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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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hier doch nicht um sie.
    »Wird das jetzt eine Therapiesitzung?«, brachte sie mit einem Lachen hervor, das sogar in ihren eigenen Ohren gekünstelt klang.
    »Ich spüre, dass deine Verletzungen sehr tief gehen. Du musst sie herauslassen«, sagte Hünlein und legte seine Hand auf ihre, die immer noch den Stein umfasst hielt und plötzlich zu kribbeln anfing. Schnell zog sie sie unter seiner hervor und legte den Stein zur Seite.
    Hünlein lächelte. »Siehst du, du hast es gespürt, nicht wahr?«
    Alex war völlig verwirrt und blickte hilfesuchend im Raum umher. Ihr Blick fiel auf die Kuckucksuhr an der Wand. »Oh, es ist schon so spät. Ich muss jetzt gehen, ich habe noch einen Termin.«
    Sie arbeitete sich von dem unbequemen Sitzsack hoch. Als sie stand, fühlte sie sich wieder sicherer, und ihr fiel ein, was Hünlein über Jenny gesagt hatte.
    »Eine Frage noch, Herr Hünlein. Sie sprachen von dem einen Teil von Jenny Lehmanns Verletzungen. Woher rührt der andere Teil?«
    Hünlein hatte sich inzwischen ebenfalls erhoben. »Sie wurde von ihrer Chefin gemobbt.«
    Bingo. Jenny hatte also schon bei der Schicketantz neben Eifersucht ein weiteres Motiv gehabt.
    Hünlein kam wieder unangenehm nah auf Alex zu. »Du stehst so stark unter Druck. Wahrscheinlich hast du manchmal das Gefühl, du müsstest laut schreien.«
    Alex erstarrte. Woher konnte Hünlein das wissen? Sah man ihr das jetzt schon an, oder taten das andere auch, um sich abzureagieren?
    Hünlein streckte den Arm nach ihr aus »Du brauchst dringend Entspannung. Komm doch mit in meine Gruppensitzung. Sie fängt in ein paar Minuten an. Das wird dir guttun.«
    Noch bevor er Alex berühren konnte, trat sie einen Schritt zurück. »Nein, ich muss jetzt wirklich los. Wo ist denn hier die Toilette?«
    »Gleich gegenüber«, sagte Rüdiger. »Du kannst ja auch später wiederkommen. Und versuch es mal mit Pink, das ist deine Farbe.«
    Alex flüchtete aus dem engen Raum und schoss sofort in die Toilette. Sie atmete ein paarmal tief durch und sah dann an sich herunter. Weiße Bluse und dunkelblaue Leinenhose. Pink, das war ja lächerlich.
    Sie wusch sich die Hände und kämmte sich die Haare. Als sie die Tür zum Gang öffnete, erklangen wieder die Schalmeien. Deutlich hörte sie Hünleins Stimme.
    »Sprecht mir alle nach: Ich darf das. «
    Als sie schon fast an der Eingangstür war, blieb sie abrupt stehen. Aus dem Chor der Nachsprecher stach eine bekannte Stimme hervor. Auf leisen Sohlen schlich sie zurück und spähte vorsichtig durch die offene Tür.
    In dem Raum saßen einige Leute im Stuhlkreis und hielten sich an den Händen. Alle hatten die Augen geschlossen, so dass Alex noch ein bisschen weiter um die Tür herumlugte. Da entdeckte sie Hünlein und direkt neben ihm – Elfie Ruhland.
    Die Gruppe wiederholte immer wieder dieselben Worte: »Ich darf das … Ich darf das … Ich darf das …«
    Elfie sprach sie wie ein inbrünstiges Gebet.
    Alex zog sich lautlos zurück. Erst nach ein paar Schritten begann sie zu laufen.

25 Am nächsten Donnerstag kam Elfie außer Atem am Friedhof an und ging schnell zu Ludwig. Sie stellte ihre Tasche auf der Bank ab und holte eine Grabkerze heraus. Sie entfernte das ausgebrannte Licht und zündete das neue an. Während sie noch still verharrte und ihren Gedanken nachhing, hörte sie Schritte und wandte den Kopf. Eine Frauengestalt mit einem Hund, einem fetten Mops.
    Elfie kniff die Augen zusammen und sah die Frau genauer an. War das nicht die junge Kommissarin? Tatsächlich. Der Schreck fuhr Elfie in die Glieder. Ob die Kommissarin ihretwegen hier war? Am liebsten wäre sie davongelaufen. Aber dann zwang sie sich ein Lächeln ins Gesicht, streckte der Polizistin die Hand entgegen und spürte die Zuneigung zu der jungen Frau in sich aufsteigen, spürte, dass ihr Lächeln echt wurde.
    »Wie schön, dass Sie Ludwig und mich besuchen, Frau von Lichtenstein.«
    Alex von Lichtenstein schien ein wenig irritiert von ihren Worten. Doch dann lächelte auch sie. Ihre Augen allerdings wirkten irgendwie unruhig, und die Hand, die sie Elfie reichte, war eiskalt.
    »Sagen Sie doch einfach Alex zu mir.«
    Die junge Kommissarin wies auf den Hund neben sich.»Das ist übrigens Amadeus. Er gehört der Tante meines Freundes. Eigentlich nehme ich ihn nicht gern mit zum Friedhof, zumal er hier an der Leine gehen muss. Aber wenn man so viel um die Ohren hat, muss man eben zwei Dinge gleichzeitig erledigen.«
    Elfie beugte sich zu Amadeus herunter.

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