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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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höchstorganisierten Form mehrzelligen Lebens – zum Makroleben.
    … es sollte uns nicht überraschen, wenn die Rasse auf der Erde ihre „Zellen“ nicht mehr teilt, keine Reife mehr erreicht und sich fortpflanzt, sondern das Wachstum bei anderen „Individuen“ (Raumstationen) fortsetzt, während das „Individuum“, das auf der Erde zurückbleibt, im Verlauf von Hunderttausenden von Jahren altert, um schließlich zu sterben.
    DANDRIDGE COLE
    Jenseits von Morgen, 1965
     
    Jede einzelne unserer Zellen enthält Dutzende winziger Fabriken namens Mitochondria. die unsere Nahrung mit molekularem Sauerstoff verbinden, um Energie in angemessener Form zu entnehmen. Neues Beweismaterial läßt den Schluß zu, daß die Mitochondria vor Milliarden von Jahren freilebende Organismen waren, die langsam eine Beziehung gegenseitiger Abhängigkeit mit den Zellen entwickelt haben. Wir sind also in einem sehr wirklichen Sinn nicht ein einzelner Organismus, sondern eine Ansammlung von ungefähr zehn Trillionen Wesen, die nicht alle von der gleichen Art sind.
    CARL SAGAN. 1978
     
     

 
1. Lebensläufe
     
    Die Erde zog ihn herab und klammerte sich an ihm fest wie ein lästiger Freund. Als Richard Bulero zu den Sternen hinaufsah, fühlte er sich eingesperrt, von der Weite des Weltraums abgeschnitten. Der stürmische Ozean der Erdatmosphäre war die trübe Netzhaut eines gigantischen Auges, am Tag von der Sonne geblendet, kurzsichtig bei Nacht. Selbst hier in der Wüste fehlte den Sternen die strahlende Klarheit, wie er sie auf dem Mond kennengelernt hatte.
    Der Planet um ihn herum war mit nervösem Leben erfüllt und hüllte seinen Körper mit einem Mantel von Geräuschen, Gerüchen und Staub ein, der gegen seine Haut drängte und versuchte, ihm seine alte Körperbeherrschung zurückzugeben. Der physische Eingewöhnungsprozeß, der mit seiner Heimkehr verbunden war, war ihm eine Belästigung; seine Anpassung an die sanfte Anziehung des Monds brachte ihn in Konflikt mit seiner Muskulatur, die die Erinnerung an stärkere Kräfte noch in sich trug, die von der Erde auf sie ausgeübt worden waren, obwohl er sich durch Übungen fit gehalten hatte.
    Er vermißte die Stille des Mondes. Ein Jahr an der Plato-Universität hatte ihn auf seinem Heimatplaneten und zu Hause zu einem Fremden werden lassen.
    Die Party, die an diesem Abend für seinen Vater und die Bulero-Unternehmensgruppe stattfand, war nicht der einzige Grund dafür gewesen, daß er hierher nach New Mexico zurückgekommen war. Margot hatte in seinen Plänen an erster Stelle gestanden, und er wartete ungeduldig auf eine Möglichkeit, den Feierlichkeiten den Rücken zu kehren. Es war mehr als ein halbes Jahr her, seit er sie zum letztenmal gesehen hatte. Sie hatte damals ihre Feldarbeit auf dem Mond abgeschlossen und war nach Princeton zurückgekehrt, um ihr Biologiestudium fortzusetzen.
    Er freute sich auf die persönlichen Gespräche mit seinem Onkel Sam und mit Orton Blackfriar; sie würden zumindest seine Fortschritte bemerken. Sams Philosophieseminare waren der interessanteste Teil seiner ersten beiden Jahre in Princeton gewesen und hatten seinen Geist für Probleme eröffnet, die jenseits der Familie und der Beschäftigung mit seiner eigenen Person lagen. Sam und Orton hatten vor, während der nächsten zwei Wochen in New York zu bleiben, und er war mit ihnen zum Essen verabredet. Bis dann wollte er bei Margot bleiben und zum ersten Mai wieder zum Mond zurückkehren.
    Er erwartete ungeduldig das Ende der Party. Richard wandte sich von dem Geländer des Balkons ab, zögerte aber dann. Es hatte keinen Sinn, wenn er wieder hineinging; seine Eltern hatten Sam und Orton in Beschlag genommen, und es machte ihm keinen Spaß mehr, sinnlose Unterhaltungen mit Fremden anzufangen. Er hatte es satt, den vielversprechenden Sohn für einen Mann zu spielen, der den größten Teil des Abends nicht mit ihm gesprochen hatte und dessen Anwesenheit die Möglichkeit eines wirklichen Gesprächs zu zerstören schien.
    Richard sog die Nachtluft tief in seine Lungen. Er streckte sich und spürte in seinen Muskeln einen angenehmen leichten Schmerz, als sie sich der Erdanziehung anpaßten. Es war so, als würden sie wieder zum Leben erwachen. Trotzdem ermöglichte die trockene, sternenerfüllte Stille der von Mauern umringten Ebene von Plato eine gedankliche Klarheit, die hier fehlte. Dort konnte er mit maßvollen Emotionen und einem Sinn für die Zukunft in die riesige Sternenhöhle

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