Malloreon 1 - Herrn des Westens
Aschenkiste?«
»Du bestehst darauf, den Herd zu säubern?«
»Nun, wenn es dir nichts ausmacht. Er ist wirklich ziemlich schmutzig, findest du nicht?«
Belgarath seufzte. »Polgara und Durnik haben dich bereits verdorben, Junge. Ich versuchte dich zu retten, aber letztendlich siegt doch immer der schlechte Einfluß.«
»Ich vermute, du hast recht«, bestätigte Botschaft. »Wo, sagtest du, ist der Kübel?«
Bis zum Abend hatten sie einen Halbkreis um den Herd freigeräumt und dabei zwei Sofas, mehrere Sessel und Stühle und einen festen Tisch freigelegt.
»Ich darf wohl nicht annehmen, daß du irgendwas Eßbares eingelagert hast?« fragte Botschaft hungrig. Sein Magen verriet ihm, daß es bald Abendessenzeit war.
Belgarath blickte von der Schriftrolle hoch, die er soeben unter einer Couch hervorgeangelt hatte. »Was? Ach so, hätte ich doch fast vergessen! Wir besuchen die Zwillinge. Sie haben bestimmt was auf dem Herd.«
»Wissen sie denn, daß wir kommen?«
Belgarath zuckte die Schultern. »Das spielt wirklich keine Rolle, Botschaft. Du mußt lernen, wozu Freunde und Familie gut sind: daß man sich ihnen aufdrängt. Eine der Hauptregeln, wenn du, ohne dich zu überanstrengen, durchs Leben kommen willst, ist, auf Freunde und Verwandte zurückzugreifen, wenn alles andere versagt.«
Die Zwillingszauberer Beltira und Belkira waren zuhöchst erfreut über den Besuch der beiden. Das ›Irgend-was-auf-dem-Herd‹ erwies sich als ein köstlicher Eintopf, der zumindest so gut war wie einer von Polgaras. Als Botschaft das erwähnte, blickte Belgarath ihn belustigt an. »Von wem, glaubst du wohl, hat sie das Kochen gelernt?«
Erst mehrere Tage später, als der Hausputz von Belgaraths Turm so weit fortgeschritten war, daß der Fußboden zum erstenmal seit Jahrhunderten geschrubbt werden konnte, besuchte Beldin sie.
»Was machst du, Belgarath?« erkundigte sich der Bucklige. Beldin war sehr klein, in Lumpen gekleidet und so knorrig wie ein alter Eichenstumpf. Haar und Bart waren verfilzt, und da und dort klebte Stroh an ihm.
»Nur ein bißchen Reinemachen«, antwortete Belgarath fast verlegen.
»Wozu?« brummte Beldin. »Es wird ja doch bloß wieder schmutzig.« Er sah ein paar uralte Knochen an der Wand liegen. »Was du tun solltest, ist mehr Vorräte für Suppe auf deinem Boden zu lagern!«
»Bist du gekommen, um uns zu besuchen, oder bloß, um dich mit mir anzulegen?«
»Ich habe Rauch aus deinem Schornstein aufsteigen sehen. Da wollte ich nachschauen, ob jemand da ist, oder ob dein Gerümpel von allein in Flammen aufgegangen ist.«
Botschaft wußte, daß Belgarath und Beldin sich ehrlich mochten und dieses Geplänkel die von ihnen bevorzugte Art von Unterhaltung war. Er machte mit seiner Arbeit weiter, hörte jedoch nebenbei zu.
»Willst du ein Bier?«
»Nicht, wenn du es gebraut hast«, antwortete Beldin ebenso unfreundlichen Tons. »Man sollte wirklich meinen, daß einer, der soviel säuft wie du, inzwischen gelernt haben müßte, wie man anständiges Bier macht!«
»Das letzte Faß war doch recht gut!« protestierte Belgarath.
»Ich habe schon besseres Abwaschwasser getrunken.«
»Heute kriegst du jedenfalls gutes. Ich habe mir dieses Faß von den Zwillingen ausgeborgt.«
»Wissen sie davon?«
»Was spielt das schon für eine Rolle. Wir teilen sowieso alles miteinander.«
Beldin zog eine struppige Braue hoch. »Sie teilen ihr Essen und Trinken mit dir, und du teilst deinen Appetit und Durst mit ihnen. So geht es wohl auch.«
»Natürlich geht es so.« Belgarath machte ein leicht gequältes Gesicht. »Botschaft«, wandte er sich rasch an den Jungen, »mußt du das tun?«
Botschaft schaute von den Fliesen auf, die er hingebungsvoll schrubbte. »Stört es dich?«
»Und ob es mich stört! Weißt du denn nicht, daß es schrecklich unhöflich von dir ist, wenn du weiterarbeitest, während ich mich ausruhe?«
»Ich werde versuchen, mich daran zu erinnern. Wie lange hast du vor, dich auszuruhen?«
»Leg die Bürste schon weg, Botschaft. Dieser Boden ist seit mindestens einem Dutzend Jahrhunderten schmutzig, da kann er es ruhig noch einen Tag länger bleiben.«
»Er ist sehr wie Belgarion, nicht wahr?« meinte Beldin und ließ sich in einen Sessel am Feuer fallen.
»Das liegt vermutlich an Polgaras Einfluß«, brummte Belgarath und zapfte zwei Krüge voll. »Sie hinterläßt ihre Spuren an jedem Jungen, mit dem sie zu tun hat. Ich bemühe mich jedoch ehrlich, die Folgen ihrer Vorurteile so gut wie
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