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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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mir steckte, rausgehauen.
    Gordo lehnte sich auf seinem Bürostuhl zurück und spähte durch die Tür in meine Richtung. Er sah mich am Boden liegen und beugte sich wieder vor.
    Zehn Minuten später rappelte ich mich auf.
    Zwanzig Minuten später hatte ich geduscht und mich umgezogen. Mittlerweile waren einige Typen im Studio aufgetaucht. Keine Boxer, sondern Büroangestellte, die wissen wollten, wie es sich anfühlte, neben echten Sportlern zu trainieren.
    Ich war schon auf dem Weg zur Treppe, als Gordo mich rief.
    »LT.«
    Der Besucherstuhl in seinem winzigen Büro ist ein Ringhocker. Darauf nahm ich Platz und atmete tief ein.
    »Was ist los mit dir, Junge?«
    »Es ist nix. Überhaupt nichts.«
    »Nichts, hm-hm«, meinte der Mann, der mich so gut kannte, wie alle sagten. »Seit mehr als einem Jahr kommst du hierher und prügelst hart und lange genug auf diesen Sandsack ein, dass ein junger Mann einen Herzkasper davon kriegen würde. Du hast schon vorher nicht besonders freundlich gewirkt, aber jetzt lassen dich sogar die Klugscheißer in Ruhe. Erzähl mir nicht, es wäre nichts. Hm. Es ist irgendwas, und es wird schlimmer.«
    »Ich habe es im Griff«, sagte ich.
    »Rede mit mir, Leonid.« Gordo sprach mich nie mit meinem Vornamen an. Im alltäglichen Geplänkel nannte er mich Junge, LT oder McGill. Aber jetzt hatte er seinen Humor verloren.
    »Du hast mir mal gesagt, dass du nicht wissen willst, womit ich mein Geld verdiene«, sagte ich in einem allerletzten Versuch, ihn abzuwimmeln.
    Der alte Mann grinste und tippte sich mit den vier Fingern seiner linken Hand an den Kopf.
    »Ich bewahre hier oben mehr schmutzige Geheimnisse auf als ein einarmiger Bandit Münzen«, sagte er. »Ich wollte nichts über deine Geschäfte erfahren, weil ich wusste, du hättest nicht mehr herkommen können, wenn du darüber geredet hättest.«
    Um ein guter Trainer zu sein, musste man Lehrer, Berater, Psychologe und Priester sein. Und, um wirklich gut zu sein, außerdem noch ein unverfrorener Lügner.
    »Du kannst es schaffen, Junge«, sagt ein Trainer, wenn sein Mann mit einem zugeschwollenen Auge nach Punkten hinten liegt.
    »Er wird müde. Das ist der Moment, voll drauf zu gehen«, sagt der Trainer, wenn der Gegner grinsend in seiner Ecke auf und ab hüpft.
    Vorher hatte Gordo nichts von meinen dubiosen Machenschaften wissen wollen. Aber vorher gab es nicht mehr, wir hatten nur jetzt.
    Trotzdem konnte ich ihm die Wahrheit nicht sagen. Ich meine, wie sollte ich gestehen, dass eine junge Frau nach zwanzig Jahren herausgefunden hatte, dass ich ihren Vater mit gefälschten Beweisen ins Gefängnis und letztendlich in den Tod geschickt hatte? Seine Tochter nannte sich Karma, und sie wollte mir unter Einsatz von Verführung und eines bezahlten Killers ihre eigene Ermordung in die Schuhe schieben. Ich tötete den Killer, aber die junge Frau, Karmen Brown, starb trotzdem in meinen Armen, auf ihren Lippen blutige Spucke und Flüche.
    Mit ihrem letzten Atemzug hat Karmen mich verflucht.
    »Sagen wir einfach, ich habe erkannt, dass ich einiges falsch gemacht habe«, erklärte ich. »Und jetzt versuche ich, den Weg zurückzugehen und, was ich kann, wiedergutzumachen.«
    Gordo betrachtete mich, ohne einen seiner eigenen Gedanken preiszugeben.
    »Ich hab da einen Jungen, der mir erzählt, er könnte ein Mittelgewichtler werden«, sagte er schließlich. »Das Problem ist bloß, dass er denkt, er ist ein Künstler und muss nicht arbeiten. Kommt hier rein, vermöbelt ein bisschen Ausschuss und hält sich für Marvin Hagler oder was weiß ich wen.«
    »Ach ja? Und wie heißt er?«
    »Punterelle, Jimmy Punterelle. Italiener. Er kommt in den nächsten drei Tagen bestimmt hier trainieren. Wenn ich ihm ein fünfzig Jahre altes Schlachtross in den Ring stelle, setzt er sein fettes Grinsen auf und drischt drauflos.«
    Ich tat so, als würde ich ein oder zwei Momente darüber nachdenken und sagte dann: »Okay.«
    Es war Gordos knappes Lächeln, das meine Traurigkeit irgendwie linderte. Tatsächlich war er auch mein Beichtvater, und Jimmy Punterelle würde mein Ave-Maria werden.

3
    Ich hatte nachgesehen, ob auf meinem illegalen Handy Nachrichten eingegangen waren, aber Roger Brown hatte sich nicht gemeldet. Deshalb fühlte ich mich, zurück auf der Straße, leichter und beschwingter. Vielleicht würde doch alles gut werden. Es war egal, wenn mein Klient nur von drei Kanaillen erfuhr. Es war vollkommen egal.
    Ich ging zur 39 th Street und weiter zum Tesla

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