Mantel, Hilary
nicht, dass der
Vergleich etwas unpassend ist?«
Schweigen. Die laute
provokante Qualität von Mores Schweigen. Es hallt von den Wänden wider. More
sagt, dass er England liebt, und er befürchtet, dass ganz England verdammt
wird. Er macht seinem Gott ein Angebot, seinem Gott, der das Schlachten liebt:
»Es ist angebracht, dass ein Mann für das Volk sterben soll.« Als o, ich sage
dir was, entgegnet er im Stillen. Mach Angebote, soviel du willst. Wirf dich
dem Henker in die Arme, wenn du musst. Das Volk schert sich einen Scheiß darum.
Heute ist der 5. Mai. In zwei Tagen wird die Kommission dich aufsuchen. Wir
werden dich bitten, dich hinzusetzen. Du wirst ablehnen. Du wirst vor uns
stehen und wie ein Wüstenvater aussehen, und wir sind gegen die Sommerkälte
behaglich eingehüllt. Ich werde sagen, was ich sage. Du wirst sagen, was du
sagst. Und vielleicht räume ich ein, dass du gewonnen hast. Ich werde fortgehen
und dich zurücklassen, den guten Untertan des Königs, für den du dich hältst,
bis dir der Bart an die Knie gewachsen ist und die Spinnen Netze über deine
Augen weben.
So sein Plan. Er wird von den
Ereignissen überholt. Er sagt zu Richard: Hat irgendein grässlicher Bischof von
Rom in der Geschichte seiner verpesteten Rechtsprechung je etwas so Ungelegenes
getan? Farnese hat verkündet, dass England einen neuen Kardinal haben soll:
Bischof Fisher. Henry ist wütend. Er schwört, dass er Fishers Kopf über das
Meer schicken wird, seinem Kardinalshut entgegen.
Der dritte Juni: wieder zum
Tower, mit Wiltshire, der die Sache der Boleyns vertreten soll, und Charles
Brandon, der aussieht, als würde er lieber angeln gehen. Riehe für die Notizen;
Audley für die Witze. Es ist wieder feucht, und Brandon sagt: Das muss der
schlimmste Sommer seit eh und je sein, was? Ja, sagt er, wie gut, dass Seine
Majestät nicht abergläubisch ist. Sie lachen: Suffolk ein wenig unsicher.
Einige Leute sagten, die Welt
würde 1533 untergehen. Auch das letzte Jahr hatte seine Anhänger. Warum nicht
dieses Jahr? Es gibt immer jemanden, der bereitwillig behauptet, dass die
Endzeit gekommen sei, und seinen Nachbarn für den Posten als Antichrist
nominiert. Die Nachrichten aus Münster besagen, dass der Himmel schnell
einstürzt. Die Belagerer fordern die bedingungslose Kapitulation; die
Belagerten drohen mit Massenselbstmord.
Er geht voran. »Mein Gott, was
für ein Ort«, sagt Brandon. Tropfwasser ruiniert seinen Hut. »Finden Sie es
hier nicht bedrückend?«
»Ach, wir sind ständig hier.«
Riehe zuckt die Achseln. »Es gibt immer das eine oder das andere. Der Erste
Sekretär wird entweder in der Münzanstalt oder im Jewel House gebraucht.«
Martin lässt sie ein. Mores
Kopf schnellt in die Höhe, als sie eintreten.
»Heute geht es um ein Ja oder
ein Nein«, sagt er.
»Nicht einmal guten Tag und
wie geht's.« Jemand hat More einen Kamm für seinen Bart gegeben. »Nun, was höre
ich aus Antwerpen? Höre ich, dass Tyndale gefasst ist?«
»Das gehört nicht zur Sache«,
sagt der Lordkanzler. »Erklären Sie sich zu dem Eid. Erklären Sie sich zu dem
Gesetz. Ist es ein rechtmäßig gemachtes Gesetz?«
»Es heißt, er hat sich
herausgewagt und die Soldaten des Kaisers haben ihn ergriffen.«
Er sagt kalt: »Waren Sie im
Voraus darüber informiert?«
Tyndale ist nicht nur
gefangen, sondern verraten worden. Jemand hat ihn aus seiner Zuflucht gelockt,
und More weiß, wer das war. Er sieht sich selbst, ein zweites Selbst, das einen
anderen genauso verregneten Morgen wie diesen inszeniert: an dem er den Raum
durchquert, den Gefangenen auf die Füße zerrt und den Namen seines Agenten aus
ihm herausprügelt. »Euer Gnaden«, sagt er zu Suffolk, »Sie tragen einen angriffslustigen
Ausdruck im Gesicht, aber bitte, bleiben Sie ruhig.«
Ich?, sagt Brandon. Audley
lacht. More sagt: »Tyndales Teufel wird ihn jetzt im Stich lassen. Der Kaiser
wird ihn verbrennen. Und der König wird keinen Finger rühren, um ihn zu
retten, weil Tyndale seine neue Ehe nicht unterstützen wollte.«
»Vielleicht glauben Sie ja,
das war vernünftig von ihm?«, sagt Riehe.
»Sie müssen sprechen«, sagt Audley
einigermaßen milde.
More ist aufgeregt, die Worte
überschlagen sich. Er ignoriert Audley und spricht ihn an, Cromwell. »Sie
können mich nicht dazu zwingen, mich in Gefahr zu begeben. Denn wenn ich gegen
Ihre Suprematsakte wäre, was ich nicht einräume, dann wäre Ihr Eid ein
zweischneidiges Schwert. Ich bringe meinen Körper in Gefahr,
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