Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
:-)
HansiHirsch31
13. Oktober 2011, 10:18 Uhr
Fein. Nächsten Samstag ab 19 Uhr wäre gut. Kennst du das Macondo am Boxhagener Platz schon?
esmeralda29
13. Oktober 2011, 10:27 Uhr
Sehr schön. Damit sind wir jetzt verabredet. Willst du mir deine Nummer geben?
Bis Samstag ist allerdings noch eine Woche Zeit. Da bekomme ich sicher noch ein paar Mädels in meinem Terminkalender unter. Die Brust ist stolz geschwellt, und ich trage die Nase ein Stockwerk höher.
Professor Lara Croft (31) sucht Egoshooter
Als Kind guckte ich immer gerne Cartoons auf Tele 5. Wenn meine Eltern auÃer Haus waren. Denn eigentlich waren He-Man , Saber Rider und Defenders of the Earth für mich verboten. »Zu viel Gewalt«, sagte meine Mutter. Für mich gibt es seitdem nur männliche Helden. Den durchschaubaren Versuch von politisch korrekten Cartoon-Produzenten, weibliche Superheldinnen zu erfinden, nahm ich nie ernst. She-Ra oder Mila Superstar waren für mich sendezeitfüllende Pseudoprogramme, um in den Werbepausen auch Puppen zu verkaufen. Nach meiner traditionell-abendländischen Vorstellung gibt es keine Heldinnen. AuÃer: Lara Croft.
Ich sitze im vereinbarten Café hinter meiner Zeitung vergraben und warte auf »Biene« (32) aus Berlin. Blonde Strähnen, mittelgroÃ. Forscherin, auf der Suche nach einer festen Partnerschaft, joggt und tanzt gern. Lieblingsstädte: Barcelona, Paris. Musik: System of a Down.
Ich warte auf eine ganz normale junge Frau.
Herein kommt: die Lara Croft der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Sie sucht: einen Egoshooter.
Für: die ganz groÃe Mission.
Level 0 â Der Test
Videospiele beginnen nicht gleich mit Mission 1. Erst beginnt die Einführungssequenz: Body- und Waffencheck! Ausbildungs- und Intelligenztest! Missionsplan! »Biene« nimmt nicht jeden als Player 2. Erst muss ich Âzeigen, ob ich mit ihr mithalten kann. Zehn Kandidaten hatte sie schon. Alle sind gescheitert. Einer telefonierte 20 Minuten mit seinem Anwalt wegen 15 Euro Mieterhöhung (»nur kurz, das ist wichtig«). Ein anderer fand Thilo Sarrazin gut.
Wir beginnen mit Testfeld 1, dem »Bodycheck«.
Sie legt vor: »Gott, hab überall Muskelkater. Samstag Wannsee, Sonntag Joggen, Montag Capoeira, Dienstag Tennisstunde.« Sie habe schon immer extrem viel Sport gemacht, sagt sie. Sie könne sogar einen Spagat, seit sie als kleines Mädchen vom Schwebebalken gerutscht ist. »Und was machst du so für Sport?«
Meine Sportlerkarriere zieht im Zeitraffer vor meinem inneren Auge vorbei. Ich muss schlucken. Mit sieben falle ich auf dem Weg zum Bauern vom Fahrrad, weil sich die Milchkanne zwischen Lenker und Bein verkeilt. Armbruch links. Mit zwölf falle ich beim Schulsport von den Ringen. Wieder Armbruch links. Mit 17 verwechsele ich beim Skifahren die flache mit der steilen Sprungschanze. Ich sehe noch den blauen Himmel beim Hochfliegen und wache im roten Schnee auf. Gesichtslandung, Schwellungen wie das Michelin-Männchen nach einer Weizenbierkur, Halskrause für acht Wochen.
»Ãh, etwas Laufen und Fitnesstraining«, sage ich mit Welpenblick, nicke und nehme einen Schluck von meinem »Sportlergetränk«. Sie guckt mich an, als hätte ich die halbe Zuckerdose geschnieft. »Mache aber gerade etwas Pause«, schiebe ich treu guckend hinterher und wische mir den Bierschaum von der Oberlippe. Sie lächelt milde und bestellt sich ein Mineralwasser. Ein Âstilles.
Bienchen Croft könnte vermutlich aus dem Stand zwei Meter in die Luft springen und mit einem Seitwärts-Dropkick drei AuÃerirdische auÃer Gefecht setzen, während sie â noch immer in der Luft â bei einem doppelten Salto vorwärts noch ihre Pistole zückt und uns den Weg in Level 2 freischieÃt. Und auch mich könnte sie mit einem Kick umnieten. Wie einen kleinen Killerpilz, für den es nur 50 Punkte gibt.
Aber genauso ist leider für sie klar: Mein sportliches Können ist arg begrenzt. Was ich am besten kann, ist vermutlich, in dem Tal zwischen der vierten und fünften Bauchfalte Dinge verschwinden zu lassen. Zum Beispiel die drei Bierdeckel auf dem Tisch, das SZ-Magazin , das auf der Bank neben uns liegt, und das Playmobildorf aus der Kinderecke des Cafés, mitsamt Kühen und Schafen. Und noch etwas kann ich: Ich kann nach zwei Schluck Bier etwa fünf Sekunden lang rülpsen.
(Mach ich aber natürlich
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