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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Gary Jennings Marco Polo Der Besessene II Im Land des Kubilai Khan scanned by ut corrected by ab
    »Als Marco Polo im Sterben lag«, berichtete der erste Biograph des Reisenden, Fra Jacopo d'Acqui, »bedrängten ihn sein Priester, seine Freunde und seine Ve rwandten, endlich den unzähligen Lügen abzuschwören, die er als seine wahren Abenteuer ausgegeben. Der alte Mann bäumte sich auf, verfluchte sie alle miteinander und erklärte: ›Ich habe nicht die Hälfte von dem berichtet, was ich gesehen und getan habe.« Der Autor verfolgt den Weg des Marco Polo von den Palästen, Gassen und Kanälen im mittelalterlichen Venedig bis zum prächtigen Hof des Kubilai Khan in Khanbalik, dem alten Peking, schildert dessen Erlebnisse im Dunstkreis der parfümierten Sexualität der Levante bis zu den Gefahren einer Reise auf der Seidenstraße, beschreibt die Menschen, denen Marco Polo begegnet ist. In den zwei Jahrzehnten seiner Reise war Marco Polo Händler, Krieger, Liebhaber, Spion und Steuereinnehmer -aber immer war er ein Reisender, unermüdlich in seinem Hunger nach neuen Erfahrungen.
     
    ISBN: 3596282020
    Verlag: Fischer
     
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    KITHAI
     
    1
     
    Kashgar erwies sich als eine Stadt von beachtlicher Größe mit festgebauten Herbergen, Läden und Wohnhäusern. Letztere hatten nichts mit den Lehmziegelunterkünften gemein, die wir in Tazhikistan gesehen hatten. In Kashgar hatte man beim Bauen Wert auf Dauerhaftigkeit gelegt, denn diese Stadt ist das Westtor Kithais, durch das alle über die Seidenstraße aus dem Westen kommenden oder dorthin ziehenden karwans hindurchmüssen. Und wir stellten fest, daß keine kar-wan hindurchkam, ohne zuvor angehalten worden zu sein. Ein paar farsakhs ehe wir die Stadtmauer erreichten, wurden wir von einer Gruppe mongolischer Schildwachen an die Seite gewunken. Hinter ihrer Unterkunft konnten wir unzählige runde yurtu-Zelte erkennen; offenbar lagerte eine vollständige Armee um die Zugangswege nach Kashgar.
    »Mendu, Ältere Brüder«, grüßte eine der Schildwachen, ein typischer muskulöser, häßlicher und über und über mit Waffen behängter mongolischer Krieger; doch seine Begrüßung war keineswegs unfreundlich.
    »Mendu, sain bina«, antwortete mein Vater.
    Ich konnte damals nicht alles verstehen, was gesprochen wurde, doch mein Vater wiederholte das Gespräch später für mich auf venezianisch und erklärte mir, es habe sich um den üblichen Austausch von Höflichkeiten gehandelt, zu dem es kommt, wenn zwei Gruppen einander in mongolischen Landen begegneten. Es mutete sonderbar an, derlei anmutige Höflichkeitsfloskeln aus dem Mund eines Mannes zu vernehmen, der aussah wie ein ungeschlachter, ungebildeter Kerl; denn die Wache erkundigte sich weiter höflich: »Aus welchen Landen unter dem Himmel kommt Ihr?«
    »Wir kommen aus den Landen weit unter dem Himmel des Westens«, antwortete mein Vater. »Und Ihr, Bruder, wo richtet Ihr Eure yurtu auf?«
    »Wißt, daß mein armseliges Zelt im bok des Ilkhan Kaidu steht, der augenblicklich hier sein Lager aufgeschlagen hat und seine Reiche von hier aus inspiziert. Älterer Bruder, auf welche Lande habt Ihr auf dem Weg hierher Euren wohltuenden Schatten geworfen?«
    »Gerade jetzt kommen wir aus dem hochgelegenen Pai-Mir, und zwar das Tal dieses Passagen-Flusses herunter. Überwintert haben wir in dem geschätzten Ort Buzai Gumbad, der gleichfalls unter der Herrschaft Eures Herrn Kaidu steht.«
    »Wahrlich, seine Reiche erstrecken sich weit und breit, und es sind ihrer viele. Hat Friede Euren Weg begleitet?«
    »Bis jetzt sind wir sicher gereist. Und Ihr, Älterer Bruder, stört nichts Euren Frieden? Sind Eure Stuten fruchtbar, und Eure Frauen?«
    »Auf unseren friedlichen Weiden blüht und gedeiht es. Wohin gedenkt Eure karwan denn weiterzuziehen, Älterer Bruder?«
    »Wir beabsichtigen, ein paar Tage in Kashgar zu verweilen. Ist der Ort gesund?«
    »Ihr mögt Euer Feuer dort in Ruhe und Behaglichkeit entzünden; die Schafe sind gemästet. Doch bevor Ihr weiterzieht, würde es den niedrigen Diener des Ilkhan erfreuen zu erfahren, welches denn das endgültige Ziel Eurer Reise sein soll.«
    »Wir wollen weiter nach Osten, in die Hauptstadt Khanbalik, um unserem allerhöchsten Herrn, dem Khakhan Kubilai, unsere Aufwartung zu machen.« Mit diesen Worten nahm mein Vater den Brief heraus, den wir schon so lange mit uns herumtrugen. »Hat mein Älterer Bruder sich herabgelassen, die bescheidene Kunst

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