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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Angesicht treffen, um selber beurteilen zu können, ob er in einer Klemme steckte, die Ambrose mir verschwiegen hatte.
    »Frank Tork«, sagte ich, und es wurde so still in der Leitung, dass ich einen Moment lang dachte, die Verbindung sei unterbrochen worden.
    »W-was sagen Sie da?«
    »Frankie Tork. Er sitzt in Lower Manhattan in U-Haft und wartet auf seinen Prozess wegen Einbruch. Man hat ihn dabei erwischt, wie er bei einem Pfandleiher in der 2 nd Avenue einsteigen wollte.«
    »Frankie hat Sie angeheuert?«
    »Ich hab B-Brain seit Jahren nicht gesehen«, hatte Frankie Tork mir durch eine Plexiglasscheibe im Besucherbereich der Strafvollzugsanstalt von New York City in der White Street erklärt. »Seine Mom ist vor seinemletzten Jahr in der Highschool mit denen irgendwo nach Brooklyn raus gezogen. Sie meinte, wir wären ein schlechter Einfluss.«
    Jumper war klein und drahtig, braun, wie eine Walnuss braun ist, mit teerfleckigen Zähnen und blutunterlaufenen Augen. Er lächelte auf eine Weise, die Kindern Angst macht – und ihren Müttern auch.
    »Wie hieß seine Mutter?«, fragte ich, um mir die skizzenhaften Informationen bestätigen zu lassen, die ich von Peel gekriegt hatte. Roger alias B-Brain und die anderen waren 1991 wegen unbefugten Betretens einer Baustelle verhaftet worden.
    »Mrs. Brown«, sagte Frankie.
    »Ihren Vornamen wissen Sie nicht?«
    »Aber die zwanzig Dollar geben Sie mir trotzdem, oder?«
    Ich konnte Spesen in Rechnung stellen. Ich würde ihm das Geld geben, auch wenn er keine Hilfe war.
    »Wie hieß B-Brain noch mal mit Vornamen?«, fragte ich.
    »Roger.«
    »Ja, ich geb Ihnen die zwanzig.«
    »Vielleicht könnte ich mich umhören. Wegen dem Vornamen seiner Mutter, meine ich.«
    »Nein danke, Jumper.« Ich machte Anstalten aufzustehen.
    »Hey, hey, Mann.«
    »Was?«
    »Ich hab gehört, dass Sie ein Typ sind, der einem Bruder aus der Klemme helfen kann.«
    »Früher mal. Jetzt nicht mehr.«
    »Wie viel?«, fragte Jumper, ohne meine Bemerkung zu beachten, ich hätte mich aus dem Geschäft zurückgezogen.
    »Mein niedrigstes Honorar waren zwanzigtausend.« Das war glatt gelogen. Nie hatte mir irgendjemand so viel bezahlt. Aber ich wollte Jumper keine falschen Hoffnungen machen.
    »Verdammt, Mann. Ich hab bloß die zwanzig Dollar, die ich von Ihnen kriege.«
    »Man sieht sich.«
    »... warum wollte Jumper, dass Sie mich finden?«, fragte Roger und gab damit zu, dass er der Mann war, den ich suchte.
    »Seine Anwältin Matrice Johnson ist eine Bekannte von mir. Rein beruflich. Sie hat mich gebeten, jemanden zu finden, der als Leumundszeuge für Frankie aussagen könnte. Sie meinte, es könnte bei der Urteilsverkündung den Unterschied zwischen drei und sieben Jahren ausmachen.«
    »Ich hab Frankie seit sechzehn Jahren nicht gesehen, Mann. Wie soll ich als Leumundszeuge für jemanden aussagen, den ich nicht mal mehr kenne?«
    »Nun«, sagte ich, »wenn Sie einem Bruder nicht aushelfen wollen ...«
    »Er ist nicht mein Bruder. Und wie zum Teufel haben Sie mich überhaupt gefunden?«
    »Durch ein Mädchen«, sagte ich.
    »Welches Mädchen?«
    »Eine Freundin von Jumper – Georgiana Pineyman. Sie hat Sie vor ein paar Monaten das Gebäude von Berg,Lewis & Takayama betreten sehen, aber als sie Sie sprechen wollte, wurde sie am Empfang abgewiesen.«
    »Okay, Sie haben mich gefunden, aber ich kann nicht für Jumper aussagen. Ich kann nicht. Wir sind nicht einmal mehr miteinander bekannt.« Roger wirkte einigermaßen erleichtert. Seine Sprache näherte sich wieder der Semi-Kultiviertheit eines Investmentberaters.
    »Okay. Mein Job war es, Sie zu finden und Sie um Hilfe zu bitten. Das war’s.«
    »Das heißt, wir sind fertig?«
    »Auf Wiedersehen, Roger.«

6
    Noch vor nur eineinhalb Jahren hätte ich nicht die leisesten Bedenken gehabt, Ambrose Thurman Rogers Namen zu nennen. Und wenn Roger ein Ganove gewesen wäre wie seine alten Freunde, hätte ich mir auch an jenem Tag keine Gedanken gemacht.
    Aber wie die Dinge lagen, kamen mir Zweifel.
    Einerseits hatte Roger geklungen, als hätte er vor irgendwas Angst, andererseits war die Miete fällig und kein neuer Auftrag in Sicht. Aura mochte mich, vielleicht liebte sie mich sogar, aber sie würde ihren Job erledigen. Ich würde Ende des Monats auf der Straße sitzen, wenn ich meine Miete nicht zahlte.
    »Geld ist die Kette, die der Arbeiter willig um den eigenen Hals legt«, hatte mein Vater viele Male erklärt. »Sie würgt ihn und zieht ihn nach unten,

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