Marcelli Sisters 03 - Eine Marcelli weiß, was sie will
straffte und den Kopf in Richtung Vergangenheit drehte. Nic arbeitete hier jeden Tag. Er hatte wahrscheinlich total vergessen, was es mit diesem verdammten Schreibtisch auf sich hatte. Nur sie, sie hatte es leider nicht vergessen.
Langsam ging sie auf den überdimensionalen Besuchersessel zu und nahm auf der glatten Lederoberfläche Platz. Nic ging um den Schreibtisch herum und setzte sich ihr gegenüber.
„Ich war überrascht, zu hören, dass du dich mit mir treffen möchtest“, sagte er freundlich. „Mit deiner Familie ist hoffentlich alles in Ordnung?“
„Es geht ihnen gut. Sehr gut. Francesca ist verlobt.“ Mehr als verlobt sogar, aber das war eine andere Geschichte.
„Dein Großvater ist bestimmt sehr glücklich darüber.“
Brenna nickte und ertappte sich dabei, wie sie Nic anstarrte. Ein markantes Gesicht, dachte sie. Unwillkürlich verglich sie den Mann mit dem Jungen von damals. Nic hatte schon immer bemerkenswert ausgesehen: Augen, in deren Anblick man versinken konnte, eine gerade Nase und ein ausgeprägtes Kinn, das auf einen energischen bis störrischen Charakter schließen ließ. Und dann sein Mund. Dieser Mund, dessen Lippen sie in eine andere Galaxie befördert hatten.
Trotz des warmen Augustwetters trug Nic ein langärmliges schwarzes Hemd und dunkle Hosen. Jeans und T-Shirt gehörten wohl der Vergangenheit an.
„Schick, schick.“ „Alles wegen deines Besuchs.“
Nic lächelte – ein träges, sexy Lächeln, das Brenna nur zu gut kannte. Mit diesem Lächeln hatte er sie davon überzeugt, dass es völlig okay war, sich spätnachts im Weinberg zu lieben. Es war ihr erstes Mal gewesen. Sie hatte ihre Jungfräulichkeit verloren, während rings um sie die Grillen gezirpt hatten und …
Hör sofort auf damit, befahl sie sich. Solche Reisen in die Vergangenheit führten nur zu Problemen. Sie war mit einem Plan hierhergekommen. Und dieser Plan hatte nichts mit irgendeinem sexy Lächeln oder der Hitze, die durch ihren Körper strömte, zu tun.
Brenna zwang sich dazu, sich entspannt im Sessel zurückzulehnen. Lässig schlug sie ein Bein über das andere. Dann sah sie Nic leicht amüsiert, fast schon ein wenig gelangweilt an. Zumindest hoffte sie das.
„Solche Umstände, nur für mich? Das glaube ich nicht.“
Er lachte. „Erwischt. Ich habe später noch ein Meeting mit ein paar internationalen Vertriebsmitarbeitern. Jeans würden da wahrscheinlich eher abschreckend wirken.“
Nicht wenn diese Vertriebsmitarbeiter Frauen sind, dachte Brenna. Und ärgerte sich im nächsten Moment darüber.
„Du expandierst also weiter.“
„Sicher. Man muss der Beste und der Größte sein, um Erfolg zu haben.“
„Die Sache mit der Größe kriegst du bestimmt hin.“
„Und auf die Größe kommt es an. Sagt man das nicht?“
„Na ja. Das sagen vor allem die Leute, die mit ihren Talenten nicht richtig umgehen können.“ Etwa achtzehn Sekunden zu spät erinnerte Brenna sich an ihren Schwur, nicht mit Nic zu streiten.
„Tut mir leid“, murmelte sie.
Nic zog die Augenbrauen hoch. „Es tut dir leid, dass du mit mir diskutierst? Das wäre ja ganz was Neues. Jetzt bin ich aber sehr gespannt, was als Nächstes kommt.“ Er grinste und beugte sich vor. „Also gut, Brenna. Du bist hier, du trägst ein Kostüm, und du hast einen Berg Papier mitgebracht. Vielleicht erzählst du mir mal, was du von mir willst.“
Tja. Dann ging es wohl los. Brenna räusperte sich und legte ihre Mappe auf den Tisch. Im selben Moment konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. All die intelligenten, logischen und wohldurchdachten Sätze, die sie so oft geprobt hatte, waren plötzlich weg, spurlos verschwunden.
„Ich gehöre zu den Besten in unserer Branche“, begann Brenna. Dann zögerte sie. Klang das vielleicht zu arrogant? Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Nic. Zumindest war er noch nicht in hysterisches Gelächter ausgebrochen.
„Das habe ich nie bezweifelt. Ich würde es nur ungern auf einen Wettstreit mit dir ankommen lassen.“
Sein Kompliment gab ihr neue Kraft. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich davon abhalten, wie ein eifriges Schulmädchen auf dem Sessel nach vorne zu rutschen. „Mein Großvater sagt, dass ich außer ihm die Einzige in der Familie bin, die Wein wirklich liebt. Und das tue ich. Schon mein ganzes Leben lang.“
Nic wollte etwas erwidern, doch Brenna ließ ihn nicht zu Wort kommen. Auf keinen Fall durfte sie riskieren, dass er etwas über die zehn Jahre sagte, die sie weit
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