Maison Aglaia
nach einer Pause fügte sie hinzu: "Na egal, ich liege hier mit Lebi bei strahlendem Sonnenschein in einer Starnberger Privatklinik und lecke meine Wunden."
Lebi, das war Oberst i.G. a.D. Leberecht von Lebetreu, Tante Schnucks 72jähriger "ständiger Begleiter". Schnuck und Lebi wohnten schon seit zehn Jahren zusammen in einer Sechzehn-Zimmer-Villa vor den Toren Münchens. Da sie kinderlos waren, betrachteten sie Peter und seine Frau Beatrice als so etwas wie ihre Adoptivkinder. Und das konnte manchmal für die beiden zum Fulltimejob werden.
"Wieso liegt Lebi denn jetzt bei Dir? Also weisste, Schnuck! In Deinem Alter! Und mit gebrochenen Stampfern!" entrüstete Peter sich moralisch.
"Ha, das kann er ja noch nicht mal... Er hat mich stattdessen imitiert!" meinte Tante Schnuck trocken. Im Hintergrund hörte er Lebis beleidigten Protest. Solange Lebi noch widersprechen konnte, konnte alles nicht ganz so schlimm zu sein.
"Was hat Lebi denn gemacht?" erkundigte er sich vorsichtig.
"Er hat sich nach einem kühnen Sturzflug einen Arm gebrochen und den Fuß verstaucht." erklärte Schnuck kalt. Lebi trompetete im Hintergrund: "Herzloses Weib, ich bin ein armer gefallener Ritter!"
"Pah! Was musst Du Ritter von der traurigen Gestalt Dich auch mit einem gefallenen Mädchen abgeben! Ich such mir jetzt was Jüngeres!" höhnte Schnuck zurück.
"Na schön, ich sehe, Euch geht es blendend. Morgen kommen wir sowieso zurück nach München, dann besuche ich Euch," versicherte ich ihr charmant. "Pflegt Euch mal schön so lange. Ihr wisst doch, junge Männer sind anspruchsvoll..."
"So billig kommst Du mir nicht weg!" tönte die Tante in den Hörer. "Du wirst für mich ein unbedeutendes, aber dafür wenigstens sportliches Werk verrichten.“
„ Sport?“ Peter stand sportlichen Aktivitäten reserviert gegenüber.
„ Solange wir in der Klinik liegen, wirst Du unseren Haushalt auflösen. Lebi und ich, wir werden in ein kleineres Appartement in Feldafing umziehen."
"Ich glaube, ich löse diese verwandtschaftliche Verbindung wieder," ächzte Peter.
"Schwächling! Den Umzug wirst Du managen.“
„ Ich ahne Ungemach.“
„ Ist doch ne Kleinigkeit für Dich!“
„ Das kenne ich! Jedes mal, wenn Du so was sagst, endet es in einer Katastrophe.“
„ Quatsch. Soll sich ja auch lohnen für Euch! Also tschüss, ich erwarte Euch!"
Klick und weg war sie. Beatrice sah ihn kopfschüttelnd an, als er sich zum Sofa zurück schleppte und mit einem erstickten "Oh, Gott!!! Und das mir!" in die Polster fallen ließ.
Als er eine Zeit lang schwieg, denn es hatte ihm wirklich die Sprache verschlagen, fragte Beatrice nun doch ein wenig besorgt: "Hast Du was? Ist jemand gestorben?"
"Nein, schlimmer, viel schlimmer!" stöhnte er, "mir droht nur ein echter Alptraum."
"Wie bitte? Was albt Dir denn?"
"Schnuck zieht um."
"Ist ja toll!" freute sich Beatrice, "das haben wir Ihr doch immer schon geraten. Raus aus dem alten Kasten mit den Milliarden von Staubfängern in ein praktisches Appartement.."
"Sehr richtig, dero Durchschlaucht!" brummte Peter.
"Na also, wo liegt das Problem?" sagte Beatrice leichthin.
"Bei den Milliarden Staubfängern natürlich!"
"Wieso..."
"Weil sie fortgeschafft werden müssen."
"Klar doch, mit Hilfe von ..."
"Sehr richtig, "unterbrach er sie unwirsch, "Mit unserer schwachen Hilfe, natürlich! Fällt endlich der Groschen bei Dir?"
Pause im Theater, ein Taschentuch fällt aus der Loge..., die Primadonna hebt an zur großen Schicksalsarie.
"Du meinst..." Beatrice stockte der Atem.
"Genau!!!
"Du möchtest doch nicht wirklich andeuten, dass..." Sie zeigte mit dem Finger auf ihren bebenden Busen.
"Bingo! Richtig geraten!"
"Oh Gott! Das ist ja schrecklich!" Und nun ganz fürsorglich: "Komm, ich hol dir erst mal einen Cognac." Beatrice hatte endlich begriffen, was auf sie und ihren Mann zukam.
"Trink einen mit, Du kommst auch nicht ungeschoren davon." warnte er sie spöttisch.
"Du hast ja so recht," würgte Beatrice schlagartig erblassend, "das hätte ich vor Mitleid für Dich beinah vergessen."
Und nach einer Pause meinte sie: "Hol Dir Deinen Cognac selbst, meine Füße tragen mich nun auch nicht mehr!"
"Memme, " grollte er und intonierte dann seinen Standardsong für ausweglose Situationen: "Auf in den Kampf Toreador, ich komm nach und Du gehst vor!"
"Denkste! Diesmal bestimmt nicht!" schnappte Beatrice völlig humorlos und verschränkte die Arme. Astrein benutzte Körpersprache.
Oma kam mit einer
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