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Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
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gerade nicht – bin ja bescheiden).
    Ihr mildes Lächeln will mir Folgendes sagen: »Player 2 hat gerade ein Leben verloren.«
Testfeld 2: Ausbildung und Intelligenz
    Um mit Lara Croft die Welt zu retten, bedarf es auch ­einiger geistiger Kompetenzen. Frau Juniorprofessor hat natürlich studiert und promoviert. Mit den Diplomen, die sie erworben hat, könnte man mühelos das Café neu tapezieren (was angesichts der Graffiti-Herzchen amerikanischer Touristen auch dringend notwendig wäre). Medizin war mit dabei, da sei sie mal mit einem Skelett im Zug ans Meer gefahren, um am Strand Knochen auswendig zu lernen. Kunstgeschichte und Jour­nalismus nahm sie im Vorübergehen mit, bis sie bei Physik und Chemie landete, ihren aktuellen Fächern. Gerade ist sie in einem Forschungsprojekt über die Ver­nichtung von chemischen Waffen beschäftigt. Dabei ist sie auch noch etwas in der Welt herumgekommen: ­Tübingen, Heidelberg, Zürich, London, Berkeley, Shanghai. Die Biene hat Hummeln im Hintern. »Und du so?«
    Puh, können wir nicht über etwas anderes reden?, flehe ich innerlich. Mit meinen Mathekenntnissen kann ich jetzt schlecht prahlen. In der ersten Klasse, als die Schulaufgaben noch »Proben« hießen, kam ich – ohne Witz – bei der ersten Aufgabe, die »1 + 1« lautete, auf: »3«. Ich war fest davon überzeugt, das Pluszeichen auch noch mitzählen zu müssen. Verdammt, sie beseitigt Chemiewaffen! Sie ist die weibliche Version von ­MacGyver und könnte aus einem Tampon und ihrem String-Tanga vermutlich eine Waffenvernichtungsmaschine herstellen. Und ich? Ich wirke wie MacGyvers dicklicher und glatzköpfiger Partner Pete Thornton, der ständig aus irgendeinem Schlamassel gerettet werden muss.
    Â»Ã„h, Jura«, sage ich. »München …«
    Da ist es wieder, das milde Krankenschwesternlächeln, als wollte sie vor dem Blutabnehmen sagen: »Das piekt nur kurz, dann ist es wieder gut.« Sie duckt den Kopf, als erwarte sie, dass da noch mehr von mir kommt. Vielleicht denkt sie auch: Wann kommt endlich das blöde Sondereinsatzkommando aus der Coke-Zero-Werbung und holt mich hier raus?
    Â»Und … äh, Regensburg«, stammele ich noch heraus, als würde das etwas ändern. Immerhin kann ich ihr verschweigen, dass ein österreichischer Dichter mal behauptet hat, in dieser Stadt werde seit 1000 Jahren der Stumpfsinn warm gestellt.
    Sie nickt anerkennend. Ich spüre, wie mein letztes Leben verloren geht.
    Und stelle mir die Videospielfrage.
    Weitermachen? Bitte werfen Sie eine Münze ein. 9, 8, 7, 6, 5 … ich müsste jetzt was nachlegen, 4, 3, 2, 1 … Ȋh, dann zahle ich mal«, sage ich.
    â€“ Game Over –
    Abends telefoniere ich mit einem Freund: »Ja, sie war schon ganz nett und wäre auch interessiert an mir, aber ich glaube, sie sucht was Festes.«
    Dass Männer sich vor Heldenfrauen fürchten, ist ein Märchen.
Gestatten: Volljuristin, 29 Jahre, blond und süß (Teil 2)
    Â»Nie und nimmer ist das die Frau aus dem Internet«, denke ich mir. Jemand steht vor dem vereinbarten Café und blickt mich erwartungsvoll an, während ich noch 100 Meter entfernt bin und auf sie zugehen muss.
    Ich summe »dieser Weg wird kein leichter sein, die­ser Weg wird steinig und schwer« und marschiere los.
    Es ist einer dieser »Never-ending-road«-Momente. Man läuft aufeinander zu, und es kommt einem vor, als würde ein Riesenkaugummi unter jedem Schuh den nächsten Schritt behindern. Jeder Schritt ein Ereignis, jeder Blick ein Verhängnis. Ich gucke auf sie, dann auf den Boden, dann ins Nirgendwo. Das ist sie doch nicht. Oder doch? Zu spät, sie lächelt mich erwartungsvoll an. Noch 50 Meter bis zu ihr, und sie ist immer noch »far from nice« statt »nice from far«. Inzwischen kommt es mir vor, als würde ich bei jedem Schritt in einer gro­ßen Sanddüne versinken. Kann ich nicht in ein Gullyloch fallen, hinter eine Hecke hechten oder von der Russenmafia Ostberlins in einen graffiti-zugesprayten Hauseingang gezogen werden? Wenn ich doch wenigstens meinen enttäuschten Blick mit einem Lächeln überspielen könnte. Dann stehe ich vor ihr.
    Die Frau aus dem Internet ist das immer noch nicht.
    Da hatte sie blonde Haare, ein Stupsnäschen mit Sommer­sprossen und blickte mit großen, wasserblauen

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