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Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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möchte herausfinden, wieviel Walter in der Tanzschule gelernt hat«,
sagte Madeleine. »Hast du etwas dagegen, Darling?«
    Keneally lächelte und sagte: »Natürlich nicht. Brich ihm nur nicht das
Herz.«
    »Ich würde dem lieben Walter nie das Herz brechen.«
    »Oder mir«, fügte Keneally hinzu.
    Sie warf Keneally eine Kußhand zu und streckte Walter die Hand
entgegen. Die Band spielte auf, und sie hatten nur einige wenige Takte getanzt,
als Madeleine sich zu ihm neigte und fragte: »Haben Sie eine Chance gehabt, mit
ihm zu sprechen?«
    »McGuire?«
    »Seien Sie nicht gemein«, sagte sie. »Mit Sean, natürlich.«
    »Ich habe mit ihm gesprochen.«
    »Und?«
    Natürlich waren auch Keneally und Marta auf der Tanzfläche. Walter
fragte sich, ob Keneally die gleiche pseudo-orgasmische Behandlung bekam wie er
selbst. Keneally lachte, Marta ebenfalls. Unterhielten sie sich jetzt darüber,
was sie später tun würden?
    »Und er hat Probleme«, sagte Walter.
    »Haben Sie mit ihm über mich gesprochen?«
    »Noch nicht.«
    » Walter."
    »Das wäre voreilig.“
    »Ich sterbe vor Neugier.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte Walter.
    Wenn alles gutgeht, dachte er.
    »Sie sind süß, Walter. Und Sie tanzen sehr gut.«
    Im Rainbow Room tanzen wir alle sehr gut, süße Maddy. In einer
funkelnden Nacht in der Hauptstadt der Welt an den letzten Tagen des Jahres
unseres Herrn 1958. Ich tanze mit
der Ehefrau, die Geliebte tanzt mit dem Ehemann, und meine Geliebte funkelt
mich wütend an und singt.
    Wir tanzen, tauschen die Partner und tanzen weiter.
     
    Walter rauchte gerade eine Zigarette und hielt sich in Jimmy Keneallys
Zimmer im Plaza an einem Whiskey fest, als Jimmy hereinkam und sich aufs Bett
setzte.
    »Darf ich das als Zeichen dafür werten, daß der fleischliche Akt
vollzogen ist?« fragte Walter. »Madeleine sicher in ihrem keuschen Zimmer
eingesperrt. Ihr edler Bruder und Ihr noch edleres Selbst bei einem politischen
Treffen zusammengekuschelt, das einfach nicht bis morgen warten konnte?«
    »Ich habe schon oft gesagt, daß es nur eins gibt, was zwischen Joe und
dem Weißen Haus steht, nämlich sein Schwanz«, erwiderte Jimmy. »Sie sind ein
gebildeter Mann...«
    »Das hat man jedenfalls in Yale gesagt«, sagte Walter mit einem
Schulterzucken.
    »Dann wissen Sie auch, daß jeder Held seinen schicksalhaften Makel
hat«, sagte Jimmy. »Joes sind die Frauen.«
    »Seine Achillesferse sitzt ein bißchen weiter nördlich«, bemerkte
Walter. »Ich muß sagen, er hat ungeheure Energie.«
    »Er schläft nicht«, sagte Jimmy. »Zwei oder drei Stunden in der Nacht,
vielleicht. Ich weiß ehrlich nicht, ob es ihn nach Sex verlangt oder ob er
einfach nur verzweifelt Gesellschaft braucht.«
    »In den gefürchteten frühen Morgenstunden«, sagte Walter.
    »Es sind die Pillen«, fügte Jimmy hinzu. »Die Pillen?«
    »Gegen seine Rückenschmerzen«, erklärte Jimmy. »Er nimmt Pillen gegen
den Schmerz, Pillen zum Schlafen, Pillen, um wach zu bleiben... Eigentlich
dürfte ich Ihnen das nicht erzählen.«
    »Man hat uns heute abend beschattet«, sagte Walter. In Jimmys Augen
blitzte nur kurz Besorgnis auf, bevor er wieder seinen normalen kühlen Ausdruck
aufsetzte. »Wer?« fragte er.
    »Ich habe sie nicht gefragt«, entgegnete Walter. »Aber ich würde mein
Geld darauf verwetten, daß es Leute vom FBI waren.«
    Jimmy nickte. »Dieser gottverdammte Hoover. Ich schwöre, der alte
Scheißkerl kann Sex riechen.«
    »Ich bin mit Marta aufs Zimmer gegangen und habe mich hingesetzt,
während sie trank«, sagte Walter. »Es war niemand draußen im Flur, als der
Senator auf Zehenspitzen ankam.«
    »Vielen Dank.«
    »Ich will nicht unhöflich sein, möchte aber doch festhalten«, sagte
Walter, »daß ich es nicht gern getan habe.“
    »Ich verstehe«, erwiderte Jimmy.
    »Mein Boß hat mir einen Auftrag erteilt, und ich führe ihn aus«, sagte
Walter. »Es ist also eine Sache zwischen ihm und mir. Am Montagmorgen gehe ich
zu ihm ins Büro und sage ihm, daß ich nicht mehr für Sie arbeiten werde.«
    Jimmy seufzte und sagte: »Sie muß gehen, Walter. Jetzt.“
    »Sie sind das Mädchen für alles«, sagte Walter. »Sie sind berühmt
dafür.«
    »Ich kann es ihr nicht sagen, Walter.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich Angst davor habe.«
    »Bitte«, schnaubte Walter. »Sie sind ein Bursche, der Joe
McCarthy bei den Hörnern gepackt hat, Sie haben sich den Gewerkschaften
gestellt, was in dieser Stadt bedeutet, daß man sich mit der Mafia anlegt,

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