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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Neuigkeit hören. Wenigstens lässt dieser Moskito dich mit seinen hoffnungslos korrumpierten Daten nun in Ruhe. Einige Leute füllen die Dinger mit wer weiß für altem, dummem Zeug.
    Dein Sohn hat dich heute schon zum dritten Mal gefragt, ob er SlideKing bekommt. Das ist ein neues Update, aber dazu braucht er einen höheren Grad der körperlichen Entwicklung, und dann das teure Basis-Set Physical Coordinator 4.2. Aber du könntest es als Paket kaufen. Vielleicht zu Weihnachten.
    Der Staatsladen liegt auf dem Weg zum Feinkostgeschäft. Du könntest hineinschauen und rasch einen Blick in den Katalog werfen. Im Schaufenster noch immer die gleiche Werbeaktion - Selfware 10.3. Angeblich völlig schmerzlos, das Allerbeste, und obendrein kostenlos. Sterben möchte niemand, aber wenn man schon gehen muss, wer will da einfach umkippen, wenn er doch die Grenzen des Körperlichen überschreiten kann?
    Zwar schaudert es dich allein bei dem Gedanken, aber irgendwo ist es doch tröstlich zu wissen, dass man es nur laden muss, und schon ist man unterwegs. Natürlich kommt nie jemand zurück und sagt, ob es funktioniert oder nicht, aber die Interviews mit Leuten beim Transzendieren, die du gesehen hast, klangen schon ganz überzeugend. Du hattest ein glückliches Leben, und darum erkennst du Glück, wenn du es siehst.
    Ein Stück weiter stehst du vor der Sportausrüstung, mit der du für bloß fünf Hunderter sämtliche Wünsche deines Sohnes wahr werden lassen könntest. Er muss sich aber noch ein wenig gedulden. Heute Morgen hast du auf der Seite »Nur Für Erwachsene« eine Kleinigkeit gesehen, die du für dich und deinen geliebten Menschen bestellt hast. Nur einen Tausender für ein garantiert lebenslanges Orgasmus-Upgrade. Die Vorversion hattest du auch schon, und nun kannst du nicht widerstehen. Na, man gönnt sich ja sonst nichts, oder?
    Als du am Friedensraum zum Nachbargrundstück vorbeikommst, siehst du die Nachbarsfamilie, die sich hier mit ihren Singbecken und ihren Gongs versammelt hat und leise spielt. In der Mitte des Gartens erhebt sich eine Gestalt aus Licht und verblasst, während sie aufsteigt. Dir fällt ein, dass heute – natürlich – der Blaue Tag ihres Urgroßvaters ist. Du winkst der Gestalt zu, hoffentlich nicht zu spät, und sie scheint deinen Gruß zu erwidern. Dein Nachbar dreht sich um, sieht dich und lädt dich zur Feier ein. Du sollst deine Familie mitbringen. Seine Augen sind feucht, aber es sind Freudentränen – er hört, was sein Vater denkt, und sieht, was er sieht. Ein bisschen gruselig, aber besser als die altmodische Art.
    Rot und aufgedunsen versinkt die Sonne; die Hitze legt sich, und die Mücken scharen sich um dich, als du deine Haustür erreichst. Noch ein Moskito surrt vorbei – eine dieser Dissidentenversionen aus einer Brutanlage irgendwelcher Hacker. Mit stechendem Zweifel summt er dir ins Bewusstsein – finden auf der Welt doch Kriege statt, in denen Killer Mütter zu Mörderinnen machen und Kinder zu Spionen? Irgendwo erzählen die Moskitos schlimmere Geschichten als von Bären in den Wäldern. Irgendwo führen Menschen unter den Fersen grausamer Herren, die sich an der Verworfenheit erfreuen, die sie mit ihrer Technik über andere bringen, ein Dasein in Hunger und Sklaverei. Ja, irgendwo! Glaub es doch!
    Zack! Zermanschen, diese Mistdinger! So was von aufdringlich.
    Solch ein Gedanke könnte einem den schönsten Tag ruinieren, nicht wahr? So war es die ganze Zeit, bevor du dir den Newspilot zugelegt hast, der filtert, was du hörst und denkst.
    Manchmal gibt es hier zwanglose Zusammenkünfte, wo man alle Programme ablegt und das Leben unbearbeitet, aus erster Hand, unzensiert, auf alte Art und Weise erfährt. Hin und wieder machst du dabei mit, aber in letzter Zeit immer seltener. Früher, da hast du gedacht, das wäre notwendig, wie eine Beichte; etwas, durch das du ein echter Mensch bleibst und Kontakt zum Wesentlichen hältst. (Es macht dich verlegen, nur daran zu denken.) Sind wir nicht alle solche Arschlöcher, wenn wir so jung und ernst sind?
    Mach es dir bequem.
    Genieße dein Leben.
    Heute ist ein wunderschöner DU Tag RUND-UM-DIE-UHR. [8]

 
D ANKSAGUNGEN
     
     
    Beim Schreiben dieses Romans habe ich von vielen Seiten direkte und indirekte Hilfe erhalten.
    Bei den wissenschaftlichen und kulturellen Aspekten halfen mir Liane Gabora und Kerstin Dautenhahn sowie die Veröffentlichungen von Susan Blackmore, Steven Pinker und Rita Carter. Was die Tatsachen angeht, habe

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