Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
erschreckt!“, stieß sie hervor. „Ich bin schon alt, ich könnte einen Herzinfarkt bekommen.“
Er stieß sieh von der Wand ab und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Ich denke, die Gefahr besteht noch nicht.“
„Nein, vielleicht nicht.“ Sie hob das Clipboard auf. „Wo ist Max?“
„Der schnarcht schon selig vor sich hin.“
Brenna blickte auf die Uhr. „Mist! Ist es schon so spät? Ich bin um sieben hierhergekommen und wollte eigentlich nur ein paar Stunden bleiben.“
„Das passiert doch jedes Mal.“
Sie nickte. „Wie läuft’s bei dir?“
„Gut. Und bei dir? Treibt Lorenzo dich immer noch in den Wahnsinn?“
„Natürlich, und er wird immer besser darin. Wie kann man nur so stur sein!“
Nic trat einen Schritt auf sie zu. „Warum kündigst du nicht einfach?“
„Nein. Das habe ich schon mal versucht. Aber diesmal werde ich bis zum bitteren Ende durchhalten.“
„Das wäre ja mal was Neues.“
Er hatte das nicht sagen wollen. Die Worte waren ihm einfach so herausgerutscht und standen jetzt zwischen ihnen. Würde Brenna sie ignorieren oder die Herausforderung annehmen?
„Komisch, dass du das jetzt erwähnst“, erwiderte sie leise. „Ich habe in letzter Zeit viel über uns nachgedacht.“ Sie lächelte gequält. „Über dieses ,uns’ von damals. Nicht das von heute.“
Er war wirklich zu müde, um über die Vergangenheit zu diskutieren. Und was die Zukunft brachte, würde sich zeigen. „Vergiss es!“, sagte er. „Das war einfach nur ein dummer Spruch von mir.“
„War es nicht. Aber man muss über die Dinge sprechen, um sie zu ändern.“
„Das spielt doch alles keine Rolle mehr.“
Sie starrte ihn an. „Für mich spielt es eine Rolle. Eine ziemlich große sogar. Und
ich
werde darüber sprechen. Wenn du jetzt gehen möchtest – bitte schön! Dann unterhalte ich mich eben mit mir selbst.“
Die Versuchung war groß. Wenn er jetzt ging, konnte er sich dieses verdammte Gespräch ersparen. Aber er blieb. Bestimmt gab es tausend gute Gründe dafür. Nur leider fiel ihm gerade kein einziger ein.
„Also los“, forderte er sie auf.
Sie marschierte hinüber zu den Klappstühlen bei dem kleinen Tisch. Nic überlegte kurz, einfach im Schatten der Fässer stehen zu bleiben. Er hatte keine Lust auf dieses Gespräch oder darauf, irgendetwas zu fühlen. Nicht schon wieder. Angeblich heilte die Zeit doch alle Wunden. Hoffentlich galt das auch für diese hier.
Schweigen erfüllte den großen Raum. Irgendwann gab er auf und folgte Brenna zu ihrem idiotischen Konferenztisch. Missmutig zog er den anderen Klappstuhl heran und setzte sich. Brenna sah ihn an. Und dann blickte sie zu Boden.
„Ich war so in dich verliebt“, sagte sie.
Der erste Satz … und gleich ein linker Haken. „Wirklich? Das ist ja interessant.“
Brenna nickte. „Ich weiß, dass du mir nicht glaubst.“ Sie seufzte. „Das habe ich auch gar nicht erwartet. Obwohl ich es vielleicht trotzdem irgendwie gehofft habe. Aber was immer du jetzt auch glauben willst: Ich habe dich damals sehr geliebt. Mehr, als ich je für möglich gehalten hätte. Du warst mein ganzes Leben.“
Eisige Kälte breitete sich in seinem Inneren aus. „Immerhin habe ich Platz drei auf deiner persönlichen Hitliste erreicht. Auf Platz eins war deine Familie, und der Wein war Nummer zwei. Du warst nicht bereit, irgendetwas davon aufzugeben. Aber mich zu verlassen, das war kein Problem.“
Sie hob den Kopf. „Das ist nicht fair.“
„Das ist, was ich damals gedacht habe.“
„Du warst so unglaublich wichtig für mich. Aber meine Familie … sie haben alles so schwierig gemacht. Ich wollte sie nicht enttäuschen, und ich hatte Angst, sie zu verärgern. Für meinen Großvater gab es schon immer nur Schwarz oder Weiß.“
Schöne Rede. Übersetzt hieß das wohl, dass sie nicht bereit gewesen war, den Preis für ihre Liebe zu zahlen. „Denkst du, mein Großvater war da anders?“, fragte Nic.
„Nein.“ Ihre Worte waren nur ein Flüstern. „Ich weiß, dass er böse auf dich war.“
Böse? Das beschrieb nicht mal annähernd Emilios Zustand, nachdem Nic sein Geständnis abgelegt hatte. Wenn man böse war, schrie man vielleicht oder warf mit Dingen um sich. Emilio hatte sich einfach abgewandt und Nic das einzige Zuhause genommen, das er je besessen hatte.
Brenna wisperte: „Ich war jung, ich war verängstigt. Und am Ende konnte ich es einfach nicht. Ich konnte nicht weggehen, ich konnte meine Familie nicht im Stich
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