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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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darauf, Wandschränke, in denen sich vermutlich die Aktenordner befanden. Ein paar üppige raumhohe Grünpflanzen.
    »Meine Sekretärin musste zur Bank. Bitte treten Sie näher, Frau von Lichtenstein.« Helene Windisch forderte Alex mit einer knappen Handbewegung auf, ihr in ihr Büro zu folgen und auf einem cognacfarbenen Ledersofa Platz zu nehmen. Zwei Beistelltischchen aus Glas vervollständigten den Sitzbereich.
    An den Wänden hingen Fotos von Luxusvillen, und seitlich vor dem Fenster stand das Modell einer großzügigen Wohnanlage. Häuser, Bäume, Autos und Menschen im Spielzeugformat.
    »Was kann ich für Sie tun?« Während Alex sich setzte, hatte Helene Windisch bereits nach dem obligatorischen Zigarillo gegriffen – und einem billigen Einwegfeuerzeug.
    »Sie haben nichts dagegen.« Eine Feststellung, keine Frage.
    Helene Windisch machte ein paar tiefe Züge, blies denRauch in Richtung Fenster. Ihr Gesicht war bleich, nicht so sorgfältig geschminkt wie beim letzten Mal, so dass man die leichten Tränensäcke sehen konnte. Unter dem Auge zuckte wieder der winzige Muskel. Sie trank einen Schluck aus dem Glas, das vor ihr stand. Eine klare Flüssigkeit. Wasser oder Wodka? Dieses Mal bot sie Alex nichts zu trinken an.
    »Ich habe bei Ihren Kunden nachgefragt. Sie sind am Unfalltag fast eine halbe Stunde zu spät zu Ihrem Termin gekommen, also erst kurz vor halb vier.«
    Helene Windisch fuhr zusammen. Offensichtlich war sie mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen. »Wie? Was? Ach so, ja, ich sagte Ihnen doch, dass ich noch in einem Drogeriemarkt war. Und wenn Sie meinen, ich hätte Stefan den Blumenkasten auf den Kopf geworfen, dann bekenne ich hiermit: Ich war es nicht.«
    »Nun sagen wir mal so«, Alex wählte ihre Worte bewusst und beobachtete genau, welche Wirkung sie auf Helene Windisch hatten, »ein Motiv hätten Sie durchaus gehabt. Wussten Sie eigentlich, dass Ihr Mann auch mit Nadine Schicketantz liiert war?«
    Helene Windisch wurde noch blasser, als sie ohnehin schon war.
    »Mit der auch? Na ja, was soll’s, eine mehr. Sie sprechen von einem Motiv. Ich hätte jede Menge Motive gehabt, von der Assistentin bis zur Sekretärin, von, ach, was weiß ich, wem bis zu der Schicketantz. Ehrlich gesagt, es ist mir inzwischen egal, mit wem mein Göttergatte was hatte.« Helene Windisch lachte verächtlich.
    »Wo ist eigentlich Ihr goldenes Feuerzeug?«
    Helene Windisch wurde rot bis unter die Haarwurzeln. »Was geht Sie das an? Sicher habe ich es zu Hause vergessen. Aber dieses hier funktioniert genauso gut.«
    Demonstrativ drückte sie ihr Zigarillo im Aschenbecher aus, griff nach dem Einwegfeuerzeug und setzte es sogleich wieder in Betrieb. Dieses Mal blies sie Alex den Rauch mitten ins Gesicht.
    Alex stand auf. »Dann schaue ich heute Abend noch einmal bei Ihnen zu Hause vorbei und würde gern für einen kurzen Abgleich das Feuerzeug mitnehmen.«
    Helene Windischs Gesichtszüge entgleisten für einen Moment. Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle.
    »Nun, das müsste möglich sein«, sagte sie gedehnt. »Aber nicht vor sieben Uhr.«
    »Dann bis heute Abend.« Alex stand auf und verabschiedete sich.
    Die Reaktion von Frau Windisch auf die Frage nach dem Feuerzeug war äußerst seltsam gewesen. Ob sie doch den Blumenkasten geworfen hatte? Auf jeden Fall hatte sie irgendetwas zu verbergen.
    Alex hatte ausnahmsweise mal Glück. Direkt vor der Tür des Sozialzentrums fand sie einen Parkplatz. Sie schaltete den Motor ab und blickte auf die Uhr. Jetzt war sie zu früh dran, weil sie noch Zeit für die Parkplatzsuche einkalkuliert hatte.
    Ihre Gedanken wanderten zu Windisch. Solange nicht geklärt war, ob ihm nicht doch jemand nach dem Leben trachtete, blieb er gefährdet. Sie machte sich Sorgen um ihn.
    Seufzend holte sie ihr Notizbuch aus der Tasche und ging noch einmal die Fragen zu Jenny Lehmann durch, die sie dem Therapeuten stellen wollte. Allzu große Hoffnungen setzte sie allerdings nicht in ihn. Am Telefon hatte er nie direkt auf ihre Fragen geantwortet. Irgendwie schien er eine völlig andere Sprache zu sprechen als sie.
    Alex musste grinsen, als sie sich an Gudruns Kommentar erinnerte: »Geh mir bloß weg mit Therapeuten. Die labern doch nur heiße Luft. Alles Weicheier und Warmduscher.«
    Im Rückspiegel bemerkte Alex, dass hinter ihr ein VW-Bus einparkte. Der Fahrer sah richtig gut aus – ein markantes Gesicht mit kleinem Kinnbärtchen und schönen Augen. Nur die Haare trug er für Alex’

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