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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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sie sich in eine Form der Besessenheit gewandelt hatte.
    Er versuchte diesen Gedanken auszulöschen – denn er wollte sie nicht bemitleiden –, doch dazu brauchte er eine Weile.
    »Wo ist sie?«, fragte Mary und sah an ihm vorbei. Mit einem abscheuerfüllten Blick musterte sie die anderen, die schwach, niesend und schniefend in einem Grüppchen hinter ihm standen wie die Tiere in Dugway. Bevor Mary es befahl, würde ihnen niemand helfen.
    »Du meinst Natalie Armstrong?« Nein, da musste er sich schon mehr Mühe geben. Also zog er den Kopf ein und fuhr zögernd fort: »Sie glauben, dass sie genauso verschwunden ist wie dieser Patient X …« Er setzte eine Miene auf, die ausdrückte, er habe es so schrecklich gefunden, dabei zuzusehen, dass er kaum die Worte finde, es ihr zu schildern.
    »Ist sie noch immer in der Anlage?« Die Sprechmembran dämpfte Marys Stimme zu sanften Lauten, die, wie er sehr wohl wusste, ihrer Gefühlslage nicht gerecht wurde. Ihr Körper war völlig verspannt, steif stand sie mit leicht vorgeschobenem Gesicht da. Er maß sie mit einem Blick, der ihr verbot, ihn für seinen erbärmlichen Zustand zu bedauern.
    »Schwer zu sagen. Wir haben den Kontakt zu ihr verloren.«
    Wie viel Zeit war verstrichen? Dreißig Minuten? Er war sich nicht sicher, aber ihm kam es vor, als wären es zwanzig. Noch zwanzig. So lange hatte er nicht. Plötzlich bemerkte er, dass seine Symptome sich nicht verschlimmert hatten. Er musste bald den Spitzenwert seiner Histaminausschüttung erreicht haben.
    »Jude? Wo ist Armstrong?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, sie ist tot.« Und das entsprach der Wahrheit. Er sah, wie sich hinter der Helmscheibe Marys Miene änderte. Sie fragte nun: Warum musst du es uns beiden nur so schwer machen?
    Er sagte: »Schwer gemacht hast du es uns, als du beschlossen hast, mich für dumm zu verkaufen. Du hast mich hintergangen. Du hast mich lange hintergangen. Meine Güte, ich muss der begriffsstutzigste Kerl sein, dem du je begegnet bist. Ich wette, du hast dir vor Lachen fast in Hose gepinkelt – Guskow unser Lieblingsfall, und ich zockele die ganze Zeit neben dir her und denke: Verdammt noch mal, dass wir bei den Beweismitteln gegen ihn aber auch immer so ein Pech haben! Also guck mich nicht an, als hättest du verdient, dass ich es dir nicht schwer mache.«
    Sie sperrte leicht den Mund auf, und zum ersten Mal reagierte sie nur langsam. »Jude«, sagte sie, »was stimmt nicht mit dir?«
    Er begann zu lachen; er konnte nicht anders. Ihm war klar, was sie meinte, aber trotzdem vermochte er nicht aufzuhören, obwohl er wieder zu husten und zu niesen anfing und von solch schlimmen Krämpfen befallen wurde, dass er auf die Knie sank, vornüberklappte und helles rotes Blut seine Hose besprenkelte und in kleinen dunklen Tröpfchen wie winzige Geleebananen auf dem staubigen Boden landete.
    Er sah, wie einer der namenlosen Männer im B-Krieganzug neben Mary trat und ihn mit einem Scanner abtastete. Er sah, wie sie sich über die Helmsprechanlage unterhielten, und als der Mann für eine zweite Messreihe näher kam, sah er an seiner Schulter die lose herabhängende Pistole. Im Bewusstsein des Mannes entdeckte Jude verwirrte Besorgnis über seine Messwerte und ein ungutes Gefühl bezüglich Judes, das voll gerechtfertigt war.
    Gib mir die Pistole, beschwor Jude ihn. Reich sie mir, als wäre nichts Besonderes dabei. Ganz locker bleiben.
    Mary wandte sich gerade einem Unteroffizier zu, der näher getreten war und sie fragte, wie mit den Infizierten verfahren werden und was mit der kontaminierten Anlage geschehen solle. Ob sie bereit sei, die MUV-Injektionen zu genehmigen …
    Jude ergriff die schwere Waffe, die der Mann ihm hinhielt. Mit einer Geschicklichkeit, die er nie gekannt hatte, entsicherte er sie, umfasste sie und legte den Finger auf den Abzug. Als er sich aufrichtete, sprang der Mann mit dem Scanner zur Seite; er hatte gerade erst begriffen, was geschehen war. Im gleichen Moment griff der Unteroffizier nach seiner Pistole, und zehn der dreißig Soldaten, die in fasziniertem Entsetzen die Wissenschaftler beobachtet hatten, fuhren zu ihm herum und richteten ihre Aufmerksamkeit auf ihn.
    Mary drehte sich um.
    »Jude!« Sie war ehrlich überrascht. Sie begann zu lächeln. »Sei doch nicht albern. Sieh dich um – so geht das nicht.«
    »Ja, ich weiß.« Er richtete sich zu voller Größe auf, und die Pistole fühlte sich gut an in seinen Händen.
    »Um Gottes willen! Leg sie weg. Mach es

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