Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman
Zahn und zog das Kinn ein.
Ich kann mich noch daran erinnern, als das nur schwarze Frauen gemacht haben.
Als ich die beiden Treppenabsätze zur Straße hinunterstapfte, dachte an ich an eine Zeit, in der ich mehr Druck gemacht hätte, um an dem Mädchen vorbei zu kommen. Ich musste Roger Brown nur einmal kurz zu Gesicht bekommen. Ich hatte kein Foto von dem Mann gesehen, wusste jedoch, dass er schwarz und Anfang dreißig war und eine kleine halbmondförmige Narbe unter dem rechten Auge hatte. Ein Blick hätte gereicht.
An einem früheren Punkt meiner beruflichen Laufbahn hätte ich wahrscheinlich etwas Drastisches unternommen, um dieses einfache Ziel zu erreichen. Vielleicht wäre ich laut geworden und hätte verlangt, ihren Vorgesetzten zu sprechen, oder ich wäre einfach an ihr vorbei gegangen und hätte in die verschiedenen Büros geguckt, bis ich auf Roger Brown gestoßen wäre oder auch nicht. Ich hätte im Flur Feueralarm auslösen oder sogar eine Rauchbombe in den Mülleimer stecken können. Aber diese Tage waren für mich mehr oder weniger vorbei. Nicht, dass ich es aufgegeben hatte, Privatdetektiv zu sein; das war alles, was ich konnte. Ich machte immer noch belastende Fotos und spürte Menschen auf, die nicht unbedingt gefunden werden wollten. Ich entlarvte ohne besondere Schuldgefühle Betrüger und Schwindler.
Mit anderen Worten, ich ging immer noch meinem Gewerbe nach, machte mir aber neuerdings Gedanken.
In den Jahren davor hatte ich kein Problem damit gehabt, Menschen zur Strecke zu bringen, auch mit Hilfe falscher Beweise, wenn es das war, wofür der Kunde zahlte. Es störte mich nicht, wenn ein Unschuldiger ins Gefängnis kam, weil ich nicht an Unschuld glaubte – und Rechtschaffenheit keine Rechnungen bezahlt. Das war, bevor meine Vergangenheit mich einholte und, fluchend Blut auf meinen Teppich spuckend, starb.
Ich hatte nach wie vor eine Familie, die erwartete, dass ich für ihren Unterhalt sorgte. Meine Frau liebte mich nicht, und zwei meiner drei erwachsenen oder fast erwachsenen Kinder waren nicht von mir. Aber all das spielte keine Rolle. Ich hatte einen Job zu erledigen und mehr als eine Schuld zu begleichen.
Also hatte ich den Auftrag angenommen, vier Männer zu finden. Drei von ihnen hatte ich aufgespürt. Einer war tot, einer im Gefängnis, der Dritte wartete auf seinen Prozess. Von den vieren hatte es nur Roger Brown, wenn dies denn der Roger Brown war, den ich suchte, zu etwas gebracht, zu einem Leben, in dem ein hübsches, junges, weißes Mädchen seine Privatsphäre schützte und ihn in einer Firma, in der sich alle duzten, Mister nannte.
Vielleicht hatte ich Juliet auch so sanft angefasst, weilich mir Sorgen um Roger machte. Der Auftrag war mir als redlicher Fall präsentiert worden, ohne jegliches Interesse an Strafverfolgung. Aber wenn man drei verdorbene Äpfel findet, weiß man, dass irgendwo irgendwas faul sein muss.
Ich ging in der strahlenden Sommersonne die Madison Avenue entlang und hoffte, dass dieser Roger nicht der Roger war, den ich suchte; und selbst wenn, wäre ich froh gewesen, nie wieder von ihm zu hören.
2
Von der Upper East Side nahm ich ein Taxi zur 34 th Street, ein Stück westlich der Penn Station. Gordo’s Gym belegte den kompletten fünften Stock eines schmutzigen Backsteingebäudes, das irgendwann vor Joe Louis’ K.-o.-Sieg gegen den Cinderella Man erbaut worden war. Mittwochmittags war der Ring leer, weil Gordos hoffnungsvolle Talente tagsüber irgendwo jobbten, damit sie ihre Proteine und die Spindgebühr bezahlen konnten.
Ich richtete mich in einer Ecke ein, wo ein schwerer Sandsack hing, direkt neben einem großen Fenster, das sich nicht öffnen ließ und dessen Scheibe so schmutzig war, dass man nicht hindurchschauen konnte. Aber ich kam ohnehin nicht wegen der Aussicht oder dem Geruch von Männerschweiß drei Mal die Woche hierher, und wegen der Gesellschaft schon gar nicht.
Ich zog mich an Ort und Stelle um, streifte meine dicken Lederhandschuhe über (die ebenfalls älter waren als Juliet), und arbeitete mich in einen Rhythmus der Gewalt, der mich in der morschen Infrastruktur meiner Stadt und meines Lebens im Gleichgewicht hielt.
Einen Punch zu setzen, ist das Yang eines Boxerlebens. Das Yin ist die Gabe, Schlägen auszuweichen. Den Yang-Teil beherrsche ich ganz gut. Jeder weiß es, aber nur wenige können es auch umsetzen: Ein guter Schlag kommt zuerst aus dem Fuß und setzt sich in einer Drehung der Hüften fort, bevor er im Arm,
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