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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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führen mochte. Jetzt machte es nichts mehr aus, dachte er, weil er den richtigen Weg gewählt hatte, und wenn das Verständnis einmal das Wissen in seiner Hand hat, sind alle Wege gleich.
    Trotzdem zuckte etwas in ihm noch zurück und hielt ihn dazu an, zur Erde zurückzukehren, sie neu aufzubauen, den Sternen den Rücken zu kehren, jenen aufdringlichen Sternen, die nun anfingen, den Schleier des Tages über ihm zu durchbohren. Es schien kein Heilmittel für die Leere zwischen ihnen zu geben. Wieder verspürte er den Hunger, die ganze Schöpfung von außen zu sehen, wie er die erlöschenden Kohlen eines Lagerfeuers auf Lea gesehen hatte, während die Dunkelheit von allen Seiten auf ihn einstürmte. Im Leben gibt es einen unüberwindlichen Mangel.
    Er bemerkte ein Licht, das sich hoch über dem Tal bewegte. Das Flugzeug senkte sich herab und setzte hundert Meter unterhalb von ihm bei einem Hügel auf.
    John kletterte ins Freie und ging den Berg hinunter. Die Gestalt, die aus dem Gerät stieg, als er näher kam, sprach einige Worte. Der aussteigende Passagier sprach mit jemandem drinnen.
    John wartete in dem Zwielicht. Die Gestalt bemerkte ihn und kam den Berg hinauf auf ihn zu.
    „Sie sind Drisa Haidane“, sagte er überrascht. Sie trug einen grauen Überwurf, graue Hosen und dunkle Stiefel.
    „Sie kommen aus dem Mobil“, sagte sie. „Was tun Sie hier!“ Sie sah an ihm vorbei zu dem Gleiter. „Sind Sie allein?“
    „Ja.“
    „Warum sind Sie an diese öde Stelle gekommen?“
    „Warum sind Sie mir gefolgt?“ fragte John. „Ich bin keine wichtige Persönlichkeit.“
    „Suchen Sie etwas?“
    „Ich habe eine Genehmigung dafür, daß ich hier bin.“ Er ging einen Schritt auf sie zu und sah ihr direkt in die Augen.
    „Das weiß ich.“
    Er bemerkte, wie zierlich ihr Gesicht geschnitten war – eine kleine Nase, blasse Haut, hohle Wangen und schmale Lippen. Ihre Augen sahen größer aus, als er das in Erinnerung hatte. Sie wich seinem Blick nicht aus, sondern erwiderte seinen Blick.
    „Ich wurde hier geboren“, sagte er.
    „Sind Sie tausend Jahre alt?“ fragte sie und neigte ihren Kopf.
    „Nein, meine … Familie stammt von hier.“ Der Gedanke erschien ihm seltsam, als würde er sie anlügen. „Ich bin ein Klon von Samuel Bulero.“
    „Sie sind also aus Gefühlsgründen hergekommen.“
    „Das scheint Sie zu erleichtern“, sagte er.
    „Haben Sie etwas Unredliches vermutet?“
    „Von einem Bulero –, allerdings.“
    Er fragte sich, ob sie aus persönlicher Neugier oder wegen eines Verdachts von offizieller Seite hergekommen war, um ihn zu überprüfen.
    „Es tut mir leid“, fügte sie hastig hinzu. „Das war unhöflich von mir.“
    Er ging einige Schritte auf sie zu, bis sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Es schien sie nicht zu stören.
    „Wie Sie sehen“, sagte er, „sind wir nicht bloß Fremde von den Sternen. Wir stammen ursprünglich beide von der gleichen Stelle.“
    „Sicher. Ich wurde in der Ceres-Hohlwelt geboren und bin auf dem Mars aufgewachsen, bis ich schließlich in Richtung Sonne in den Ring gezogen bin“, sagte sie überschwenglich und meinte dann abrupt: „Ich überlasse Sie ihrer Besichtigung.“
    „Drisa Haidane“, sagte er, als sie auf ihren Gleiter zuging. Sie drehte sich plötzlich um. „Ja?“
    „Ich würde Sie gern wiedersehen.“
    Sie lächelte, drehte sich wieder unrund ging mit schnellen Schritten auf ihren Gleiter zu. Einen Augenblick später war sie ein schwacher Stern auf der Flucht von der Erde, und er fragte sich, ob er wirklich mit ihr gesprochen hatte.
    Er ging zu seinem Gleiter. Es war ihm klar, daß es sehr schwierig werden würde, sie wiederzusehen. Während er in den Gleiter kletterte, versuchte er, sich an die Farbe ihrer Augen zu erinnern.
    Das Rufzeichen leuchtete in der Kontaktplatte auf. Er schaltete nicht die Sprechverbindung an, sondern nahm das Trainingsmodell seiner Verbindung und drückte auf die Haftplatte an seine Schläfe.
    „Hallo, John. Hier spricht Rob“, sagte eine Stimme in ihm.
    „Ja“, sagte er lautlos und spürte die zahlreichen Zuhörer.
    „Der Fremde ist im Sonnensystem. Es dauert jetzt nicht mehr lange, höchstens noch Stunden, John. Die Größe seines Mobils ist allerdings überraschend. Schau es dir an.“
    Einige der helleren Sterne leuchteten bereits in dem dunkler werdenden Himmel. Als John durch die Kuppel nach oben sah, schob sich ein anderes Bild über den Himmel, ein dunkler Umriß, der sich

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