Mailverkehr für Fortgeschrittene
attraktiven Fremden. Der Mythos vom Mann, der die einsame Frau rettet. Vor sich selbst?
Früher war ich mal in Zorro verliebt, den coolen Mann mit der schwarzen Maske. Fand ich toll. Meine Liebesromane quellen nur so über von rettungswilligen Damen und den entsprechenden Herren, die ihnen bereitwillig zu Hilfe eilen.
Ich habe das Warten satt. Ich gehe da raus und hole mir, was ich brauche.
Oder wie Woody Allen sinngemäß bemerkte: Liebe ist die Antwort. Doch während ich auf die Antwort warte, stellt Sex ein paar verdammt gute Fragen.
Nur manchmal, so wie heute Nacht, habe ich Angst mich unterwegs zu verlaufen …
Hannah
PS: Noch was Witziges zum Schluss: Bei mir in der Markthalle gibt es einen kleinen Tierfutterladen, der auch Zubehör anbietet. Bin stehen geblieben, als ich die Hundeleinen sah … Befühlte schwarzes Leder und versuchte, das Pochen in meinem Schoß zu ignorieren. Und dann fand ich das schwarze Hundehalsband, Marke Chagrin (Schmerz).
Oh là là, la vie en rose … ;-)
Betrifft: Nachtschicht
Von: Gruber Bestattungen
Datum: 18. 11. 2012 22:12
Guten Abend, Hannah,
ja, ich habe mal wieder Nachtschicht. Die Toten kümmern sich nicht um Uhrzeiten.
Ich brauche keine Schläge, um mich daran zu erinnern, dass ich lebe. Ich muss nur mal runter in die Kühlkammer gehen und eines der Schubfächer aufziehen. Da liegen sie, kalt und tot. Ohne Maske. Nur noch eine leere Hülle.
Manchen muss ich wieder ein Gesicht aufmalen. Eine Maske anlegen, damit sich ihre lieben Hinterbliebenen am offenen Sarg nicht erschrecken. Den Tod maskieren.
Du lebst. Und setzt eine Maske auf, um Dich zu vergnügen. Die »Kaktusblüte« erlaubt Dir, eine Andere zu sein. Deine dunklen Anteile auszuleben. Nur zu! Aber lass die Maske nicht auf Deinem Gesicht festwachsen. Und überlege Dir, was Du wirklich willst.
Was macht Dein Roman? Hast Du schon mit dem Schreiben begonnen? Deine Recherchen sind zugegebenermaßen sehr anregend, aber ich bin neugierig, wie Du sie schriftlich umsetzen willst.
Habe ich erwähnt, dass auch ich hin und wieder mal ein Buch lese? Im »Steppenwolf« von Hermann Hesse kämpft ein Mann mit sich selbst. Da ist das Tier in ihm, der Wolf, der fressen, saufen, morden will. Ganz Trieb und Gelüste. Und da ist der Mensch, der denken und dabei Mozart hören will.
Schließlich entdeckt der Held, dass es zwei Möglichkeiten gibt, damit fertig zu werden. Entweder sich aufzuhängen oder aber es mit Humor zu nehmen.
Bestialische Grüße
Mike
PS: Du willst Dich also auf allen vieren an der Leine umherführen lassen? Anregende Vorstellung …
Muss jetzt los, einen neuen Kunden abholen. Gute Nacht.
Betrifft: Kundschaft
Von: H. Zimmermann
Datum: 18. 11. 2012 22:34
Mike, Du hast recht. Wird Zeit, dass ich loslege. Habe über meinen Roman schon eine ganze Weile nachgedacht. Kann mich nicht entscheiden, ob die Heldin mutig ist oder nur dumm. Oder sehr verzweifelt.
Es ist spät.
Gute Nacht.
Hannah
Betrifft: Aufmunterung
Von: Gruber Bestattungen
Datum: 19. 11. 2012 16:23
Hannah,
Du klingst deprimiert. Vielleicht wird es Zeit, Dich ein bisschen mehr an Papa Mikes Leben teilhaben zu lassen.
Damit Du siehst, dass auch das Dasein eines Westentaschencasanovas nicht immer leicht ist. Daher heute auch mal eine Geschichte für Dich:
Habe im »Galander« eine umwerfende Frau kennengelernt. Endlich mal eine, die sich ihr Aussehen nicht vom Body-Mass-Index diktieren lässt. Dazu noch klug und humorvoll. Wir unterhielten uns über Hemingway, Tarantino und wie ekelhaft es ist, frische Austern zu essen. Irgendwie muss ich die Weichen richtig gestellt haben, denn kurz nach Mitternacht standen wir vor ihrer Haustür und ich wurde gefragt, ob ich einen Kaffee möchte. Als ich nickte, drückte sie mir einen Pocket Coffee in die Hand, und mit der anderen strich sie kurz über meinen harten Schwanz in der Hose. Dann lächelte sie und sagte: »Komm wieder, wenn Du weißt, was Du wirklich willst.«
Sie ließ mich einfach stehen, mit schmerzhaft ausgebeulter Hose im Dunkeln vor ihrem Haus. Ich zündete mir eine Zigarette an, knallte mir Depeche Mode auf den iPod und stiefelte die Straße hinunter.
Mein Handy klingelte. Es war Biene, eine süße Rothaarige mit großer Nase und noch größeren Titten. Hatte sie vor einiger Zeit in der »Bar Nou« aufgelesen und fast schon wieder vergessen.
»Hast Du Lust, mit mir zu spielen? Kuss auf Deinen *******.«
Keine Anrede. War wohl nicht der Einzige, aber ich würde der Erste
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