Malloreon 3 - Dämon von Karanda
auch die Stärke seiner Armee, was von großem Vorteil bei einer zukünftigen Auseinandersetzung mit den Königen des Westens wäre. »Jeder in dem grenzenlosen Mallorea wird sich vor mir beugen und mich anbeten«, sagte er zu seinen widerstrebenden Missionaren. Und um sich ihres Eifers zu versichern, sandte er Urvon nach Mal Yaska, um die Bekehrung der Karandeser zu beaufsichtigen. Urvon richtete sich dort als weltliches Oberhaupt der malloreanischen Kirche in einem Pomp und Luxus ein, wie er den asketischen Grolims bisher fremd gewesen war.
Die Armee zog danach auch gegen Katakor, Jenno und Delchin. Die Missionare hatten jedoch wenig Glück, da die karandesischen Magier Horden von Dämonen gegen sie beschworen. Urvon kehrte schließlich nach Cthol Mishrak zurück, um sich mit Torak zu besprechen. Es ist nicht bekannt, was Torak tat, doch die karandesischen Zauberer mußten alsbald feststellen, daß ihre bisher so wirksamen Bannsprüche, mit denen sie sich die Dämonen Untertan gemacht hatten, ihre Kraft verloren. Ein Magier, der nun noch Dämonen beschwor, brachte sein Leben und seine Seele in Gefahr.
Die Unterwerfung Karandas beschäftigte Militär und Priesterschaft die nächsten Jahrhunderte, bis schließlich der Widerstand brach. Karanda wurde dem Reich unterstellt, doch seine Völker galten als minderwertig. Als die Armee an dem mächtigen Strom Magan entlang gegen das Melcenische Reich vorrückte, stieß es auf ein kulturell und technologisch überlegenes Volk. In mehreren für Angarak katastrophalen Schlachten vernichteten melcenische Streitwagen und Elefantenreiterei ganze Bataillone. Die Angarakaner gaben ihre Absicht auf, und ihre Generale machten ein Friedensangebot. Zu ihrem Erstaunen gingen die Melcener sofort darauf ein, die Beziehungen zu normalisieren, und boten ihnen einen Tauschhandel mit Pferden an, an denen es den Angarakanern mangelte. Ein Verkauf von Elefanten kam für sie jedoch nicht einmal in Erwägung. Daraufhin wandte sich die Armee Dalasien zu, das leicht zu erobern war. Die Dalaser waren einfache Bauern und Hirten, ohne kriegerische Neigung. Die Angarakaner zogen in Dalasien ein und errichteten während der nächsten zehn Jahre Militärprotektorate. Zunächst schien die Priesterschaft ebenso erfolgreich zu sein. Die Dalaser nahmen lammfromm die angarakanische Religion an. Doch sie waren ein mystisches Volk, und die Grolims erkannten bald, daß die Macht der Hexen, Seher und Propheten ungebrochen blieb. Außerdem machten heimlich Exemplare der berüchtigten Malloreanischen Evangelarien unter den Dalasern die Runde.
Es wäre den Grolims vielleicht mit der Zeit gelungen, die geheime dalasische Religion auszumerzen. Doch es kam zu einem Zwischenfall, welcher das Leben der Angarakaner für immer ändern sollte. Irgendwie gelang es dem legendären Zauberer Belgarath mit drei Alornern, allen Sicherheitsmaßnahmen zu entgehen, des Nachts unbemerkt einzudringen und aus dem Turm Toraks im Zentrum Cthol Mishraks den Cthrag Yaska zu stehlen. Obwohl die vier verfolgt wurden, glückte ihnen ihre Rückkehr mit dem Stein in den Westen.
In wilder Wut zerstörte Torak seine Stadt. Dann schickte er die Murgos, Thulls und Nadraker zur Westküste des Meeres des Ostens. Über eine Million Menschen verloren bei der Überquerung der nördlichen Landbrücke das Leben, und es dauerte lange, bis sich die Gesellschaft und Kultur der Angarakaner erholte.
Nach diesem Auszug und der Vernichtung Cthol Mishraks war Torak kaum noch ansprechbar. Er grübelte über den verschiedensten Plänen, wie er der wachsenden Macht der westlichen Königreiche Einhalt gebieten könnte. Die Unaufmerksamkeit des Gottes gab dem Militär Zeit, seine nun so gut wie totale Herrschaft über Mallorea und die unterworfenen Königreiche zu nutzen.
Viele Jahrhunderte hielt der unsichere Friede zwischen Angarakanern und Melcenern an, der nur dann und wann durch kleinere Feldzüge unterbrochen wurde, in denen jedoch beide Seiten vermieden, ihre vollen Kräfte einzusetzen. Schließlich trafen die beiden Völker das Übereinkommen, die Kinder der Führer jeweils von den Führern der anderen Seite erziehen zu lassen. Daraus erwuchs ein besseres Verständnis untereinander und eine Gemeinschaft kosmopolitischer Jugendlicher. Dieses System wurde für die herrschende Klasse des Malloreanischen Reiches beibehalten.
Ein solcher Jugendlicher war Kallath, der Sohn eines hohen angarakanischen Offiziers. Er wuchs in Melcene auf und wurde, als er wieder
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