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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
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Prolog
    M anchmal glaube ich, dass ich irgendwann einfach meinen Nervenzusammenbruch hätte bekommen sollen, um es endlich hinter mich zu bringen. Okay, in der High School hätte das womöglich etwas zu dramatisch gewirkt, aber auf dem College vielleicht? Damals hätte ich durchaus ausrasten können. Viele meiner Freunde hatten das getan. Ich hätte einen kleinen, aber durchaus verzeihbaren Skandal provozieren können. Den Mädchen, die sich mal „eine Auszeit“ nehmen, passiert doch nie etwas wirklich Schlimmes. Das wäre cool gewesen. Nach einer Woche Geschwätz wäre ich schnell eine wichtige Bezugsperson für alle frustrierten Studentinnen geworden.
    Ich wartete also ständig auf den richtigen Zeitpunkt, um meinen Depressionen endlich nachzugeben. Aber ich war immer viel zu beschäftigt damit, meinen Freunden den Kopf zu stützen, wenn sie mal wieder die pappigen Nudeln aus der Mensa und das billige Bier erbrachen.
    Ich habe mir fest vorgenommen, meinen Chefs zu sagen, dass ich gerne für unsere Zeitschrift schreiben möchte. Natürlich ist
Bicycle Boy
nicht das, was ich mir vorgestellt habe, als ich auf dem College viereinhalb Jahre lang keinen Nervenzusammenbruch bekam. Aber es ist zumindest ein Anfang, nicht wahr? Etwas für meine Mappe. Etwas, womit meine Mutter vor ihren Busenfreundinnen, denen ich völlig egal bin, prahlen kann. „Ja, sie hat Journalismus studiert und gerade eine kleine Abhandlung über Fahrradhelm-Verschlüsse veröffentlicht.“
    Ein paar Monate zuvor hatte ich einen völlig frei erfundenen Artikel über einen Mann geschrieben, der als Kind vom Fahrrad gefallen war und sich seitdem weigerte, noch einmal aufs Rad zu steigen. Aus dem Ich-Erzähler der Geschichte wird ein Chirurg, der immerzu das Gefühl hat, dass ihm etwas Wichtiges fehlt. Es reicht ihm nicht aus, Herzen zu verpflanzen. Erfüllung verspürt er erst, als er zu seiner ersten Liebe zurückkehrt – dem Radfahren. Die frische Luft beruhigt seine Nerven, er verliert an Gewicht und stellt wieder eine gesunde Verbindung zur Natur her. Ich schrieb diese Geschichte aus der Perspektive eines zweiunddreißigjährigen Mannes, das Ganze war kompletter Blödsinn, sprach aber eine ganz bestimmte Leserschicht an. Zumindest erklärte ich das meinen Chefs, und sie sagten, dass wir uns nach dem monatlichen Redaktionsschluss ja noch einmal darüber unterhalten könnten. Was nie geschehen ist.
    Unglücklicherweise wird gerade gegen einen unserer wichtigsten Werbekunden, einen Wasserflaschenfabrikanten, ermittelt. Scheint so, dass ein Typ in Dearcreek, Montana – zweifellos einer unserer Leser – nach einer Zwölf-Meilen-Radtour sehr krank geworden ist. Er behauptet, das Wasser aus seiner Flasche habe seltsam geschmeckt, und einige Experten glauben nun, dass diese Flaschenmarke nicht gerade die hygienischste ist. Gott sei Dank sind diese Anschuldigungen noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt, aber Sie können sich gut vorstellen, dass momentan nicht der beste Zeitpunkt ist, um mit den großen Bossen zu sprechen.
    Ich tröste mich damit, dass zumindest die Praktikanten glauben, ich sei cool. Ich verwalte nämlich die Büromittel und bestelle das Mittagessen. Wer nett zu mir ist, bekommt von mir Unmengen von Post-It-Blöcken und vielleicht sogar ein fettarmes, fades, vegetarisches Mittagessen, das ich bestellen muss. Außerdem ist eine der Praktikantinnen genau ein Jahr und drei Monate älter als ich. Sie würde für meinen Job zur Mörderin werden.
    Ich arbeite nun schon seit fast sieben Monaten als Assistentin für
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. Angefangen habe ich habe als Aushilfe in dem riesigen Konzern, der diese und viele andere Zeitschriften herausgibt, Prescott Nelson Inc. – ich bin überzeugt davon, dass Sie ihn kennen. Unser Sitz ist genau hier, an der wichtigsten Straßenkreuzung der Welt, am Times Square. Obwohl ich die Personalchefs drängte, mich für ihr feministisches Magazin
Angry Beavers
arbeiten zu lassen, versicherten sie mir, dass
Bicycle Boy
ebenfalls eine großartige Redaktion habe. Ich schluckte es, zumal mir aufgefallen war, dass in die hinteren Seiten von
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ein oder zwei Kosmetik-Anzeigen gerutscht waren. Deswegen behauptete ich auch immer gerne: „Nun, ich wollte früher für
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arbeiten, aber inzwischen stelle ich ihre Ziele in Frage. Hinter den Fabian Fingernagel-Produkten stecken ein paar fragwürdige Investoren, die mir sehr rechtsgerichtet erscheinen.“ Damit provoziere ich immer ein

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