Mamas Gluecksbuch
und tatsächlich kommt dann irgendjemand und verkündet schlau, man habe offensichtlich Stilldemenz und die Hormone spielten verrückt. Bei mir hieß es in der aufwühlenden Zeit mit neugeborenem Baby bei allem und jedem: »Liegt an den Hormonen.«
Soll also die Hormonumstellung durch das Stillen Ursache sein für alle Stimmungsschwankungen und Vergesslichkeiten? Dazu lässt sich nur anmerken, dass jeder, der alle zwei Stunden aus dem Schlaf gerissen wird, am Tag ordentlich stimmungsschwankend und vergesslich ist. Und wenn sich dieser Umstand über Monate hinzieht, dann kann ich nur sagen: Halleluja! Das geht den Müttern so und den Vätern auch. Das geht aber auch Menschen ohne Kinder so, wenn sie nach einer Reise am Jetlag leiden oder vor lauter Sorgen nicht in den Schlaf finden – und das ganz und gar ohne Hormonumstellung. Den Zustand der jungen Mama nur auf die Hormone
zu reduzieren trifft jedenfalls nicht den Kern der Sache. So viele Veränderungen, wie in dieser Zeit stattfinden, wirbeln einfach alles durcheinander: Unsere Freundinnen haben einen ganz anderen Tages- und Nachtrhythmus und sind nicht mehr zu erreichen: Wenn sie ausgehen, versuchen wir zu schlafen, und wenn sie nachts von der Party ins Bett fallen, stehen wir wieder auf, um unser kleines Zuckerkind zu trösten. Wir sind getrennt von unserer bisherigen Welt und von jetzt an nur noch im Zweierpaket mit Baby anzutreffen, auf das wir uns ganz und gar konzentrieren wollen, aber auch müssen. Während wir vorher ein selbstbestimmtes Leben führten, sind wir nun stündlich (tags und nachts) auf die manchmal rätselhaften Äußerungen unseres klitzekleinen Kindes fixiert. Und das ist neu, faszinierend, wunderbar, anstrengend – und auch furchtbar ermüdend.
Falls dir also ein Schlaumeier diese Weisheiten mit den Hormonen unterjubeln will, dann nimm die Gelegenheit wahr und bitte ihn, dich zu unterstützen: zu besorgen, was du vergessen hast, und dazu am besten noch, was ihm für dich Schönes einfällt. Vielleicht kann er das Baby gleich mit auf den Einkaufsspaziergang nehmen und du schläfst mal richtig aus? Ihr werdet bei dieser Gelegenheit augenblicklich beobachten können, wie schnell sich die Stilldemenz in einen ungeahnten Energieschub mit vollkommen intaktem Erinnerungsvermögen verwandelt.
Rund oder blass? Über Figürlichkeiten
Falls du dich über deine Figur ärgerst, die früher schlank, rank und total sportlich war (psst: War das wirklich so?), dann denke einfach nicht weiter darüber nach! Deine Figur und auch deine Beweglichkeit kommen wieder.
Ich selber habe in der Schwangerschaft bestimmt zwanzig Kilo zugenommen, die sich nach drei Jahren langsam verdünnisierten, um es sich beim zweiten Kind binnen kürzester Zeit wieder gemütlich zu machen. Noch Jahre nach der Geburt fragte man mich: »Oh, ist wieder ein Kind unterwegs?« Heute schwanken die »Muffin-Tops« und ich in einem harmonischen Auf und Ab. Und auch du wirst garantiert wieder zu deinem Ursprungskörper finden. Nämlich dann, wenn du von Schaukel zu Rutsche fegst und den Weg zwischen Spielplatz und Ampel in einem ungeahnten Tempo zurücklegst, damit dein Kind nicht unversehens auf die Straße flitzt. Aber jetzt darfst du dir ruhig mal etwas Köstliches zur Nerven- und Körperstärkung gönnen! Dem Baby tut das auch gut: ein paar Stunden später in Milchform an »Mamas Tankstelle« oder in Form deiner guten Laune.
Dasselbe betrifft auch diejenigen, die überhaupt nicht mehr essen, weil sie es vor lauter Trubel vergessen. Auch du kommst wieder zu Kräften. Das Allerbeste ist, der Partner, ein guter Freund oder die eigene Mutter kochen ein bisschen mehr und passen auf, dass du genug zu essen bekommst. Liebe geht bekanntlich durch den Magen und das ist es, was Mama jetzt braucht. Allerdings darfst du nach der ersten Babyzeit auch selbst wieder auf deine Ernährung aufpassen und auf dich und deine Grundbedürfnisse Rücksicht nehmen, die da wären: Zeit für dich, essen, trinken und schlafen.
Was steckt eigentlich hinter dem Wunsch, anders sein zu wollen als jetzt? Schlanker, schöner? Gedanken wie »… dann wäre alles besser…« sind eine Falle. Oft ist in Wirklichkeit dahinter etwas anderes verborgen. Vielleicht fehlt dir Aufmerksamkeit
oder Anerkennung, vielleicht sogar Anerkennung von dir selbst? Du kannst nachsehen, was dir wichtig ist und nicht genug beachtet wird. Vielleicht kannst du dieses Bedürfnis erfüllen, das sich gerade äußert: Dir selbst etwas ganz
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