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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Strafvollzugsanstalt Albion verlegt worden war.
    Das ist Zella Grisham , hallten Gertie Longmans Worte von vor neun Jahren in meinen Ohren. Es hatte sich damals um ein Foto gehandelt, das gemacht worden war, um in eine Brieftasche zu passen. Ich hatte Zella auch schon auf der Titelseite der Post und der Daily News gesehen. In der Times hatte ihr Gesicht den Aufmacher des Wirtschaftsteils geziert.
    »Nein«, beantwortete ich Zellas Frage. »Breland Lewis hat mich geschickt. Er hat gesagt, ich soll Sie am Bus abholen, um…«
    »Lewis? Das ist dieser Anwalt, richtig?«
    »Ja. Er hat gesagt, ich soll …«
    »Ein großer Schwarzer«, sagte sie.
    »Weiß«, sagte ich, »und klein. Noch kleiner als ich und auch ziemlich schmächtig.«
    Zella war sechsunddreißig und nicht mehr so hübsch wie vor ihrer Inhaftierung. Ich konnte drei graue Strähnen ausmachen. Sie nutzte den Augenblick, um ihre Mähne mit einem schwarzen Haargummi zusammenzubinden.
    »Und er hat Sie geschickt?« Es klang wie ein Vorwurf.
    »Er musste heute zum Gericht, doch er wollte, dass jemand Sie abholt, wenn Sie ankommen.« Selbst in meinen Ohren hörte es sich an wie eine Lüge.
    »Er hat nichts davon gesagt, dass er jemanden schickt«, erwiderte sie, »oder selber kommen will.«
    Ich wollte antworten, doch im Grunde gab es nichts zu sagen. Ich stand direkt vor ihr, offensichtlich um sie abzuholen.
    »Ich weiß nicht mal, warum er mir hilft«, fuhr sie in einem Ton fort, der ihre Worte Lügen strafte. »Ich meine, er hat recht. Ich gehöre nicht ins Gefängnis. Alles, was ich getan hab, war, auf meinen Mann zu schießen, als ich ihn mit dem Schwanz in meiner besten Freundin erwischt habe – in meinem Bett, unter der Steppdecke, die meine Tante Edna für mich gemacht hat. Aber viele Frauen werden eingesperrt, obwohl sie nicht hinter Gitter gehören. Viele Frauen werden von ihren Familien getrennt … von ihren Kindern …«
    An dieser Stelle brach sie ab. Ich wusste, warum. Wären wir befreundet gewesen, hätte ich tröstend die Hand auf ihre Schulter gelegt.
    »Breland hat mir lediglich gesagt, dass ich Sie hier abholen soll«, erklärte ich, und die Worte hallten in den Kammern meines fiebrigen Verstands wider.
    »Okay«, sagte sie. »Sie haben mich abgeholt. Was jetzt?«
    »Ähm, also, Breland, Mr. Lewis, hat, ähm, eine Unterkunft für Sie gefunden und einen Job. Er wollte, dass ich Ihnen beides zeige und mich vergewissere, dass Sie sich gut einleben.«
    Ich wollte nicht hier sein. Ich wollte nicht mit Zella Grisham reden und sie nicht ansehen, aber manchmal muss man Sachen machen, die einen innerlich auffressen.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie.
    »Leonid McGill.«
    »Und arbeiten Sie für Mr. Lewis, oder arbeitet er für Sie?«
    »Ich … ich weiß nicht, was Sie meinen, Miss Grisham.«
    »Es ist eine einfache Frage. Sie erkennen mein Gesicht. Ein Nigger in einem billigen blauen Anzug am Port Authority Terminal, der an der Tür wartet wie ein Fuchs vor dem Hühnerstall meiner Großmutter.«
    Dass sie meinen Anzug billig nannte, nahm ich ihr übel. Es war ein robuster, gut gearbeiteter Anzug, der drei identische Brüder in den Kleiderschränken in meinem Büro und meinem Schlafzimmer hatte. Tatsächlich hatte er weniger als zweihundert Dollar gekostet, doch er war von einem professionellen Schneider in Chinatown genäht worden. Das Preisschild sagt nicht immer etwas über die Qualität aus – nicht immer.
    Was sie außerdem gesagt hatte, sah ich ihr nach, weil sie aus einem Kaff in Georgia stammte und gerade nach acht Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden war. Amerikanische Gefängnisse sind sozial und politisch nach Rassen unterteilt: Schwarze, Weiße, Lateinamerikaner und die Unterabteilungen innerhalb dieser Gruppen – von denen jede komplette Identifikation verlangt, verbunden mit totaler Antipathie gegen alle anderen.
    »Ich arbeite für Lewis«, sagte ich. »Ich dachte, das seioffensichtlich, immerhin bin ich hier und kenne Ihren Namen.«
    »Hören Sie zu, Mann«, sagte sie mit aller Wucht, die sie mit ihren knapp hundert Pfund aufbringen konnte. »Ich weiß nichts über irgendwelche Millionen. Ich weiß nicht, wie das Geld in meinen Lagerabteil gekommen ist. Ich weiß aber, dass Anwälte von der Madison Avenue nicht ihre Zeit mit White Trash wie mir vergeuden, mich aus dem Gefängnis rausholen und Gorillas wie Sie schicken, um mich abzuholen. Und ich weiß, dass ich mit Ihnen nirgendwohin gehe.«
    Ich war vorübergehend in eine

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