Mann kocht
Schwarzhaarigen erforschen, aber mal ehrlich: Ein Unterschied im Kochverhalten von Männern und Frauen ist doch wirklich nicht an den Haaren herbeigezogen.
Übrigens: Die Behauptung mit den gut kochenden Männern feministischer Filmtheoretikerinnen halten Sie wahrscheinlich für übertrieben, nicht belegbar, völligen Blödsinn. Ich kann aber belegen, dass sie stimmt. Die Sache ist nämlich so: Die Uli, eine Frau aus Köln, die »was mit Medien« macht und deren Name immer mit »die« eingeleitet wird, kennt eine Frau, die laut der Uli feministische Filmtheorie betreibt. Ich habe vorsichtshalber nicht nachgefragt, ob sie feministische Filmtheorie betreibe oder als Feministin Filmtheorie. Die Uli hätte glatt gefragt, wo denn da der Unterschied sei und mich damit völlig vom Thema abgebracht. Der Mann dieser Filmtheoretikerin, triumphierte die Uli, koche, »und zwar gut«. Sie hielt das nicht für selbstverständlich.
Jetzt wundern Sie sich vielleicht darüber, was ich für seltsame Leute kenne, aber haben wir nicht alle eine Feministin im Bekanntenkreis, die Filmtheorie betreibt?
Alles, was mir zu dem Feministinnenmann einfiel, war: »Schön.« Die Uli hielt mich für einsilbig. Sie hatte von mir wohl etwas mehr Begeisterung erwartet. Wenn es, dachte ich mir, auch im Umfeld von Filmtheoretikerinnen und Menschen, die »was mit Medien« machen, hervorgehoben wird, wenn ein Mann kocht, dann scheint es sich dabei nicht um eine Kulturtechnik zu handeln, die von Männern allgemein erwartet wird, wie Glühbirnenwechseln und Mal-nach-dem-Ölstand-gucken. Ich habe einmal einen VW -Käfer-Motor ruiniert, weil ich nicht wusste, dass die Kontrollleuchte, die zuerst flackerte und dann dauerhaft leuchtete, mich zum Auffüllen des Motoröls auffordern sollte. Jetzt bin ich schlauer und kontrolliere den Ölstand unseres Autos freiwillig und regelmäßig, vielleicht zu regelmäßig. Das wird so von mir erwartet. Das gehört zu meiner Rolle.
Kochen, tagtägliches Kochen, was ich im Gegensatz zum Ölstandkontrollieren sehr gerne mache, gehört nicht zu meiner von der Gesellschaft erwarteten Rolle. Ich tu’s trotzdem, aber darf ich mich deswegen schon als Nonkonformisten brüsten?
Mütter kochen eher mäßig gut
Männer, die privat und für ihre Liebste oder ihre Lieben kochen, haben einen Riesenvorteil gegenüber Alltagsköchinnen: Ihre Tätigkeit wird als Ausnahme geschätzt und bewundert. Sie haben aber auch einen Riesenvorteil gegenüber Berufsköchen: Ihre Gäste haben normalerweise so wenig Erfahrung, dass sie jedes, wirklich jedes Essen als gelungen empfinden.
Ihnen (den Gästen) fehlen die notwendigen Referenzerlebnisse. Von allen Menschen unseres Kulturkreises leistet sich maximal ein halbes Prozent gelegentlich einen Besuch in einem wirklich erstklassigen Gasthaus. Der Geschmack der meisten ist geprägt von Systemgastronomie und öliger Mittelmeerküche und von dem, was Muttern gerade noch so hinkriegt. Ich weiß, ich bin überheblich und undankbar, weil ich Ihnen und mir das Standardlob auf die Kochkünste unserer Mütter erspare. Im Gegenteil.
Aber lesen Sie doch einmal bei John Steinbeck nach, ja, dem Nobelpreis-Steinbeck mit den Früchten des Zorns . Obwohl er einen Hang zum Konservativen hatte, bewahrte er sich einen klaren Blick auf die Ernährungsweise unserer unmittelbaren Vorfahren. Sicher meinte er nicht nur seine eigene Mutter, als er schrieb: »Mutters Kochkunst war mit wenigen Ausnahmen dürftig, die ach so gute unpasteurisierte Milch, die mit Fliegen und Kuhmist in Berührung gekommen war, wimmelte von Bakterien, das gesunde Leben von anno dazumal war ständig bedroht von Schmerzen und jähem Tod aus unbekannten Ursachen.« 7
Essenträger mit verzinntem Bandeisenbügel, mit 4 Schalen, weiss-weiss-altblau. Dass Mütter selten wirklich gut kochen, sollte ihnen
auf keinen Fall zum Vorwurf gereichen. Früher brachten sie in solchen Essenträgern, auch »Henkelmann« genannt, zerkochte Speisen zu den Arbeitsstätten ihrer Männer und Jungs. Heute haben sie noch mehr um die Ohren. Sie müssen arbeiten, aufräumen, bloggen, auf Facebook den neuesten Klatsch verbreiten und sich zu Recht darüber aufregen, dass die Kerle sich so wenig im Haushalt beteiligen.
Und lesen Sie, wenn Sie das mit dem Lob der Mütter so richtig und wichtig finden, doch bei Johannes Trojan nach. Der konnte loben, dass sich die Balken bogen:
»Ich fürwahr bewundre sie,
dass sie noch kann lachen.
Was allein hat sie für Müh,
alle
Weitere Kostenlose Bücher