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Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle

Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle

Titel: Mann Mit Grill Sucht Frau Mit Kohle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milosz Matuschek , Alexandra Kilian
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sagt Karriere-Olli, der am Kaiserdamm aus einem 5er BMW mit Hamburger Kennzeichen steigt. Noch sei er in der Probezeit, deswegen könne er jetzt auch nicht allzu lang fortbleiben, sagt er. Klar, ich hab mir ja auch schon die »Oh-Gott-wie-komme-ich-aus-diesem-Date-raus-also-lege-ich-mir-den-nächsten-Termin-auf-höchstens-eine-Stunde-danach«-Ausrede zurechtgelegt.
    Olli ist ziemlich genau das, was meine Kollegin Caro als absolutes »Mäuschen« bezeichnen würde. Groß, schlank bis schlaksig mit trainierten oder zumindest eiweißpulvergepuschten Schultern, braunem, etwas längerem Haar und Surferblick, der dir aus strahlblauen Augen vermitteln soll: Mit mir kannst du Spaß ohne Ende haben. Und wenn der Spaß doch ein Ende hat, habe er das ja gar nicht böse gemeint, er habe ja nur Spaß haben wollen. Halt nur mit Ende. Dazu trägt Olli einen Kapuzenpulli made by amerikanischer Uni, an der er garantiert für mindestens zwei Wochen einen superwichtigen Kurs belegt hat, als er sein von den Eltern aufgedrücktes High-School-Jahr absolvierte, und ein dunkelblaues Käppi. Natürlich auch von der Ami-Uni.
    Wären seine Schultern nicht so breit – ich würde ihn eher als »Mädchen« bezeichnen. Und wäre er nicht so interessant, weil ich einen wie ihn nie bei Kontaktanzeigen in einer Zeitung vermutet hätte, wäre er wohl eher weniger mein Typ.
    Das Mädchen und ich gehen nun also um den Lietzensee. Warum er denn eine Anzeige geschaltet habe, frage ich ihn, kann er sich doch sicher vor Caros kaum retten. »Das ist ja eine dämliche Frage, warum antwortest du denn dann auf so eine Anzeige, wenn du das merkwürdig findest?«, fragt Olli entwaffnend zurück. »Okay, hast recht, war tatsächlich dämlich«, sage ich. Inzwischen haben wir das Bootshaus am See erreicht. »Also, um ehrlich zu sein – ich habe einfach keine Zeit, mich um diesen ganzen Kennenlern-Quatsch zu kümmern«, sagt Olli und bestellt zwei Apfelschorlen. »Deswegen die Anzeige.« Momentan arbeite er so viel, sieben Tage die Woche, dass er nur ab und zu mal einen Tag freimachen könne. »Und den will ich dann gleich ganz genießen. Mit einer festen Freundin«, sagt Olli. Und da müsse er eine Frau, »am besten eine schicke«, hinter sich wissen. Die »auch viel arbeitet« und die »das verstehen kann«. »Und du bist ja auch ganz gut beschäftigt«, sagt Olli.
    Stimmt. Dass ich so ein Kennenlernen dennoch erst mal ganz gut fände, ist ja egal. Machen wir ja quasi gerade. Na ja, so halb. Würde nicht alle zehn Sekunden sein iPhone beziehungsweise das Blackberry – ja, er hat zwei Handys, und ja, ich kenne den Trick »Zwei Handys, zwei Freundinnen« – klingeln, piepen oder vibrieren. Bis zum zweiten Schluck Apfelschorle schaffen wir unser Kennenlernen. Bis dahin habe ich noch erfahren, dass Olli ein Hamburger Jung ist, dessen Freunde alle BWL und Jura studiert haben, nur er nicht, er habe das gemacht, was ihm Spaß mache – »Ich bin gerade in einem Meeting, darf ich Sie später zurückrufen?«, fragt er en passant in sein klingelndes Blackberry –, nämlich Kreativdesign an der FH, und nebenbei habe er viele, viele Praktika gemacht, und jetzt wolle er das bei der Agentur hier in ­Berlin nicht versauen, deswegen arbeite er sieben Tage die Woche. Und seine Kumpels würden inzwischen ja auch alle ganz schön viel Geld verdienen – »Junge, ich kann gerade nicht«, brummt er jetzt in sein leuchtendes iPhone –, und so langsam wolle er das auch mal. Und dann sagt er: »So, ich muss dann jetzt auch mal wieder, wollen wir?« Äh, ja, dann wollen wir mal.
    Auf dem Weg zu seinem Auto frage ich mich noch, ob ich ihm nicht schnell, schick und/oder schlau genug war, um mehr von mir erfahren zu wollen, da schaut er mich an und sagt: »Gefällst mir – hab jetzt nur gar nichts über dich erfahren, holen wir nach, was?«, springt ins Auto und ist weg.
    Komischer Kerl. Ich rechne nicht noch mal mit ihm.
    Noch am selben Abend ruft er an. Dass es ja heute so nett gewesen sei und er jetzt zwar noch arbeiten müsse, aber morgen früher rauskönne, so um zehn, und ob wir dann noch was essen gehen wollen?
    Machen wir. Zwar nicht am nächsten Abend – ich spiele das Spiel mit und kann ja auch so unfassbar schwer beschäftigt sein –, aber eine Woche später passt

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