Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mann kocht

Mann kocht

Titel: Mann kocht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludger Fischer
Vom Netzwerk:
Hochzeitsspielen wird ein Kochlöffel gern verwendet zum Kennzeichnen
der Aufgaben der Frau. Für den Mann steht dagegen der Hammer.
    Eine Frau kann nur mit ganz viel r ein weiblich codiertem Verhalten deutlich machen, dass sie durchaus eine Frau ist, obwohl sie herzhaft in das »blutige« Steak beißt. Die Zweifel des ihr gegenübersitzenden Mannes, ob es sich bei ihr wirklich um eine Frau handelt, lassen sich nach dem Steakverzehr trotz Schminke, Frisur und extrem weiblicher Kleidung vorerst nicht vollkommen ausräumen, im Gegenteil. Irgendwas, denkt er sich, irgendwas stimmt da nicht. Und ein Mann kann nur mit ganz deutlich männlich codiertem Verhalten zeigen, dass er ein echter Kerl ist, obwohl er einen Salat isst. »Nur dieses Mal und warum eigentlich nicht?« Gerade wegen seines Muskelshirts und seines George-Clooney-Blicks wird die Frau, die ihm gegenübersitzt, sich fragen, warum er so dick auftragen muss, um seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Hat er’s nötig?
    Gegen die tief sitzenden Rollenbilder von Männern und Frauen haben die Wunschbilder der Feministinnen etwa so viel Wirkung wie das Liebsein beim Verhindern von Kriegen.

Gender – Die gesellschaftlich unmögliche Position des kochenden Mannes
    Man wird nicht als Mann geboren, man wird es. Den Satz kennen Sie vielleicht, wenn auch nicht mit dem Mann als Objekt der Analyse, sondern der Frau. Simone de Beauvoir hat ihn geschrieben. 9 Gemeint ist, dass Geschlechterrollen gesellschaftlich eingeübt werden. Gibt es irgendjemanden, der da widersprechen wollte, könnte oder dürfte? Über die korrekte Übersetzung des Satzes von Simone de Beauvoir aus dem Französischen streiten sich Feministinnen übrigens noch immer. Was mich daran besonders schockiert: Es gibt noch immer Feministinnen. Ich dachte, wir seien mit dem Thema durch. Alles emanzipiert, alles prima. So kann man sich irren.
    Natürlich kochen Männer. Natürlich kochen Männer anders als Frauen. Männer laufen ja auch anders als Frauen. Männer machen fast alles anders als Frauen: Sie fahren anders Auto, sie machen andere Witze, sie schätzen andere Filme. Ich gebe dazu keine Wertung ab. Sollte jemand bei einem dieser Unterschiede im Geist ein »besser« oder ein »schlechter« ergänzt haben, ist das seine oder ihre Sache. Kochen ist eine Kulturtechnik, und wie alle Kulturtechniken ist Kochen geschlechtsspezifisch ausgeprägt.
    Kochen als Tätigkeit, die von Männern ausgeübt wird, ist natürlich auch Gegenstand der Genderforschung. Genderforschung ist die Spezialabteilung der Soziologie, die sich mit traditionellem und weniger traditionellem gesellschaftlichem Rollenverhalten beschäftigt. Weil gesellschaftliches Rollenverhalten aber vorwiegend Männern zugutekommt, ist Genderforschung automatisch auch ein Tummelplatz der Frauenaufholbewegung und wird weitgehend von ihr dominiert. Deshalb hier einmal ein etwas längeres (pseudo-) wissenschaftliches Zitat eines männlichen Genderforschers, nämlich von Michael Meuser:
    »In diesem Zusammenhang [der geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung] ist eine Studie von Frerichs und Steinrücke (1997) über ›geschlechtsspezifisches Kochen‹ aufschlussreich. Wenn Männer regelmäßig im eigenen Haushalt kochen, dann kann man das als einen zumindest bescheidenen Beitrag zum Aufbrechen der traditionellen geschlechtlichen Arbeitsteilung sehen – auch, was die Männer angeht, als eine Erweiterung von Handlungsspielräumen. Ein Blick auf die Anlässe, zu denen die Männer und zu denen die Frauen kochen, zeigt, dass in höheren sozialen Milieus die Frauen das alltägliche Kochen übernehmen, während die Männer an hervorgehobenen Tagen und zu außergewöhnlichen Anlässen etwas Besonderes und Aufwendiges kochen: am Wochenende und wenn Besuch kommt. Auch wenn die Männer einen traditionell der Frau zugewiesenen Handlungsbereich für sich entdecken, wird damit nicht notwendig das geschlechtshierarchische Verhältnis außer Kraft gesetzt. Für die Männer ist das Kochen auch – und nicht notwendig intendiert – ein Mittel der Distinktion, eine Möglichkeit, Beifall und Anerkennung für besondere Fähigkeiten zu erlangen; das wiederum ist dem sozialen Kapital des Mannes förderlich.« 10
    Die Sichtweise, dass Frauen als Alltagsköchinnen taugen, Männer sich hingegen die Rosinen der Festtagsschmaus-Zubereitung herauspicken, wird von fast allen Menschen unseres Kulturkreises geteilt. Das Weib erledigt die Pflicht, der Mann die Kür.
    Das private

Weitere Kostenlose Bücher