Manipulationen abwehren(TaschenGuide)
Eindruck, als seien alle Möglichkeiten bereits ausgeschöpft.
Beispiel
Werner und Marlene führen ein Konfliktgespräch. Jeder hat im Gespräch bereits einen eigenen Lösungsvorschlag präsentiert.
Werner: „Also, Marlene, wo stehen wir im Moment? Wir haben zwei Lösungsvorschläge auf dem Tisch. Einen haben Sie vorgeschlagen, der andere stammt von mir. Sie haben nun selbst gerade gesagt, dass Ihr Vorschlag wohl nicht realisierbar sein wird. Nach dem Gesetz der Logik bleibt somit nur mein Lösungsvorschlag übrig. Da stimmen Sie mir sicher zu?“
Es ist mutig von Werner, sich hier die Logik zum Verbündeten zu machen. Denn seine Argumentation wäre natürlich nur richtig, wenn die beiden Lösungsvorschläge tatsächlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft hätten.
Wenn der Manipulator sehr geschickt vorgeht, wird er die Handlungsalternativen so beschreiben, dass tatsächlich der Eindruck entsteht, als wären alle Möglichkeiten in Betracht gezogen. Unterstützen werden ihn dabei Formulierungen wie:
Prinzipiell gibt es nur drei Möglichkeiten …
Alles in allem stehen uns ja nur folgende Alternativen zur Verfügung …
Wenn man es genau betrachtet, haben wir ja nur zwei Möglichkeiten …
Abwehr
Weisen Sie deutlich darauf hin, dass durch das Argument nicht gezeigt wird, dass die gewählte Alternative tatsächlich gut und akzeptabel ist. Sie machen den Vorschlag, nach weiteren Optionen zu suchen.
Beispiel
Werner hat Marlenes logischen Sachverstand unterschätzt. Sie kontert: „Ihr Argument wäre nur richtig, wenn unsere zwei Lösungsvorschläge wirklich die einzigen Alternativen wären, die wir hätten. Es folgt noch lange nicht zwingend, dass Ihr Vorschlag realisierbar und gut ist, nur weil mein Vorschlag zurückgezogen werden muss. Vielleicht sollten wir an eine weitere Alternative denken, bei der jedem von uns gedient ist …“
Das falsche Dilemma
Eine ebenfalls mit der Schwarz-Weiß-Malerei verwandte Taktik ist die Konstruktion eines sogenannten falschen Dilemmas. Ein Dilemma hat folgende Form:
Entweder tritt Fall A ein oder Fall B.
Wenn Fall A eintritt, dann tritt Fall C ein.
Wenn Fall B eintritt, dann tritt Fall D ein.
Also tritt entweder Fall C oder Fall D ein.
Diese Argumentform ist logisch gültig. Bei einem Dilemma werden die Konsequenzen der Alternativen durchgespielt. Dabei wird unterstellt, dass man nur zwischen zwei sich erschöpfenden Alternativen wählen kann. Das Argument baut also auf einer Entweder-oder-Behauptung auf. Wenn diese Alternativen die Situation jedoch nicht ausschöpfen, handelt es sich um ein falsches Dilemma.
Beispiel
Lothar hat Geld geerbt, das er nun gut anlegen möchte. Er denkt an ein Sparbuch oder an den Kauf von Aktien. Er argumentiert wie folgt: „Ich habe folgende Möglichkeiten: Entweder ich lege das Geld auf ein Sparbuch, oder ich investiere es in Aktien. Wenn ich es auf das Sparbuch lege, erhalte ich nur eine sehr geringe Rendite. Wenn ich es in Aktien investiere, trage ich das Risiko, dass ich sogar Geld verliere. Also gewinne ich nur sehr wenig oder verliere sogar etwas.“
Ganz klar, dass Lothar hier einem falschen Dilemma aufsitzt. Denn die Alternativen, die ihm einfallen, sind erstens nicht erschöpfend und schließen sich zweitens auch nicht aus.
Ein Manipulator kann ein Dilemma geschickt einsetzen, um jemandem von einer bestimmten Handlung abzuraten. Dabei wird er – auf der Basis einer Entweder-oder-Behauptung – Konsequenzen ableiten, die nicht wünschenswert sind. Das Manöver funktioniert natürlich auch in umgekehrter Weise, wenn der Manipulator versucht, den Gesprächspartner zu einer Handlung zu bringen.
Beispiel
Karl hat Probleme mit seinem Gruppenleiter. Er geht zum Abteilungsleiter Rainer, um sich zu beraten, was er tun könnte. Rainer ist das Gespräch unangenehm, er möchte Karl so schnell wie möglich wieder loswerden. Rainer zu Karl: „Klar, Sie haben recht. Sie haben zwei Möglichkeiten: sich zu beschweren oder ganz das Team zu verlassen. Aber bedenken Sie, wenn Sie sich beschweren, handeln Sie sich möglicherweise Ärger ein, der Sie stets in diesem Unternehmen begleiten wird. Wenn Sie daran denken, das Team zu verlassen, entgeht Ihnen die Chance auf eine Beförderung, die demnächst ansteht. Wie Sie es auch drehen und wenden, Sie werden in jedem Fall den Kürzeren ziehen.“
In diesem Beispiel wird ein weiterer Schwachpunkt dieser Taktik deutlich. Wer sagt denn, dass die genannten Konsequenzen tatsächlich eintreten? Die
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