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Manche Maedchen raechen sich

Manche Maedchen raechen sich

Titel: Manche Maedchen raechen sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Marr
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ihm alles erzählt. Und jetzt habe ich Angst, dass er mir in die Augen sieht und erkennt, wer ich wirklich bin. Dass er all das sieht, was ich ein Leben lang versucht habe zu verbergen.
    Darum will ich auch nicht mit ihm reden, als er morgens in meine Zelle kommt, um mich weiter zu befragen. Ich drehe mich mit dem Gesicht zur Wand.
    „Eliza. Kommen Sie schon, Eliza, ich weiß, dass Sie nicht mehr schlafen wollen. Reden Sie mit mir.“
    „Ich habe nichts mehr zu sagen.“
    Marianne nahm nicht an den Abschlussprüfungen teil. In keiner Zeitung wird ihr junges, strahlendes Gesicht als beste Absolventin zu sehen sein. In keinem Interview wird sie den Überfliegern von morgen praktische Lerntipps geben oder von ihren eigenen Plänen für eine glänzende Zukunft berichten. Niemand wird Lexi je wieder für ein Vorbild halten. Für das Austauschjahr in Laos wird man sie nicht vorschlagen.
    Und ich? Keine Ahnung. Nachdem ich nie etwas Besonderes war, werden sich die Verluste bei mir wahrscheinlich in Grenzen halten.
    „Ich danke Ihne n … für gestern Aben d … abe r …“
    Dr . Fadden klingt nervös. Und verzweifelt. Das kann ich jetzt nicht gebrauchen.
    „Sie müssen mir helfen, Sie müssen sich selbst helfen. Reden Sie mit mir, Eliza.“
    „Ich will einfach nur hier liegen.“
    „Eliza, ich möchte offen zu Ihnen sein: Wenn das Gericht davon erfährt, werden die kurzen Prozess mit Ihnen machen. Die werden einen knallharten Kurs fahren. Das sollte Ihnen klar sein.“
    „Und was soll ich Ihrer Meinung nach dagegen tun? Ich hab es Ihnen doch schon gesagt: Ich habe ihn erstochen.“
    „Eliz a …“
    Ich richte mich auf und sehe ihn an. Er sitzt neben mir. Das Notizbuch liegt auf seinem Schoß.
    „Ich weiß, was das für Gestalten auf Ihrem Büchlein sind. Das sind die Furien. Die Göttinnen der Rache. Die kümmern sich um all diejenigen, die Frauen Gewalt angetan haben und nie dafür zur Rechenschaft gezogen wurden.“
    „Aber es gibt sie nicht wirklich“, sagt Dr . Fadden mit finsterer Miene. Er sieht müde au s – und extrem genervt. „Das hier ist die Wirklichkeit, Eliza: Ich bin nicht hier, um Sie zu verteidigen. Ich bin hier, um die Wahrheit herauszufinden. Und ich habe herausgefunden, dass Alistair Aardant an seiner schweren Stichverletzung gestorben wäre, wenn Sie ihn einfach liegen gelassen hätten. Zwar wäre er langsam und qualvoll gestorben, aber er wäre gestorben. Die Frage ist, ob Sie jetzt endlich zur Vernunft kommen, oder ob Sie ernsthaft wollen, dass ich genau das dem Richter erzähle.“
    Ich zucke die Schultern. „Ich sage Ihnen jetzt mal, was ich über Sie weiß. Ich glaube, Sie sollten dringend mit Ihrer Freundin Michelle reden, von der Sie das Notizbuch bekommen haben. Die trägt nämlich Designer-Schuhe für über 250 0 Dollar. Fragen Sie sie doch mal, wer ihr die geschenkt hat, denn von Ihnen hat sie die ja sicher nicht, oder? Auf Wiedersehen, Brian. Ich hoffe, Sie werden befördert. Sie haben es verdient.“
    „War’s das?“
    „Ja. Und jetzt will ich meine Mutter sehen.“
    Sie lassen mich im Verhörraum warten. Mir ist so langweilig, dass ich mir die Zeit mit einem Spielchen vertreibe. Ich sitze ganz still da und bewege nur die Augen. Erst zur einen Seite, dann zur anderen. Ich lasse meinen Blick über die gestrichene Backsteinmauer wandern und dann hinauf zur Decke, an der ein großer dunkler Fleck prangt. Er sieht aus wie eine Regenwolke. Ich komme mir vor wie die Figur in einem Comic. In der Sprechblase steht: „Warum regnet es immer da, wo ich bin?“ Das ist lustig und ich muss grinsen.
    Wart ihr auch schon mal so unter Strom, dass ihr dachtet: Okay, das war jetzt eindeutig zu viel für meine Nerven, und überkam euch unmittelbar danach auch so eine seltsame Ruhe? Das ist der Moment, in dem ich am besten nachdenken kann. Das ist der Moment, in dem ich mich so sehen kann, wie ich wirklich bin. Ungeschminkt, unverstellt und irgendwie schön. Das ist der Moment der Wahrheit.
    Plötzlich muss ich an Richey Edwards denken, den Gitarristen der Manic Street Preachers. Eines Tages hat er in einem Londoner Hotel ausgecheckt und eine Woche später fand man seinen Wagen in der Nähe der Severn Bridge in Wales. Er wurde seitdem nie wieder gesehen.
    Neil hatte vorgeschlagen, dass wir uns ein Auto mieten könnten. Dafür müssten wir zwar erst unseren Führerschein machen, aber wenigstens fahren die Engländer auf derselben Straßenseite wie wir. Er sagte, der Ausflug wäre die

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