Manche Maedchen raechen sich
offenem Mund an. Das verstehe ich nich t … Und ich kann es einfach nicht glauben. Wie hat sie das geschafft? Und dann auch noch so schnell? Die Magazine müssen ja gedacht haben, es handele sich um die Sensation des Jahrhunderts.
„Dich kennt jetzt das ganze Land?“, frage ich ungläubig. Ich weiß, dass meine Mutter seit Langem die Klatschspalten der East Rivermoor Eye füllt, abe r …
Ich heiße Eliza Boans und bin eine Mörderin. Ja, ich weiß, was ihr jetzt denkt. Wenn ich mit der Schule fertig bin, will ich was Cooles aus meinem Leben machen. Ein Waisenhaus in der Dritten Welt bauen zum Beispiel, so wie die Stars in Hollywood. Oder mit einem Skandal in die Schlagzeilen kommen und megaberühmt werden. Weiß doch jeder, dass das heutzutage die einzige Möglichkeit ist, um aufzufallen.
Ich blätterte schnell zu der „exklusiven sechsseitigen Fotostrecke“. Auf dem ersten Foto lehnt sich meine Mutter an ein unerhört gut aussehendes männliches Model und trägt ein rotes Kleid von Ruth Tarvydas mit einem Schlitz bis zum Oberschenkel. Sie könnte glatt als Zwanzigjährige durchgehen. Sie sieh t … umwerfend aus.
„Dieses Kleid sieht so was von heiß aus, das muss ich mir mal ausleihen“, sage ich.
„Dieses Kleid ist so was von nicht deine Größe, Liebling. Dafür brauchst du erst mal richtige Möpse“, sagt meine Mum und lacht und weint gleichzeitig.
„Damit kann ich leben“, erwidere ich und grinse. „Die wünsch ich mir dann einfach zu meinem siebzehnten Geburtstag von dir.“
Zum ersten Mal, seit ich hier bin, lächle ich wirklich.
Es tut weh. Mein ganzer Körper prickel t – mein Kopf, mein Herz. Wie winzige Nadelstiche, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind, und ich blute, vergieße Tropfen für Tropfen. Ich versuche trotzdem, an die schönen Dinge zu denken. An mein neues Kleid, mein eigenes Bett, mein Zimmer und all die hübschen Sachen, die ich hab e – Sachen, die Mum mir geschenkt hat.
Eigentlich ist es gar nicht so übel, die Tochter von Electra Boans zu sein. Meine Mum ist klug, schön, tough und eine echte Kämpfernatur. Genau wie ich. Ich schätze, wir haben ziemlich viele Dinge gemeinsam. Darüber müssen wir reden, wenn ich hier rauskomme.
Ich stelle mir vor, wie sich das Tor von East Rivermoor für uns öffnet, wie Mum und ich Hand in Hand hindurchgehen und Hunderte Kameras blitzen. Ich schaue nach links und nach rechts. Lexi und Marianne stürmen auf mich zu und fallen mir in die Arme.
Ich weiß, dass es gar nicht wirklich darum geht, ob ich jemals zurückkehren darf oder nicht, sondern ob ich zurückkehren will . Und das ist eine schwere Frage. Im Augenblick will ich lieber an die einfachen Sachen denken. Wie zum Beispiel an das schöne Kleid, das auf meinem Schoß liegt und das wirklich mir gehör t – das ist eine nette, einfache Wahrheit, an der ich mich festhalten kann.
Ich stelle mir vor, wie sich das Tor von East Rivermoor schließt. Aber es sagt: Dies ist kein Abschied für immer, nur ein Abschied auf Zeit.
Also sage ich: Bis bald! , auch wenn ich nicht weiß, wann das sein wird. Und so sitze ich da und warte.
Danksagung
Ein Dankeschön an die Dreifaltigkei t – EoVon Loo (BetaGirl), Kim Wisniewski (CritterBoy und Teekocher) und Olivia Osment (ohne die es die Priory nicht geben würde); an Melissa Keil (eine außergewöhnliche Lektorin), die mich entdeckt hat, und an Andrew Kelly, der bereit war, mir eine Chance zu geben.
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