Dunkeln. Ich trat auf eine Stufe. Die Tür war abweisend. Fest verschlossen. Einlass nur für Eingeweihte. Links neben mir an der Wand prangte die Fratze eines grinsenden Wasserspeiers mit leuchtend blauen Augen. Wo, verflixt noch eins, war die Klingel?
    Ich weiß, ich weiß. Schön blöd. Du kennst den Laden ja, Du weißt, wie Du da reinkommst. Du bist ein Kerl. Und ich nur ein armes Weibsbild, ganz allein im Dunkeln …
    Ich war so nervös, konnte mich atmen hören, schnell und heftig. Es war wirklich stockfinster, und ich hatte meine Lesebrille nicht auf. Vor lauter Verzweiflung drückte ich auf die blauen Gargoyle-Augen. Nichts passierte. Ich fühlte mich dumm, klein, lächerlich. Was wollte ich hier überhaupt? Was verbarg sich hinter dieser Tür? Ein Abgrund des Schreckens, ein Hort der Perversionen? Die Hölle nach Hieronymus Bosch? (Guck Dir mal seine Bilder im Internet an: Albträume der Perversionen und Grausamkeiten.)
    Dann, endlich, entdeckte ich den Klingelknopf. Klein, unschuldig weiß und links neben mir auf Kniehöhe. Der war bestimmt für Rollstuhlfahrer, aber egal. Den anderen konnte ich einfach nicht finden. Ich atmete ein und presste meinen Zeigefinger darauf. Fast sofort schwang die Tür auf. Ich trat einen Schritt zurück, fluchtbereit. Doch es war kein Monster, das mich willkommen hieß, sondern eine nette blondgefärbte Frau um die dreißig, die ein ganz normales schwarzes Kleid trug, dazu schwarze Stiefel.
    Kann ich Dich gerade lachen hören?
    »Hallo, ich bin Kira«, sagte sie und streckte mir die Hand hin.
    Ihr freundliches Lächeln wirkte nicht aufgesetzt. Ich lächelte erleichtert zurück:
    »Ich bin …«
    Ups. Wer war ich? Sollte die »Kaktusblüte« ihre Maske ablegen und ihren wahren Namen verraten? Nein. Nicht hier und nicht heute.
    »Ich bin Alice.«
    War das Erste, was mir einfiel. Schließlich hatte sich gerade die Tür zum Wunderland für mich geöffnet.
    Kira bat mich herein und schloss die Tür hinter mir. Ich war verblüfft darüber, wie klein der Laden tatsächlich ist. Gleich neben der Tür eine Garderobe, mit Schließfächern für Taschen und so. Dann stand ich auch schon an der Bar. Schüchtern warf ich einen Blick nach rechts. Eine Sitzlandschaft aus schwarzem Leder, umgeben von bloßem Mauerwerk, das mit Schwarz-Weiß-Fotos von unbeweglich fixierten Menschen geschmückt ist. Gargoyles überall, kleine Dämonen, Wasserspeier, feixend, grinsend. Und über dem Sofa, an der Wand, prangte ein überdimensionaler Vogelkäfig, in dem es anstelle der Stange ein paar rote Kissen gab. Die Käfigtür stand offen, der Vogel war ausgeflogen.
    Ich bekam eine Ahnung davon, weshalb Du Dich hier wohlfühlst.
    »Ich hätte gerne ein Glas Rotwein, bitte.«
    SM und allzu viel Alkohol vertragen sich nicht, das hatte ich schon gelesen. Aber jetzt brauchte ich dringend einen Schluck.
    Es war ruhig. An der Bar, etwas weiter weg von mir, saß ein schlanker, schwarz gekleideter Mann mit dem Gesicht eines Marders: spitz, schnurrhaarig und flink. Ich trank. Hielt mich an meinem Glas fest und versuchte, gelassen zu wirken.
    Plötzlich ertönte ein Geräusch, das ich nur zu gut kannte. Das Klatschen einer Hand auf bloßem Fleisch. Jemand stöhnte leise. Es kam von irgendwo hinter mir. Ich rutschte auf meinem Barhocker herum. Mein Glas beschlug.
    Kira schaute mich an:
    »Du warst bestimmt schon mal hier?«
    Ich fühlte mich geschmeichelt. Schien einen professionellen Eindruck zu machen. Und beschloss dann

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