0051 - Horror-Kreuzfahrt
Diesmal war mein Fuß schneller.
Der Karatetritt traf voll. Die Ratte quiekte, wurde quer durch das stinkende Verlies geschleudert und landete an der Wand. Sie würde nie mehr jemand angreifen.
Aber das Biest war nicht allein. Hinter dem Maschendraht bewegten sich Hunderte dieser Bestien.
Eine feine Lage, in die ich geraten war. Angefangen hatte alles mit einem Zeitungsartikel. In einem Hongkonger Blatt schrieb der Reporter Mike Kilrain über Vampire. Angeblich sollten in Hongkong die Blutsauger aufgetaucht sein. Nun ja, Hongkong gehört zur Krone, und ich flog in Begleitung meines Freundes Suko hin. Während er alte Beziehungen auffrischen wollte, traf ich mich mit Mike Kilrain. Er führte mich zu einem Beerdigungsinstitut, das von einem Mann namens Huang geleitet wurde. Ihn traf ich nicht an, dafür eine wunderbare Frau, die sich als seine Tochter vorstellte. Als ich ihr Fragen stellte, wurde ich von zwei Vampiren angegriffen. Ich konnte beide erledigen, verließ das Institut wieder, stieg in ein Taxi, und dann war es aus. [1]
Man setzte mich durch Gas außer Gefecht.
Ich erwachte in einem Abwasserkanal, hing an einem Pfahl gefesselt quer über dem stinkenden Wasser und erlebte den Auftritt des Gelben Satans, der von einem Rattenheer bewacht wurde. Ratten und Vampire, das waren die Begleiter des Gelben Satans.
Mich schafften zwei stumpfsinnige Träger weg. Sie brachten mich, immer noch an den Pfahl gefesselt, zum Strand, wo ich zu einem Schiff gefahren wurde, das in einer Bucht ankerte.
Auch der Gelbe Satan befand sich auf dem Schiff, dessen Besatzung aus Flugvampiren und Verbrechern bestand.
Man band mich von dem Pfahl los, doch ich blieb weiterhin gefesselt und wurde durch eine Luke unter Deck geworfen, wo ich mich auch jetzt noch befand.
In mühevoller Kleinarbeit gelang es mir, die Stricke zu lösen. Die Waffen und Ausrüstungsgegenstände hatte man mir zum Glück gelassen, so daß ich nicht völlig hilflos war.
Aber kämpfen Sie mal, nur mit einer Pistole bewaffnet, gegen Hunderte von Ratten! Wo Suko sich herumtrieb, das wußte ich nicht. Ich hoffte, daß er irgendwann meine Spur fand und mich aus meiner miesen Lage befreite.
Alles Stöhnen half nichts, ich mußte sehen, wie ich damit fertig wurde. Das Schiff hatte längst Fahrt aufgenommen. In der kurzen Zeit auf dem Deck hatte ich einen flüchtigen Eindruck des Seelenverkäufers gewonnen und das Gefühl gehabt, daß der Kahn nur mehr vom Rost zusammengehalten wurde.
Doch das waren Dinge, die mich nichts angingen.
Die Lampe hielt ich in der linken Hand und ließ sie zweimal kreisen. Die Ratten gebärdeten sich wie wild. Sie tanzten und krabbelten an dem Gitter hoch, drängten von unten her immer wieder nach, schoben die anderen weiter und versuchten so, die aufgerissene Stelle zu erweitern.
Es gelang.
Zwei Ratten purzelten zu Boden.
Ich hätte sie erschießen können, aber ich wollte Munition sparen, war blitzschnell am Gitter und schaffte die erste Ratte, bevor sie zubeißen konnte.
Die zweite hackte ihre Zähne in den Hosenstoff meines linken Beins.
Verdammt.
Rasch bückte ich mich, ergriff den Rattenkörper, riß das Tier hoch und schleuderte es gegen die Wand.
Von der Ratte drohte mir keine Gefahr mehr.
Aber ich konnte hier nicht ewig bleiben und Ratten töten. Ich mußte mir etwas einfallen lassen.
Da fiel mir die schmale, kaum hüfthohe Tür ein, die ich bei der Durchsuchung des Verlieses entdeckt hatte. War sie ein Fluchtweg?
Rasch lief ich hin, kniete mich nieder und drückte die Holzklinke. Hinter mir pfiffen und fiepten die Ratten. Mir lief eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Ich betete, daß die Tür offen war.
Sie war es.
Dunkelheit gähnte mir entgegen. Ich leuchtete in das Loch, doch der schmale Strahl verlor sich in der Finsternis.
Hinter mir klatschten mehrere Ratten auf einmal zu Boden. Das war für mich das Startsignal. Egal, wo ich landete, ich mußte jetzt alles auf eine Karte setzen.
Ich quälte mich durch die winzige Tür und hämmerte sie sofort hinter mir zu.
Das war mein Glück, denn einen Herzschlag später klatschten die Körper gegen das Holz.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Da hatten die lieben Tierchen Pech gehabt.
Zum Glück konnte ich mich wieder aufrichten, machte einen Schritt nach vorn in die Dunkelheit hin – und fiel!
Unwillkürlich schrie ich auf und rollte mich noch in der Luft zusammen, wie ich es im Training gelernt hatte.
In diesen Sekunden des freien Falls
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