Make Love: Ein Aufklärungsbuch (German Edition)
jemand in der Nähe ist. Wir erklären das gleich mit einem praktischen Beispiel, das dabei hilft, den eigenen Körper besser kennenzulernen und zu spüren. Und auch den deines Gegenübers.
KOMM RUHIG NÄHER
Man steht sich mit einem Abstand von ungefähr sechs bis acht Metern gegenüber. Dann geht man aufeinander zu. Jeder hat jetzt die Aufgabe, mit einem Handzeichen klarzumachen, wann er den anderen spürt. Und noch mal ein Zeichen zu geben, ab wo er nicht möchte, dass der andere näher kommt. Diese beiden Handzeichen können auch in der gleichen Sekunde gegeben werden. Es gibt Menschen, die man nicht näher ranlassen möchte – sobald man sie spürt, ist es schon nah genug. Interessant ist es, die Übung mit Leuten zu machen, die einem nicht so vertraut sind. Oder mit den Eltern. Oder mit dem kleinen Bruder. Und so weiter. Natürlich unbedingt auch mit jemandem ausprobieren, in den man verliebt ist.
Wie wir andere Personen wahrnehmen, hängt auch stark damit zusammen, wo wir auf unser Gegenüber treffen. Auf der Straße verhält man sich Fremden gegenüber anders als in geschlossenen Räumen. Draußen muss man vielleicht lauter sprechen, wegen der Nebengeräusche,im Theater flüstert man eher. Trifft man sich unter freiem Himmel, kann man einen Schritt zurückgehen, im vollen Bus ist das kaum möglich. Da kann es schnell unangenehm werden, dem anderen so nah zu kommen, dass man ihn sogar riechen kann. Auf einer Party in einer mit netten Leuten vollgestopften Küche hingegen ist es auch mal sehr angenehm, an eine sympathische Person gedrückt zu werden.
Nicht auf die Pelle rücken Es gibt einen natürlichen Abstand – gerade für Menschen, die sich nicht kennen. Dieser Abstand ist (in unserer Kultur) so groß, dass man den ganzen Körper des anderen sehen kann. Kommt man sich näher, bis man nur noch den Oberkörper im Blick hat, wird es eine persönliche Distanz. Hier ist Berührung möglich. Den Abstand unter 20 Zentimetern könnte man intime Distanz nennen. Jetzt sind Gerüche wie Parfum oder Schweiß wahrnehmbar. Überlege, welche Distanz du mit verschiedenen Menschen einnimmst und selbst zulässt: Lehrer, Eltern, Freunde.
Es ist wichtig, zu lernen, bis wohin man Nähe zulassen kann und ab wann es unangenehm wird. Viele merken das kaum oder trauen sich nicht, es zu zeigen. Wenn man übt, andere zu spüren, und dabei gleichzeitig am eigenen Körper merkt, wie weit man gehen möchte, dann fällt es auch irgendwann leichter, zu zeigen: Bis hierhin und nicht weiter , oder: Komm ruhig näher! Sich das zu trauen, hebt das Selbstwertgefühl. So fängt man immer mehr an, zu überlegen, was man eigentlich möchte. Dies ist nur ein kleiner Anfang, aber dein Körper ist ein wichtiges Instrument, wenn es heißt, Nähe, Vertrauen, Einladung oder Ablehnung zu vermitteln.
Natürlich kann es passieren, dass ein Gegenüber persönliche Grenzen nicht erkennt. Egal ob das bei einer Party, im Job oder beim Sex ist. Dann helfen deutlichere Körpersignale. Meistens gibt man die ganz automatisch und ohne dass man sich darüber bewusst ist. Aber sie können natürlich auch gezielt eingesetzt werden. Es ist von Vorteil, sie zu kennen, denn so kannst du auch dein Gegenüber besser entschlüsseln.
Allein mit deiner Haltung sagst du schon eine Menge aus: Wenn du jemanden magst, wendest du dich ihm zu. Dein Körper ist offen, du neigst dich der Person leicht entgegen. Du suchst Augenkontakt. Willst du eine Person eher auf Abstand halten, dann drehst du dich weg, verschränkst die Arme vor der Brust und machst, wenn dir dein Gegenüber zu nahe kommt, auch einen Schritt zurück.
Klare Sache: Angespanntheit jeder Art wirkt wenig einladend. Und die macht sich bemerkbar, indem jemand flach atmet, nicht weiß, wohin mit den Händen, sehr steif dasteht oder nervös von einemFuß auf den anderen tritt. Meist bedeutet das Angst, Unsicherheit, Unwohlsein oder sogar Aggression und Wut. Zu wenig Spannung bedeutet hingegen, dass jemand gleichgültig und gelangweilt wirkt, auch wenn es vielleicht gar nicht der Fall ist. Dann steht die Person mit hängenden Schultern und rundem Rücken da und erscheint schlaff und energielos. Davon fühlt sich natürlich niemand angezogen. Mit der angemessenen Haltung und Spannung allerdings bewirkst du genau das Gegenteil: Du wirkst sympathisch und interessiert.
GRENZÜBERSCHREITUNG
Eigene Grenzen finden und aufzeigen zu können ist wichtig. Denn es hilft dabei, unterscheiden zu können, was dir gut
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