MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
hinein.
Als Erstes fiel ihm der rautenförmige Grundriss ins Auge und die große Anzahl deckenhoher elektronischer Schaltkästen. Adrians Blick wanderte an nackten Betonwänden entlang zum anderen Ende. Neben den im Boden angebrachten LED-Leuchten, die den Raum in mattes Dämmerlicht tauchten, bildete eine Monitorwand die einzige Lichtquelle.
„Neun Bildschirme“, flüsterte Adrian.
Milton, der mit angehaltenem Atem neben ihm kauerte, nickte.
Bis auf den elliptischen Holztisch in der Mitte war der Raum fast leer. Auf dem Tisch stand ein vasenartiges Glasgefäß, in dem mehrere Messer steckten wie ein kalter, bizarrer Blumenstrauß. Trotz des trüben Lichts erkannten sie die Form sofort.
„Da stehen die Dolche!“, flüsterte Adrian. „Ich krieche hin. Von dort kann ich den hinteren Teil des Raums besser einsehen.“
Er legte sich flach auf den Boden und kroch los. Er erreichte den Tisch, ging in die Hocke und zog einen Dolch aus dem Glasgefäß. Dann steckte er ihn in die Brusttasche seines Kampfanzugs. Als er zu den Monitoren blickte, zuckte Adrian von Zollern zusammen. Im Sessel davor saß ein Mann, der ihm den Rücken zugewandt hatte. Es schien so, als bemerkte er Adrian nicht.
Plötzlich stand der Mann auf und verschwand wie ein schwarzer Schatten im dämmrigen Zwielicht.
Das ist er!, dachte Adrian, und er spürte, wie ihm kalt wurde. Dort, keine zwanzig Meter von ihm entfernt, verbarg sich das Monster, wegen dessen Wahnvorstellungen er um den halben Planeten gehetzt war, nur um sich nun, am Ende der Welt, einer völlig unbekannten Bedrohung ausgesetzt zu sehen.
Vorsichtig schlich er zurück. Plötzlich zerriss das unbeschreibliche Donnern einer Explosion die Stille, dann hörten sie grässliche Schreie. Ein virtueller Regisseur schien das Stimmengewirr zu entzerren, denn einzelne Schreie schälten sich heraus, um anschließend wieder im tobenden Chaos unterzugehen.
„Das müssen unsere Kameraden sein!“, sagte Milton schockiert.
„Er hat … alle umgebracht!“ Milton schaute Adrian von Zollern mit schreckgeweiteten Augen an. „Alle ermordet …“
Dann wiederholte sich der kriegsähnliche Lärm.
„Jetzt verstehe ich! Das ist eine Aufnahme von der Explosion, die wir vorhin im Treppenhaus gehört haben“, flüsterte Adrian.
Milton nickte.
Entsetzt blickte Adrian wieder zur Monitorwand. Der riesige Bildschirm in der Mitte zeigte eine Folge von Zeichen und Ziffern.
***6***: 75
Dann dröhnte ein verächtliches Lachen aus den Lautsprechern, und eine dunkle, tiefe Stimme sagte: „Jetzt sind wir allein.“
Der Mann trat aus dem Dunkel und setzte sich wieder in den Sessel. Er starrte auf den Riesenmonitor mit den Zeichen und fuhr sich mit der rechen Hand durch die streng zurückgekämmten dunklen Haare.
„Es ist vollbracht!“, brüllte er plötzlich.
Adrian von Zollern sah, dass die Anzeige des zentralen Anzeigegerätes umgesprungen war:
***6***: 77
***6.0***: 0
Ein großer Knopf auf dem Tisch begann blutrot zu glühen. Der Mann murmelte in einem kaum verständlichen Singsang vor sich hin.
„Haben Sie etwas verstanden?“, fragte Milton.
Adrian von Zollern nickte. „Zwei Worte: Schwur und Erlösung“, flüsterte er Milton ins Ohr.
Der Mann stand von seinem Sessel auf und kicherte in sich hinein. Er tänzelte vor dem Tisch mit dem leuchtend roten Knopf herum und vollführte mit den Armen weit ausholende Gesten wie in einem grotesken Ritual.
„Braulio Ostrogón!“, schrie Adrian von Zollern, während eine namenlose Angst ihm den Boden unter den Füßen wegzuziehen drohte. „Halt!“
Einen Moment lang zögerte der Spanier, dann beschrieb er mit dem Zeigefinger kreisende Bewegungen über dem Knopf. Plötzlich, schneller als Adrians Augen es erfassen konnten, warf Ostrogón sich auf den Boden, und Schüsse peitschten durch das Dunkel. Ein kurzes Stöhnen, dann fiel etwas mit dumpfem Geräusch zu Boden.
„Milton?“
Adrian von Zollern bekam keine Antwort.
„Mörder!“, rief er wutentbrannt in Richtung des Spaniers, doch der lachte nur.
Adrian von Zollern hatte seine Pistole gezogen und bewegte sich auf Ostrogón zu.
„Sofort die Pistole auf den Boden legen!“, befahl der.
„Nein!“, antwortete Adrian bestimmt und zielte auf den Terroristen.
„Ausfahren!“, sagte Ostrogón knapp.
Scheinwerfer leuchteten auf und gaben den Blick auf mehrere ferngelenkte Kleingeschütze frei, die aus dem Boden klappten und sich direkt auf Adrian von Zollern richteten.
„Ich warne
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