Mareks Todfeind
denn einer der beiden Typen trat den Rückzug an. Er rollte in den Gastraum hinein, während sich der andere Marek stellte.
Ich bekam es mit dem Kappenträger zu tun. Der ahnte nicht, wer sich da in das Haus geschlichen hatte. Dass er zu den Profis gehörte, verriet mir seine Reaktion. Er rollte sich zur Seite und zog mit einer glatten Bewegung die Waffe.
Der zweite Typ rannte die Treppe hoch. Auch er hatte geschossen, aber nicht mit einer Beretta.
Kappe kam wieder hoch.
Er wollte seinem Kumpel nachsetzen.
Dagegen hatte ich etwas.
Ich stand schräg hinter ihm, und er hatte mich noch nicht gesehen. Meine Stimme traf ihn unvorbereitet.
»Waffe weg und keine Bewegung!«
Was ich hörte, war ein Stöhnen. Aber die Knarre ließ er nicht fallen. Der Kappenmensch stand in einer wie abgezirkelten Haltung und beschäftigte sich bestimmt nur mit seinen Gedanken.
Ich konnte mich nicht lange mit ihm aufhalten. Für mich waren Marek und die Wirtsleute wichtiger.
»Zum letzten Mal! Weg mit der Waffe!«
Auch wenn wir beide nicht aus einem Land stammten, ging ich davon aus, dass er mich verstanden hatte. Aber er wollte nicht aufgeben. Zuerst hörte ich den Kampfschrei, dann kreiselte er auf der Stelle herum, und sein Schießeisen warf er nicht weg.
Er setzte es sogar ein. Mit seiner Automatik schoss er noch in der Bewegung, obwohl er kein richtiges Ziel sah. Er wollte mich wohl durcheinander machen.
Da war er an den Falschen geraten!
Eine Kugel jagte ich aus dem Lauf!
Und ich traf!
Der Schrei klang erstickt, den er ausstieß, als cm getroffen wurde. Ich wusste nicht, wo ihn die Kugel erwischt hatte, denn es war mir nicht möglich gewesen, genau zu zielen. Jedenfalls hatte ich ihn so getroffen, dass er nicht mehr daran dachte, sich zu wehren. Er konnte sich auch nicht mehr auf den Beinen halten. Er machte noch einen Schritt nach vorn, dann brach er zusammen und landete bäuchlings auf dem Boden.
Ich hatte es eilig, zu meinem Freund Frantisek Marek zu kommen. Gleichzeitig wollte ich wissen, ob der Mann mit der Kappe noch lebte.
Behutsam drehte ich ihn zur Seite. Dabei sah ich das Blut, das aus einer Halswunde sprudelte. Genau dort hatte ihn meine Kugel erwischt und tödlich getroffen. Sein Blick war bereits gebrochen. Der Mund stand weit auf. Ich schaute hinein und sah, dass er kein Vampir war, denn ihm fehlten die beiden Blutzähne.
Für mich war es immer schlimm, wenn ich einen Menschen töten musste. In diesem Fall hatte ich nicht großartig zielen können. Alles war zu schnell gegangen. Ebenso gut hätte ich an seiner Stelle tot auf dem alten Holzboden liegen können.
Mir darüber Gedanken zu machen, war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Es gab noch einen zweiten Killer, und es gab drei Menschen, die sich in Lebensgefahr befanden...
***
Der Jäger saß dem Pfähler im Nacken. Marek setzte seine Hoffnung darauf, schneller zu sein als der Mann ohne Gewissen. Wenn der das Ende der Treppe erreichte, noch bevor Marek im Zimmer verschwunden war, konnte er ihm durchaus eine Kugel in den Rücken jagen. Diesen Mord traute Frantisek dem Hundesohn zu.
Es brannte hier oben kein Licht mehr. Nur aus dem Schlafzimmer der Gastwirte kroch ein sehr schmaler Schein, der sich vor der Tür als schwacher Streifen abmalte.
Genau dort befand sich Mareks Ziel. Er lief mit langen Schritten, versuchte auch, den Atem so gut wie möglich unter Kontrolle zu halten, um so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. Es war nur ein kurzer Weg, der Marek trotzdem verdammt lang vorkam, aber er schaffte ihn und drückte sich über die Schwelle in das Zimmer hinein.
Juric und seine Frau saßen wie Puppen auf dem Bett und hielten sich an den Händen fest. Eine Lampe auf einem Nachttisch spendete schwaches Licht. Die Helligkeit wurde noch von einem Schirm gedämpft. Das Licht erreichte das noch immer offen stehende Fenster.
Marek keuchte. Die letzten Sekunden hatten ihn angestrengt. Er schnappte nach Luft und flüsterte den Befehl.
»Los, aus dem Fenster! Schnell!«
Das Ehepaar bewegte sich nicht.
»Machen Sie schon!«
»Nein, wir werden nicht springen!«, erklärte Karl Juric. »Wir haben uns entschlossen, hierzubleiben Und wenn wir hier sterben sollten. Wir haben nichts getan und...«
Der Vampirjäger wusste spätestens in diesem Augenblick, dass es keinen Sinn hatte, wenn er hier noch lang und breit eine Diskussion begann. Die Menschen waren nicht zu belehren. Wahrscheinlich konnten sie sich nicht vorstellen, in welcher Gefahr sie
Weitere Kostenlose Bücher