Manfred.« Ich muss lachen. »Ach, der Baron Manfred, na dann«, sage ich und fühle mich leicht unterschätzt. »Ja, so heiÃe ich«, sagt der Baron, »Baron Manfred von Richthofen.« »Ach, dann kommen Sie wohl geradewegs vom Flugplatz?«, sage ich. »Ich weià nicht, was Sie meinen«, sagt der Baron, »ich wollte mich auf Ihren Brief melden und Sie zu mir nach Andalusien einladen.« Ach. Wollte er das.
»Und da ich momentan in Berlin bin, dachte ich, wir sehen uns auf einen Kaffee. Aber da Sie mich ja offensichtlich nicht ernst nehmen und ich Sie vorhin nicht erreicht habe, müssen wir das wohl verschieben.« »Ja, die Geschichte mit dem Herrn von Richthofen kann ich Ihnen einfach nicht abkaufen«, sage ich, Fliegerenkelin. »Dann nennen Sie mich doch einfach nur Baron Manfred«, sagt Baron Manfred. Sicher nicht, denke ich. »Ich habe hier zwei Eigentumswohnungen am Kuâdamm, ich bin Privatier, wenn Sie es sich überlegen, treffen wir uns das nächste Mal, wenn ich hier bin.« Ich überlege kurz, ob bei den Damen des Barons die Begriffe »Privatier« und »Eigentumswohnungen« entscheidend waren, lehne dankend ab â und freue mich über die so natürlich klingende nächste Anzeige.
Der Prinz
Mein rechter, rechter Platz ist frei; ich ( 41 , 193 , schlank, Akad., hanseatisch) wünsche mir ein Mädchen ( 25 â 40 , schlank, apart, keine » Stadtpflanze « ) herbei. f
[email protected] Er ist es. Der Prinz von Brandenburg. Ich habe ihn gefunden. Und getroffen. Auf seinem Schloss in Caputh. Wo schon Dorothea Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg ihre Sommer verbrachten, am Schwielowsee spazierten, im Fest- oder Fliesensaal tafelten und vielleicht, ach was, ganz bestimmt, mindestens eins ihrer sieben Kinder unter dem Lorbeerbogen zeugten. Ach, Sven, am liebsten würde ich sofort zu dir.
Gut, zugegeben, Sven wohnt natürlich nicht auf Caputh. Sondern in einem Haus, welches er sich vor drei Jahren gekauft und zu seiner Wochenendresidenz umgebaut hat. Denn Sven arbeitet eigentlich im Westen von Deutschland. Als Soldat, bei der Bundeswehr. Und das Haus, das hat er für sich und seine Exfreundin, die in Peking und Berlin arbeitet, gekauft. Als Treffpunkt zwischen Ost und West, um sich mit ihr ein Leben, eine Familie aufzubauen. Wie schlimm, dass es nicht geklappt hat. Und wie schön, dass sie darauf bestanden hat, lieber in eine Wohnung in Berlin-Mitte zu wollen. So lebt Sven nun ganz allein in Caputh.
Er steht bereits vor seinem, also dem Schloss, als ich an einem Samstagmittag mit dem Auto in der StraÃe der Einheit ankomme. Es regnet. Er wartet, bis ich geparkt habe. Dann kommt er auf mich zu, um mich mit seinem Schirm direkt von der Autotür abzuholen. Wir begrüÃen uns. Ich reiche ihm die Hand, er greift sie â und zieht mich zu sich ran, gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ganz zart, nicht fordernd, nicht provozierend. Eher ruhig und bestimmt. Meine Aufregung, haben wir uns doch zuvor nur ein paar Mal hin und her geschrieben, ist schlicht weg. »Wollen wir?«, fragt Sven und deutet Richtung Eingangsportal. Ja, ich will, denke ich. »Ja, gern«, sage ich. Groà ist Sven, mit beeindruckender Statur. Und seine Haltung ⦠Ach. Ein echter Soldat. Das Tuch um den Hals, das derzeit alle Männer zu tragen scheinen, verzeihe ich ihm sofort. Seins ist aus Seide. Es schmiegt sich hervorragend zwischen Steppjacken- und Hemdkragen, der aus dem dunkelblauen Cashmerepulli lugt.
Im Schloss lädt Sven mich selbstverständlich zur Führung ein und er lässt mir bei jedem Zimmer den Vortritt. Und wie er es schafft, immer in meiner Nähe zu sein, obwohl ich mich gleich auf Details des Mobiliars, des chinesisch blau-weiÃen und des japanisch bunten Porzellans, der goldverzierten Stuckdecken stürze, verstehe ich immer noch nicht. Er ist da. Fast schützend steht er bei mir. »Was an der Gartenparty wohl legendär war â¦?«, fragt er mich leise, als uns die Schlossführung vom Dreikönigstreffen auf Caputh erzählt. Wie er dabei grinst, ich könnte ihn fressen. Und wie er riecht ⦠»Ihre Frau hat ihren Regenschirm vergessen«, ruft uns die Kassenfrau hinterher, als wir das Schloss eine gute Stunde später verlassen wollen. Jetzt grinse ich. Und Sven geht zurück, um meinen Knirps zu