Malloreon 3 - Dämon von Karanda
jetzt!« Gebieterisch deutete sie den Strand hoch.
Als packe ihn plötzlich ein ununterdrückbarer Zwang, drehte Arshag sich mit grauenerfülltem Gesicht um. Er stolperte eine der Dünen hinauf und verschwand auf ihrer anderen Seite.
»Meint Ihr, das war klug, ihm zu sagen, wer Ihr seid, meine Lady?« fragte Sadi zweifelnd.
»Es besteht keinerlei Gefahr, Sadi.« Sie lächelte. »Er kann meinen Namen von jedem Dach brüllen, doch niemand wird ihm glauben.« »Wie lange wird er leben?« fragte Ce'Nedra leise.
»Ohne Ende, würde ich meinen. Jedenfalls lange genug, daß ihm bewußt wird, was er Schreckliches getan hat!«
Ce'Nedra starrte sie an. »Lady Polgara!« würgte sie. »Wie konntet Ihr so etwas tun? Es ist entsetzlich!«
»Stimmt«, antwortete Polgara. »Aber was in dem Tempel geschah, den wir verbrannten, war es nicht weniger.«
23
D ie Straße, wenn man sie so nennen konnte, war schmal und krumm.
Irgendwann einmal war der Versuch unternommen worden, eine Decke aus Holzstämmen zu legen, doch diese waren inzwischen längst verrottet und in den Schlamm getreten. Verwesender Abfall häufte sich an den Wänden grob gezimmerter Holzhäuser, und ganze Scharen dürrer Schweine durchstöberten auf Suche nach Futter, sichtlich ohne große Hoffnung, diese Haufen.
Als Silk und Garion, die wieder ihre karandesischen Westen, Mützen und Rupfengamaschen trugen, sich den Piers näherten, die weit in den See hinausragten, wichen sie bei dem Übelkeit erregenden Gestank von verrottenden Fischen schier zurück.
»Welch lieblich duftender Ort, findest du nicht?« Silk drückte sich ein Taschentuch an die Nase.
»Wie halten sie das bloß aus?« Garion schüttelte sich und würgte.
»Ihr Geruchssinn ist vermutlich im Lauf der Jahrhunderte verkümmert«, antwortete Silk. »Die Stadt Karand ist die Urheimat der Karandeser aller sieben Königreiche. Sie steht bereits seit Äonen, da hatte der Abfall – und der Gestank – reichlich Zeit, anzuwachsen.«
Eine gewichtige Sau mit ihrem beachtlichen Wurf Ferkeln watschelte mitten auf die Straße und warf sich mit zufriedenem Grunzen auf die Seite. Sofort stürzten sich die Ferkelchen quiekend auf sie, um zu saugen. »Rührt es sich schon?« fragte Silk.
Garion schüttelte den Kopf. Das Schwert auf seinem Rücken hatte weder gezuckt noch gezerrt, seit sie am Morgen zu Fuß durch das Nordtor der Stadt gekommen waren. »Zandramas hat Karanda vielleicht überhaupt nicht betreten«, meinte er. »Sie hat ja auch bisher Städte immer gemieden.«
»Das stimmt wohl.« Silk nickte. »Aber ich glaube, wir sollten nicht Weiterreisen, ehe wir nicht die Stelle entdeckt haben, wo sie gelandet ist, denn von dieser Seeseite aus kann sie sich in jede beliebige Richtung gewandt haben - nach Darshiva, Zamad, Voresbo, sogar hinunter nach Delchin und dann den Magan entlang nach Rengel oder Peldane.«
»Ich weiß«, brummte Garion. »Aber diese Verzögerung ist frustrierend. Wir kommen ihr bereits näher, das spüre ich. Und jede Minute, die wir vergeuden, gibt ihr mehr Zeit, mit Geran zu entkommen.«
»Das läßt sich leider nicht ändern.« Silk zuckte die Schultern. »So ziemlich das einzige, was wir tun können ist, der Innenseite der Mauer zu folgen und dann am Ufer entlang zu gehen. Falls sie überhaupt durch die Stadt kam, müssen wir irgendwo auf ihre Spur stoßen.«
Sie bogen um eine Ecke und gelangten durch eine weitere schlammige Straße zum Seeufer, wo Fischernetze über hohen Stangen hingen. Sie stapften durch den Morast, bis sie die Uferstraße erreichten, wo die Piers ins Wasser ragten, dann folgten sie dem Ufer.
Hier herrschte einiges Treiben. Seeleute in blauen Kitteln zogen einen großen Kahn, halb voll Wasser, mit viel Gebrüll und widersprüchlichen Befehlen an den Strand. Da und dort saßen Fischer in rostbraunen Kitteln auf den Landestegen und flickten Netze, und ein Stück entfernt lungerten ein paar Gäste in Pelzwesten und Gamaschen auf der Türschwelle einer Schenke, aus der es säuerlich roch, und tranken aus billigen Blechbechern. Eine schlampige junge Frau mit krausem roten Haar und pockennarbigem Gesicht beugte sich aus einem Fenster im ersten Stock. Mit einer Stimme, die verführerisch klingen sollte, die Garion jedoch lediglich ordinär fand, rief sie Vorübergehenden zu. »Reges Fleckchen«, murmelte Silk.
Garion brummte nur, und sie folgten der schmutzigen Straße.
Ein Trupp Bewaffneter kam ihnen entgegen. Sie trugen zwar alle Helme, doch der Rest ihrer
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