Manhattan Blues
und
Sie wollen vor Marta Marlund Angst haben?«
Jimmy starrte auf den Fußboden. »Angst vor mir und Marta.«
»Ah.«
Jimmy lächelte. »Ah.“
»Haben Sie...«
»Noch nicht«, entgegnete Jimmy schnell. »Das ist ein weiterer Grund
dafür, daß sie jetzt gehen muß.«
Walter trank sein Glas aus und sagte: »Dann werde ich wohl einfach
losgehen und ihr die fröhliche Mitteilung machen.«
»Sie sind ein Kumpel, Walter.«
Ja, ein Kumpel.
Marta saß auf dem Bett. Ihr durchsichtiges Nachthemd verbarg nichts
von ihren beträchtlichen Reizen. In der linken Hand hielt sie ein Glas umfaßt,
das Wodka zu enthalten schien. Auf dem Nachttisch brannte eine Zigarette in
einem Aschenbecher. Daneben ein Fläschchen mit einem Medikament.
»Das ist gefährlich, im Bett zu rauchen«, sagte Walter. »Haben Sie Joe
gut zugedeckt?«
Belegte Stimme, lallt nur noch, dachte Walter. Sie hat ziemlich
geladen.
»Der Senator liegt in Morpheus' Armen«, sagte er. »Was immer das
bedeuten soll.«
»Er schläft.«
»Der Senator hat's gut.«
Sie führte das Glas an die Lippen. Ein Teil des Wodkas - Walter konnte
ihn jetzt riechen - ging in den Mund, der größte Teil lief ihr jedoch übers
Kinn. Ein kleiner Tropfen lief ihr langsam an dem langen Hals entlang.
»Können Sie nicht schlafen?« fragte Walter.
»Hat er Ihnen erzählt, wie wunderbar ich im Bett bin?«
»Nein, aber das nehme ich Ihnen auch so ab«, sagte Walter. Er nahm
ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf den Nachttisch. »Ich glaube, Sie
haben genug gehabt.«
»Nehmen Sie das nicht weg, es sei denn, Sie stellen was Neues hin.«
»Sind Sie in ihn verliebt, Marta?«
Sie nickte.
»Dumm, nicht wahr?« fragte sie.
»Der Kopf und das Herz...« Walter zuckte die Schultern. »Er ist
jedenfalls ein Scheißkerl.“
»Ein Scheißkerl«, bestätigte sie.
Du liebst diesen Scheißkerl. Wir sind schon eine seltsame und komische
Spezies. »Es ist vorbei«, sagte er. »Meinen Sie?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es. Er hat mich geschickt, es Ihnen
zu sagen.«
»Sie meinen, Bruder Jimmy hat Sie geschickt.«
Man kann richtig zusehen, wenn eine Betrunkene nachdenkt, bemerkte
Walter. Der Denkprozeß verläuft einfach viel langsamer, und man kann es
buchstäblich sehen.
»Denken Sie gar nicht erst daran, Wirbel zu machen«, sagte er.
Ȇberlegen Sie gar nicht erst, ob Sie sich an die Presse wenden sollen. Weinen
Sie sich die Augen aus, packen Sie Ihre Sachen, gehen Sie nach Hollywood. Ich
bin überzeugt, daß er ein finanzielles Arrangement für Sie treffen wird ...
ein paar Studiotüren für Sie öffnet.«
»Ich kann ihn ruinieren.«
»Sie kennen diese Leute nicht«, sagte Walter. »Sie haben ja keine
Ahnung.«
»Doch. Sie haben keine Ahnung...«
Er hielt Sie nicht davon ab, wieder nach dem Glas zu greifen und es in
einem Zug zu leeren.
»Ich sollte jetzt lieber gehen«, sagte Walter.
»Jetzt haben Sie Ihre Botschaft ja überbracht«, sagte sie. »Soll ich
Ihnen ein Trinkgeld geben, oder übernimmt Jimmy auch das?«
»Gute Nacht.«
»Sind Sie im Bett besser als er?!« fragte sie, als er die Tür
erreichte.
»Ehrlich, Marta, woher soll ich das wissen?«
»Kommen Sie her, dann werden wir ja sehen.«
Sie setzte sich in Positur. Eine für die Öffentlichkeit bestimmte
Studioversion einer verführerischen Pose: Sie legte sich auf die Seite, zog ein
Bein hoch und stützte den Kopf in die Hand. Ein wissendes Lächeln umspielte
ihre Lippen. Bemitleidenswert und doch seltsam verführerisch.
»Ich gehe unter die Dusche, wenn es das ist, was sie stört«, sagte
sie. »Ich werde ihn abspülen, aus mir
herauswaschen, wenn Sie so pingelig sind. Oder so eifersüchtig.«
»Marta...«
»Oder haben Sie Angst?« fragte sie. »Er wird es nie erfahren.«
»Das ist es nicht.«
»Na kommen Sie schon«, flötete sie und streichelte sich. Ihre langen
Finger glitten zwischen ihren Beinen hin und her.
Seide auf Seide auf Seide, dachte Walter, obwohl er sich die größte
Mühe gab, sich nichts vorzustellen.
»Ich brauche es...«, sagte sie. »Komm her, besorg es mir. Ich will,
daß du es mir besorgst.«
»Versuchen Sie, etwas zu schlafen.«
»Besorg's mir. Bitte besorg's mir. Ist es nicht das, was Männer gern
hören? Bitte besorg's mir. Macht dich das nicht steif? Bei ihm hat es immer
geklappt.“
»Gute Nacht, Marta.«
Er drehte sich um, um die Tür aufzumachen. »Wage es
nicht, mich so zu verlassen!« schrie sie. »Seien Sie bitte
leise.«
»Ich kann es nicht
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