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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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worden war.
    Als Nachbar der Andersons kannte Mac die Familie schon seit seiner Kindheit. Fünfunddreißig Jahre lang war er auf ihren Schiffen gesegelt, hatte schon im Alter von sieben Jahren als Kabinenjunge des alten Anderson angeheuert und war im Laufe der Zeit zum Ersten Steuermann auf der Nep-tune, dem Schiff von Clinton Anderson, aufgestiegen. Eine Beförderung zum Kapitän hatte er dutzendmal abgelehnt.
    Genau wie Georginas jüngster Bruder Boyd, verzichtete auch Mac lieber auf diese unumschränkte Autorität - obwohl Boyd die seine gewiß akzeptiert hätte. Fünf Jahre waren vergangen, seit Mac seinen Dienst auf hoher See quittiert hatte, doch die Schiffe ließen ihn nicht los; seine Aufgabe war es jetzt, die heimkehrenden Schiffe der Skylark-Linie im Hafen zu warten und für die nächste Reise wieder flottzu-machen.
    Nachdem der alte Anderson vor fünfzehn Jahren gestorben, und seine Frau ihm wenige Jahre später in den Tod gefolgt war, hatte Mac die zurückgebliebenen Kinder quasi adoptiert, obwohl er selbst nur sieben Jahre älter als Clinton war. Mit der Familie hatte Mac schon immer ein enges Verhältnis gepflegt; er hatte die Kinder aufwachsen sehen, ihnen immer mit guten Ratschlägen zur Seite gestanden, wenn der alte Herr auf hoher See unterwegs gewesen war und hatte den Jungs - aber auch Georgina - alles Wissenswerte über Schiffe und Seefahrt beigebracht. Mac hatte, im Gegensatz zu deren Vater, der sich höchstens einmal zwei Monate Landurlaub gegönnt hatte, oft bis zu sechs Monaten zu Hause verbracht, bevor ihn die See wieder locken konnte.
    Wie bei vielen Familien, deren Väter der Seefahrt mehr zu-getan waren als dem häuslichen Einerlei, konnte man auch bei den Andersons die Geburten der Kinder an den Fahrplä-
    nen ihrer Schiffslinien ablesen. Clinton war der Erstgeborene und jetzt vierzig Jahre alt. Warren folgte fünf Jahre später, nachdem sein Vater von einer vierjährigen Fernostreise zu-rückgekehrt war. Als nächster wurde Thomas vier Jahre nach Warren geboren und weitere vier Jahre darauf dann Drew. Drews Geburt war die einzige gewesen, die der alte Anderson miterlebt hatte, aber das auch nur, weil ein schwerer Sturm sein Schiff arg beschädigt und es ein Jahr lang im Hafen festgehalten hatte. Während dieser langen Wartezeit wurde Boyd gezeugt, der nur elf Monate nach Drew zur Welt gekommen war.
    Es vergingen nochmals vier Jahre, bis Georgina, das einzige Mädchen der Familie, geboren wurde. Im Gegensatz zu den Jungs, die, sobald sie alt genug waren, ihr Bett zu Hause mit einer Hängematte an Bord eines der Skylark-Schiffe ver-tauschten, blieb Georgina lieber an Land und erwartete ungeduldig die Heimkehr ihrer Brüder. Kein Wunder, daß Mac so stolz auf das Mädel war, mit dem er viel mehr Zeit verbracht hatte als mit den Jungen. Mac kannte Georgina sehr genau, und vor allem ihre zahlreichen Tricks, um immer wieder ihren hübschen Kopf durchzusetzen. Eigentlich hätte er ihre jüngste Eskapade durchschauen und zu verhindern wissen müssen. Doch hier stand das Mädel nun neben ihm an der Theke, in einer der übelsten Hafenspelunken der ganzen Küste.
    Wenn irgendetwas Mac ein wenig beruhigen konnte, so war es Georginas hilfloses Eingeständnis, diesmal ein Stück zu weit in ihrem Eigensinn gegangen zu sein. Trotz des Messers, das sie in ihrer Stiefelette versteckt hielt, war das Mädchen so aufgeregt wie ein junger Spaniel. In ihrer verflixten Sturheit bestand sie hartnäckig darauf, das Lokal nicht eher zu verlassen, bis dieser Mr. Willcocks auftauchen würde. Sie hatten es zumindest einigermaßen verstanden, Georginas Weiblichkeit unter einer notdürftigen Verkleidung zu verbergen.
    Mac hatte ja insgeheim gehofft, daß das Kleiderproblem die Kleine davon abhalten würde, ihn in diese Taverne zu begleiten. Doch weit gefehlt. Noch in der Nacht hatte Georgina unbemerkt einige Wäscheleinen geplündert und ihm am nächsten Morgen stolz ihre Verkleidung präsentiert, gerade als er ihr erklären wollte, daß eine Verkleidung nötig, dafür aber leider kein Geld vorhanden sei.
    Ihre hübschen Hände steckten in schmierigen Handschuhen, die so groß waren, daß sie kaum imstande war, den Krug mit Ale zu halten, den Mac für sie bestellt hatte. Eine alte, geflickte Hose spannte sich gefährlich knapp um ihre Hüften, doch solange sie ihre Arme nicht hob, würde die verwaschene Jacke diese verräterische Körperpartie kaschieren. An den Füßen trug sie ein Paar ihrer eigenen, ausgetre-tenen

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