Mantel, Hilary
wenn ich nein zu
ihr sage, meine Seele, wenn ich ja sage. Deshalb sage ich nichts.«
»Wenn Sie Männer verhört
haben, die Sie Häretiker nannten, haben Sie keine Ausflüchte geduldet. Sie
haben sie gezwungen zu sprechen und sie gefoltert, wenn sie es nicht taten.
Wenn diese Männer zum Antworten gebracht wurden, warum nicht Sie?«
»Der Fall ist nicht derselbe.
Wenn ich eine Antwort von einem Häretiker erzwinge, habe ich die Gesamtheit des
Gesetzes hinter mir, die ganze Macht des Christentums. Womit ich hier bedroht
werde, ist ein bestimmtes Gesetz, eine einzelne, kürzlich erfolgte gesetzliche
Maßnahme, die hier anerkannt wird, jedoch in keinem anderen Land der Welt...«
Er sieht, dass Riehe eine
Notiz macht. Er wendet sich ab. »Aber das Ende ist dasselbe. Das Feuer für Ihre
Häretiker. Die Axt für Sie.«
»Wenn der König Ihnen diese
Gnade gewährt«, sagt Brandon.
More ist bange; er krallt
seine Finger auf der Tischplatte zusammen. Er bemerkt es, unbeteiligt. Das ist
ein Einfallstor. Man kann ihn in Angst vor einem quälend langsamen Tod
versetzen. Aber noch, als er das denkt, weiß er, dass er es nicht tun wird;
allein die Vorstellung ist ein schleichendes Gift. »Was die Zahlen betrifft,
muss ich mich vermutlich geschlagen geben. Aber haben Sie in letzter Zeit mal
auf eine Karte gesehen? Die Christenheit ist nicht mehr, was sie war.«
Riehe sagt: »Master Secretary,
Fisher ist mehr Mann als dieser Gefangene hier vor uns, denn Fisher
widerspricht und trägt die Konsequenzen. Sir Thomas, ich denke, Sie wären ein
offener Verräter, wenn Sie sich das trauen würden.«
More sagt leise: »So nicht. Es
ist nicht an mir, mich Gott aufzudrängen. Es ist an Gott, mich zu ihm zu
ziehen.«
»Wir vermerken Ihre
Hartnäckigkeit«, sagt Audley. »Wir ersparen Ihnen die Methoden, die Sie bei
anderen angewandt haben.« Er steht auf. »Es ist der Wunsch des Königs, dass wir
zu Anklageerhebung und Prozess schreiten.«
»Im Namen Gottes! Welches
Unheil kann ich von diesem Ort aus bewirken? Ich füge niemandem Böses zu. Ich
sage nichts Böses. Ich denke nichts Böses. Wenn das nicht genug ist, um einen
Mann am Leben zu lassen ...«
Er schneidet ihm das Wort ab,
er kann es nicht glauben. »Sie fügen niemandem Böses zu? Was ist mit Bainham,
erinnern Sie sich an Bamham? Sie haben seinen Besitz beschlagnahmt, Sie haben
seine arme Frau ins Gefängnis gesteckt, Sie haben mit eigenen Augen gesehen,
wie er auf der Folterbank gestreckt wurde, Sie haben ihn in Bischof Stokesleys
Keller geworfen, Sie haben ihn in Ihr eigenes Haus geholt und zwei Tage lang
aufrecht stehend an einen Pfahl gekettet, Sie haben ihn wieder zu Stokesley
geschickt, zugesehen, wie er eine Woche lang geschlagen und misshandelt wurde,
und immer noch war Ihre Bosheit nicht erschöpft: Sie schickten ihn in den Tower
zurück und ließen ihn noch einmal strecken, sodass sein Körper am Ende so
geschunden war, dass man ihn in einem Stuhl nach Smithfield tragen musste, wo
er lebendig verbrannt wurde. Und Sie sagen, Thomas More, Sie tun niemandem
etwas Böses?«
Riehe beginnt, Mores Papiere
auf dem Tisch einzusammeln. Es besteht der Verdacht, dass er Briefe zu Fisher
nach oben geschmuggelt hat: Was keine schlechte Sache ist, wenn bewiesen werden
kann, dass er an Fishers Verrat beteiligt ist. More legt die Hände mit
ausgebreiteten Fingern darüber; dann zuckt er mit den Achseln und gibt sie
frei. »Nehmen Sie sie, wenn Sie müssen. Sie lesen ohnehin alles, was ich
schreibe.«
Er sagt: »Falls wir nicht bald
von einer Veränderung Ihrer Einstellung hören, müssen wir Ihnen Feder und
Papier wegnehmen. Und die Bücher. Ich schicke jemanden.«
More scheint zu schrumpfen. Er
beißt sich auf die Lippe. »Wenn Sie sie nehmen müssen, nehmen Sie sie gleich
mit.«
»Pfui!«, sagt Suffolk. »halten
Sie uns für Träger, Master More?«
Anne sagt: »Es geht dabei um
mich.« Er verbeugt sich. »Wenn Sie schließlich aus More herausbekommen, was
sein einzigartiges Gewissen quält, werden Sie feststellen: Der Kern der Sache
ist, dass er sein Knie nicht vor mir als Königin beugen will.«
Sie ist klein und bleich und
wütend: Sie presst die langen Finger Spitze an Spitze zusammen, sodass sie
sich überdehnen, ihre Augen sind zornhell.
Bevor sie weitermachen, muss
er Henry an die Katastrophe des letzten Jahres erinnern, ihn ermahnen, dass er
nicht immer seinen Willen bekommt, wie es ihm passt. Im letzten Sommer wurde
Lord Dacre, der einer der Lords im Norden
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