Die Vergessene Welt
SIR ARTHUR CONAN DOYLE
DIE VERGESSENE WELT
Ein klassischer Fantasy-Roman
Illustrierte Neuausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
HEYNE-BUCH Nr. 3715 im Wilhelm Heyne Verlag, München
Titel der englischen Originalausgabe
THE PROFESSOR CHALLENGER STORIES
THE LOST WORLD
Deutsche Übersetzung von Elisabeth Simon
Die Textillustrationen schuf Hubert Schweizer
Die Karten auf den Seiten 91 und 143 zeichnete Erhard Ringer
Redaktion: Wolfgang Jeschke
Copyright 1912 by Sir Arthur Conan Doyle
Copyright1979 der deutschen Obersetzung
by Wilhelm Heyne Verlag, München
Printed in Germany 1979
Umschlagbild: Segrelles/Norma
Umschlaggestaltung: Atelier Heinrichs, München
Gesamtherstellung: Mohndruck Reinhard Mohn GmbH, Gütersloh
ISBN 3-453-30274-5
eBook 2004 by meTro (RTF ohne Pictures)
# = Kapitel, § = Blindzeile
Backcover:
AIs Professor Challenger von einer Südamerika-Expedition zurückkehrt und
behauptet, in einem abgelegenen Gebiet Dinosaurler, Flugsaurier und ähnliche längst
ausgestorbene Ungeheuer der Urzeit entdeckt zu haben, bricht die Fachwelt in
schallendes Gelichter aus. Er wird als Aufschneider und Scharlatan bezeichnet.
Doch das läßt Professor Challenger sich nicht nachsagen. Er ist bereit, seine
Behauptungen zu beweisen. Zusammen mit seinem wissenschaftlichen
Gegenspieler, einem Zeitungsreporter und einem erfahrenen Großwildjäger bricht
er in den Dschungel auf.
Und tief im Herzen des Amazonasbeckens entdecken die wagemutigen Forscher
ein Plateau, auf dem sich tatsächlich urweltliche Tiere und Menschen erhalten
haben, die sich auf dem schmalen Lebensraum blutige Gemetzel liefern.
SIR ARTHUR CONAN DOYLE (22. 5. 1 859 Edinburgh -7.7.1930 Windlesham
bei Crowborough/Sussex), der Erfinder von Sherlock Holmes, jener
Detektivgestalt, die zur Legende wurde, hat nicht nur Kriminalromane, sondern
mit »Die vergessene Welt« auch einen der größten Fantasy-Romane aller Zeiten
geschrieben. Wir legen hiermit das Werk in einer illustrierten Neuübersetzung und in neuer Ausstattung vor.
#1
Wir sind von Heldentum umgeben
§
Mr. Hungerton, ihr Vater, war der taktloseste Mensch unter
der Sonne – ein aufgeplusterter, schmuddeliger Kakadu von
einem Mann, überaus gutmütig, aber voll auf sein einfältiges
Ich konzentriert. Wenn mich etwas dazu veranlaßt hätte,
Gladys aufzugeben, dann der Gedanke an einen solchen
Schwiegervater. Ich bin überzeugt davon, daß er sich im Ernst
eingebildet hat, ich käme seinetwegen dreimal pro Woche
nach Chestnuts und sei an seinem Geschwätz über
Metallegierungen interessiert, ein Gebiet, auf dem er sich für
eine Kapazität hielt.
An dem bewußten Abend ließ ich sein monotones
Geplapper über schlechtes Geld, das gutes vertreibt, über den
symbolischen Wert von Silber, über die Abwertung der Rupie
und über die wahren Wechselkurse eine geschlagene Stunde
über mich ergehen.
»Nehmen wir einmal an«, rief er mit schwachbrüstiger
Vehemenz, »daß alle auf der Welt existierenden Schulden
gleichzeitig eingetrieben werden sollten. Jetzt frage ich Sie, was
würde bei unseren gegebenen Verhältnissen passieren?«
Ich antwortete natürlich, daß ich dann ein ruinierter Mann
sei, worauf er aus seinem Sessel fuhr, mich einen leichtfertigen
Stutzer nannte, mit dem man kein ernsthaftes Thema
besprechen könne, aus dem Raum stob und sich für seine
Freimaurerloge umzog.
Endlich war ich allein mit Gladys, und der schicksalhafte
Augenblick war gekommen. Den ganzen Abend war ich mir
wie ein Soldat vorgekommen, der darauf wartet, in die
Schlacht geschickt zu werden, und nicht weiß, ob er den Sieg
erhoffen darf oder die Niederlage fürchten soll.
Sie saß da, und dieses stolze, feine Profil hob sich vor dem
roten Samtvorhang ab. Wie schön sie doch war! Und
gleichzeitig wie unnahbar. Wir waren Freunde, recht gute
Freunde sogar, aber über eine Kameradschaft, wie ich sie mit
meinen Kollegen von der Gazette pflegte, ging es einfach nicht
hinaus: absolut offen und ehrlich, absolut höflich und nett –
und absolut unsexuell. Meine Instinkte wehren sich gegen
eine Frau, die sich mir gegenüber kein Blatt vor den Mund
nimmt und völlig ungeniert ist. Für einen Mann ist das kein
Kompliment. Wo wirklich Gefühl und Sex mitspielen, da
kommen automatisch Schüchternheit und Mißtrauen auf, jene
Erbgüter aus alten, gottlosen Zeiten, wo Liebe und
Leidenschaftlichkeit oft Hand in Hand gingen. Der gebeugte
Kopf, der abgewandte
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