Mansfield Park
Mann ohnehin niemals verbrauchten, jährlich noch ein Sümmchen hinzuzufügen. Im Banne dieser fixen Idee, der keinerlei wahre Zuneigung zu ihrer Schwester entgegenwirkte, konnte sie für sich nichts anderes erstreben als den Ruhm, eine so kostspielige gute Tat geplant und organisiert zu haben. Möglicherweise kannte sie sich auch so wenig, daß sie nach diesem Gespräch in der glücklichen Überzeugung ins Pfarrhaus heimkehrte, die großmütigste Schwester und Tante der Welt zu sein.
Als die Angelegenheit demnächst wieder zur Sprache kam, erklärte sie ihre Ansichten deutlicher. Aus ihrer Antwort auf Lady Bertrams gleichmütige Frage: «Zu wem soll das Kind zuerst kommen, Schwester, zu dir oder zu uns?» erfuhr Sir Thomas mit einigem Erstaunen, daß Mrs. Norris absolut nicht in der Lage sei, sich persönlich mit dem Kind zu belasten. Er hatte in dem kleinen Mädchen vor allem eine erwünschte Vermehrung der Pfarrersfamilie, eine hochwillkommene Gefährtin für die kinderlose Tante gesehen und merkte erst jetzt, wie gründlich er sich geirrt hatte. Mrs. Norris erklärte nachdrücklich, zu ihrem großen Bedauern käme ein Aufenthalt der Kleinen bei ihr überhaupt nicht in Frage, zumindest unter den jetzigen Umständen. Bei der schlechten Gesundheit ihres armen Norris sei das gänzlich ausgeschlossen: er sei ebensowenig imstande, Kinderlärm zu ertragen wie zu fliegen. Natürlich, wenn seine Gicht sich jemals bessern sollte, wäre das etwas anderes; dann würde sie gern und ohne der Unbequemlichkeit zu achten, ihr Teil tun. Doch gerade jetzt nähme der arme Norris jede Minute ihrer Zeit in Anspruch, und schon die bloße Erwähnung eines solchen Plans würde ihn zweifellos aufs höchste beunruhigen.
«Dann soll sie lieber zu uns kommen», bemerkte Lady Bertram mit größter Seelenruhe, und nach einer kurzen Pause fügte Sir Thomas würdevoll hinzu: «Ja, dieses Haus soll ihr Heim sein. Wir wollen uns bemühen, unsere Pflicht an ihr zu tun. Hier wird sie auch den Vorteil gleichaltriger Gefährten und eines regelmäßigen Unterrichts genießen.»
«Sehr richtig!» rief Mrs. Norris. «Das sind zwei sehr wichtige Erwägungen, und für Miss Lee kommt es ganz aufs gleiche heraus, ob sie drei oder nur zwei Mädchen zu unterrichten hat – das kann keinen Unterschied machen. Ich wünschte nur, ich könnte mich nützlicher erweisen, aber was in meinen Kräften steht, das tue ich. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die mit ihrer eigenen Mühe sparen. Meine Nanny soll sie abholen, wie unbequem es auch für mich sein mag, meine Haushälterin drei Tage lang zu entbehren. Ich denke, Schwester, du wirst das Kind in die kleine, weiße Dachstube neben den alten Kinderzimmern einquartieren. Das wird am besten sein, ganz in der Nähe von Miss Lee und nicht weit von den Kindern. Und nebenan wohnen die Stubenmädchen – eine von ihnen könnte ihr beim Anziehen helfen und ihre Kleider versorgen, denn ich nehme an, du wirst von Ellis nicht verlangen wollen, daß sie dieses Kind so wie die anderen bedient. Ich sehe wirklich nicht, wo du sie sonst unterbringen könntest.»
Lady Bertram hatte keine Einwendungen zu machen. «Ich hoffe nur, sie wird sich als gutgeartetes Kind erweisen», fuhr Mrs. Norris fort, «und das außerordentliche Glück zu würdigen wissen, daß sie solche Verwandte besitzt.»
«Sollte sie wirklich schlecht geartet sein», sagte Sir Thomas, «so dürfen wir sie um unserer eigenen Kinder willen nicht in der Familie behalten, aber es besteht kein Grund, etwas so Schlimmes zu erwarten. Wahrscheinlich werden wir vieles an ihr bemerken, was wir zu ändern wünschen. Wir müssen uns auf grobe Unwissenheit, eine gewisse Niedrigkeit der Anschauungen und betrüblich vulgäre Manieren gefaßt machen, aber diese Fehler sind nicht unheilbar und können auch, wie ich hoffe, ihren Gefährten nicht gefährlich werden. Wären meine Töchter jünger als sie, hätte ich es sehr ernsthaft überlegt, ihnen eine solche Hausgenossin zu geben. Doch wie die Dinge liegen, ist für unsere Kinder von einer solchen Gemeinschaft nichts zu befürchten und für das kleine Mädchen viel Gutes zu erhoffen.»
«Genau meine Meinung!» rief Mrs. Norris.
«Ich habe es noch heute morgen zu meinem Mann gesagt. Es wird eine Erziehung für das Kind sein, habe ich gesagt, wenn sie nur mit ihren Cousinen zusammensein darf. Sogar wenn Miss Lee ihr nichts beibrächte, würde sie von ihnen allein Bravheit und Gescheitheit lernen.»
«Hoffentlich wird sie meinen
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