MARCO POLO Reisefuehrer Sylt
Jhs. Verleger wie Ernst Rowohlt und Peter Suhrkamp dazu beigetragen, dass der Ruf der Insel hinausgetragen wurde, waren es von den Fünfziger- bis in die Siebzigerjahre Axel Springer mit seiner Regenbogenpresse oder Oswalt Kolle, der seine Aufklärungsfilme u. a. am Sylter Strand drehte. „Insel der Nackten und Reichen“ hieß es nun, ein Klischee, das sich lange halten sollte. Glücklicherweise ist es damit vorbei, und längst gönnen sich Menschen aus allen Schichten einen Sylturlaub – die Insel hat für so gut wie jedes Bedürfnis und Portemonnaie ein Angebot parat.
Damit wären wir wieder beim echten Syltfan, der manchmal tatsächlich nackt und manchmal auch reich ist – der aber ganz bestimmt ein Faible für die Natur haben muss. Diese einzigartige Natur, derentwegen die Gäste kommen, muss immer öfter sogar vor ihren Verehrern geschützt werden. Da immerhin über ein Drittel der Sylter Fläche unter Naturschutz steht, sind Konflikte an der Tagesordnung. So etwa mit solchen Gästen, die sich über die Sensibilität des insularen Ökosystems nicht im Klaren sind und beispielsweise trotz Verbot die Dünen betreten. Langjährige Syltfans kehren ihrer Liebe auch aufgrund des stetig wachsenden Auto- und Flugverkehrs den Rücken. Ein Grund für die Zunahme des Letzteren: Immer mehr Touristen kommen nur zu Kurztrips auf die Insel – einfach mal übers Wochenende oder zu einem der zahlreichen Events, von Surfweltcup über Harley-Days bis zu Golf- und Poloturnieren. Nicht zuletzt stellt also „die Masse Mensch“ die größte Gefahr dar für die ökologische und infrastrukturelle Gesundheit der Insel: Zuletzt zählte man 868 000 Gäste und 7 Mio. Übernachtungen pro Jahr. In der Hochsaison sind teilweise über 150 000 Menschen gleichzeitig auf der nur 99 km2 großen Insel. Damit wird die Belastungsgrenze der Insel, die nach einer Berechnung aus den Siebzigerjahren bei 100 000 Individuen liegt, derzeit weit überschritten.
Von einer Engstelle im Norden Kampens haben Sie Strand- und Wattseite im Blick
Meer und Wind bestimmen den Lebensrhythmus auf der Insel
Doch trotz alledem ist Sylt – gemessen an anderen europäischen Urlaubszielen – immer noch idyllisch, weil hier Meer und Wind den Lebensrhythmus bestimmen und weil einsame Plätze nach wie vor zu finden sind, besonders in der Nebensaison. Immer mehr Urlauber kommen deshalb auch im Winter: Wer sich nach einem Strandspaziergang bei Eiseskälte und Sonnenschein gemütlich an einem Punsch wärmt, der fühlt sich genauso erfrischt wie nach einem sommerlichen Bad in der Brandung.
Ein weiteres Plus neben der Natur ist die Alternative zu dieser: Mit ihren vielen attraktiven Angeboten besitzt Sylt die nötige Infrastruktur, um Ihren Urlaub ausgesprochen abwechslungsreich zu gestalten. So ist etwa die große Anzahl an ausgezeichneten Restaurants auf so engem Raum nahezu einmalig in Deutschland. Machen Sie sich also auf die Suche nach „Ihrem“ Sylt! Dieser MARCO POLO Band wird Ihnen helfen, eine ganz besondere, einzigartige Insel zu entdecken, eine faszinierende Welt für sich, deren Magie Syltfan Peter Suhrkamp so beschrieb: „Die Größe des stillen Himmels, in der das Inselpanorama klein eingeschlossen ist, gibt erst das Unerschöpfliche.“
----
Um 6000 v. Chr.
Durch den Anstieg des Meeresspiegels wird Sylt langsam zur Insel
Um 4000 v. Chr.
In der Jungsteinzeit erste Besiedlung. Die Bewohner schaffen gewaltige Megalithgräber („Hünengräber“)
Um 800 n. Chr.
Einwanderung friesischer Siedler. Die Keimzellen der heutigen Orte entstehen
12. Jh.
Erste urkundliche Erwähnung der Insel. Die ersten Inselkirchen werden errichtet
1362
Die Marcellus-Sturmflut, („grode Mandränke“), zerstört das alte Nordfriesland
1634
Die Burchardiflut zerstört den letzten Deich auf Sylt
um 1750
„Goldenes Zeitalter“: Die Insulaner leben von Walfang und Handelsschifffahrt
1855
Westerland wird Seebad, das Dorf verzeichnet 98 Kurgäste
1888
Die 1970 stillgelegte Inselbahn nimmt den Betrieb auf
1927
Der Hindenburgdamm wird eingeweiht
1960er-Jahre
Der Jetset beschert Kampen den Beinamen „St-Tropez des Nordens“
1972
Erste Sandvorspülung zur Sicherung der Küste vor Westerland
1985
Das schleswig-holsteinische Wattenmeer wird Nationalpark
2009
Westerland, Sylt-Ost und Rantum fusionieren zur Gemeinde Sylt und machen so den ersten Schritt zu einer inseleinheitlichen Verwaltung. Das deutsche Wattenmeer wird in die Unescoliste des Welterbes
Weitere Kostenlose Bücher