Malibu wartet auf dich
geworden.
"Doch!"
Diesmal widersprach sie ihm nicht, ihre Widerstandskraft war erlahmt. Bevor sie der süßen Schwäche nachgeben konnte, floh sie zur Treppe zurück, die zum Haus führte. Erst als sie die letzte Stufe erreicht hatte, riskierte sie einen Blick auf den Strand. Garrett stand noch immer da, wo sie ihn verlassen hatte, und beobachtete sie.
Niemand hatte Sarah auf das Bild vorbereitet, das sich ihr bot, als sie wieder zum Pool kam. Shelley Kingham hatte das Becken inzwischen verlassen und plauderte im Schatten des Sonnenschirms mit den vier Männern. Ihr schönes Gesicht strahlte vor Glück. Shelley saß in einem Rollstuhl!
Der schwarze Bikini betonte ihre makellose Figur, aber ihre schönen langen Beine lagen bewegungsunfähig auf den Fußstützen, die ihnen Halt gaben.
In keinem ihrer Briefe hatte Amanda je erwähnt, dass ihre Schwägerin an den Rollstuhl gefesselt war - vielleicht hatte sie es für unwichtig erachtet. Sarah wünschte jedoch, sie wäre vorgewarnt worden, denn nun blieben ihr nur
Sekundenbruchteile, um ihre Überraschung zu verbergen, bevor die anderen ihre Rückkehr bemerkten.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie plötzlich Garretts Hand auf dem Rücken spürte. Unsicher schaute sie ihn an.
"Egal, wie oft wir uns auch streiten mögen, es wird sich nichts an meinen Gefühlen für dich ändern", flüsterte er ihr zärtlich zu.
"Aber..."
"Komm, ich mache dich mit Shelley bekannt", sagte er.
"Neben Brian ist sie das bei weitem netteste Mitglied meiner Familie", fügte er leise hinzu.
Das war Shelley tatsächlich. Allerdings meinte Sarah, trotz der herzlichen Begrüßung eine leichte Zurückhaltung zu bemerken, schrieb diese jedoch der etwas peinlichen Situation zu. William Kingham saß ein wenig abseits von den anderen und beobachtete die Szene missbilligend.
Nachdem sie eine halbe Stunde in Shelleys Gesellschaft verbracht hatte, erkannte Sarah, warum Amanda es nie für nötig befunden hatte, die Behinderung ihrer Schwägerin zu erwähnen: Man vergaß sofort, dass sie im Rollstuhl saß! Shelley war Ende dreißig und strahlte eine Lebensfreude aus, die die Aufmerksamkeit ihrer Gesprächspartner sogleich auf ihr schönes Gesicht und die fröhlich funkelnden grauen Augen lenkte. Man achtete einfach nicht mehr darauf, dass sie nicht aufstehen und laufen konnte.
Auch Jonathan benahm sich in Gegenwart seiner Frau wesentlich entspannter, und als Sarah später auf ihr Zimmer zurückkehrte, um sich vor dem Dinner noch etwas auszuruhen, kam sie sich nicht mehr wie ein unerwünschter Eindringling vor.
Dank der Klimaanlage herrschten trotz der sengenden Sonne angenehme Temperaturen im Haus. Sarah empfand es als Wohltat, sich ausziehen und unter die kühlen Laken schlüpfen zu können. Bei ihren seltenen Besuchen in England hatte Amanda sich stets über den Jetlag beklagt, und nun verspürte Sarah zum ersten Mal selbst die Auswirkungen der
Zeitverschiebung.
Obwohl sie völlig erschöpft war, wehrte sich ihr Körper gegen das Schlafbedürfnis, während draußen noch die Sonne schien. Sarah befand sich in einem Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen, als sie die Gestalt neben ihrem Bett wahrnahm. Goldblondes Haar schimmerte im matten Licht, das durch die geschlossenen Vorhänge ins Zimmer fiel, und eine Hand berührte zärtlich Sarahs Wange.
"Garrett ...", flüsterte sie schläfrig, ohne recht zu wissen, ob sein Eindringen sie erschreckte oder erregte.
"Schlaf jetzt", raunte er ihr zu.
Sarah seufzte enttäuscht auf, als er das Zimmer so leise wieder verließ, wie er hereingekommen war.
Kurz vor sechs wurde sie von einem Hausmädchen geweckt, das ihr den Tee brachte. Als die Erinnerung an Garretts kurzen Besuch zurückkehrte, fragte Sarah sich, ob sie alles nur geträumt habe. Falls ja, dann würde ihre sehnsüchtige Reaktion ihr Geheimnis bleiben, aber falls Garrett tatsächlich hier gewesen war...
Wie könnte sie nach dieser Episode weiterhin behaupten, dass sie ihn nicht wolle? Errötend dachte sie daran, wie ihr verräterischer Körper sich Garretts erfahrenen Händen entgegengedrängt und wie verlangend sie seinen Namen geflüstert hatte.
Sollte sie mit der Entschuldigung, sie habe Kopfschmerzen, dem Familiendinner fernbleiben? Sie hatte tatsächlich Kopfschmerzen, aber sie war auch hungrig, und es würde einen schlechten Eindruck machen, wenn sie trotzdem darum bitten würde, ihr einen kleinen Imbiss aufs Zimmer zu bringen.
Außerdem wollte sie Garrett nicht die
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